Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht seit Jahren auf der Agenda fast aller Parteien in Deutschland - und tatsächlich ist einiges passiert. Die Einführung des Elterngeldes und der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr sind nur zwei Beispiele. Dennoch schneidet Deutschland im internationalen Vergleich relativ schlecht ab, wie eine OECD-Studie von 2017 zeigt.
So sind hierzulande knapp 70 Prozent der Mütter erwerbstätig, was ungefähr dem OECD-Schnitt entspricht. Allerdings arbeiten nur etwa 30 Prozent der Mütter in Vollzeit, rund 40 Prozent in Teilzeit. Interessant ist im Zusammenhang mit der Studie und der Argumentation ein weiterer Aspekt: Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist offenbar nach wie vor ausschließlich eine Herausforderung für die Frauen.
Da wundert es nicht, dass Frauen bis heute auch deutlich seltener Karriere machen als Männer - oder besser gesagt: Mütter seltener als Väter. Das ist offenbar auch die Wahrnehmung der Betroffenen. Laut einer gemeinsamen Umfrage der Thomson-Reuters-Stiftung und der Rockefeller-Stiftung gehen nur 21 Prozent der Frauen in Deutschland davon aus, auch mit Kindern im Beruf vorwärtskommen zu können.
Application Management bietet perfekten Rahmen
Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel von Vanesa Loche Vazquez. Die 36-Jährige hat mit Ende 20 ihr erstes Kind bekommen, im Herbst 2017 ihr zweites. In der Zwischenzeit hat sie Karriere bei der Management- und IT-Beratung MHP gemacht. In einer Branche also, die nicht unbedingt für einen hohen Frauenanteil und eine besondere Familienfreundlichkeit bekannt ist.
Nach ihrem Wirtschaftsstudium arbeitete Vanesa Loche Vazquez zunächst bei einem Industrieunternehmen und hatte verantwortungsvolle Aufgaben bei weltweiten Rollouts von SAP-Systemen inne. 2008 entschied sie sich dann für den Wechsel zu MHP - und zwar in den Bereich Application Management. "Für mich war klar, dass ich Kinder bekommen und eine Familie gründen möchte.
Gleichzeitig wollte ich aber meine Karriere weiterverfolgen. Das Application Management in einer Unternehmensberatung ist dafür ideal geeignet." Und zwar deshalb, weil sich viele Aufgaben remote aus dem Büro oder vom Home Office aus erledigen lassen. Termine vor Ort sind zwar wichtig und gehören auch regelmäßig zum Arbeitsalltag, lassen sich aber gut managen und beschränken sich in der Regel auf einen Tag.
"Der Bereich hat mich auch inhaltlich gereizt: Mich motiviert der Gedanke, dem Kunden nicht nur dabei zu helfen, ein performantes IT-System zu betreiben, sondern ihn auch ganzheitlich zu beraten."
Flexibilität und starker Wille sind wichtig
2011 brachte Vanesa Loche Vazquez ihre Tochter zur Welt. Sechs Monate nach der Geburt begann sie wieder bei MHP - damals mit 50 Prozent. Ein Jahr später, zum Jahresbeginn 2013, stieg sie zum Manager auf. Vor der Geburt des zweiten Kindes war Vanesa Loche Vazquez wieder bei 80 Prozent angekommen und hatte eine Vier-Tage-Woche: Drei Tage arbeitete sie im Office in Ludwigsburg oder bei ihren Kunden, einen Tag im Home Office. Der Freitag war Familientag und frei.
Aufgestiegen war Vanesa Loche Vazquez in dieser Zeit bis zur Senior Managerin mit Personalverantwortung für sechs Mitarbeiter in Deutschland und für fünf Mitarbeiter am rumänischen Standort von MHP in Cluj. "Ich hatte nie das Gefühl, wegen meiner Tochter und des Teilzeitjobs Nachteile bei der Karriere hinnehmen zu müssen. Ausschlaggebend ist, die Leistung zu bringen und die Erwartungshaltung des Arbeitgebers und der Kunden zu erfüllen."
Um sich sowohl ihrer Familie als auch ihrer Karriere voll widmen zu können, sind für Vanesa Loche Vasquez einige Rahmenbedingungen entscheidend. Da ist erstens die Art des Jobs: Das Application Management lässt sich per se gut von jedem beliebigen Ort ausführen. Außerdem ermöglicht MHP, die Arbeit zeitlich und räumlich flexibel zu gestalten. Zweitens kann Vanesa Loche Vazquez auf ein gutes familiäres Netzwerk zurückgreifen: Sie selbst bringt die Tochter morgens in den Kindergarten, ihr Ehemann, ihre Eltern oder ihre Schwiegereltern holen sie nachmittags ab und übernehmen bis zum Feierabend die Betreuung.
Und drittens kommt es für sie auf den Willen an: "Das Leben, das ich führe, ist anstrengend - da darf man sich nichts vormachen. Häufig beantworte ich noch abends und an meinen freien Tagen E-Mails oder kümmere mich um Dinge, die liegen geblieben sind. Hinzu kommt, dass ich immer wieder auf organisatorische Herausforderungen reagieren muss - zum Beispiel, wenn meine Tochter krank wird und ich mit ihr zum Arzt muss. Eigenmotivation und die Bereitschaft, auch mal eine Extrameile zu gehen, sind in einer solchen Konstellation unabdingbar, sonst macht man das nicht lange."
Nach der Geburt ihres zweiten Kindes möchte Vanesa Loche Vazquez erneut schnell wieder bei MHP einstiegen, geplant ist auch dieses Mal ein halbes Jahr. Für ihre Karriere hat sie ebenfalls konkrete Pläne. Bis zum Assocciated Partner will sie aufsteigen - und das auch mit zwei Kindern im üblichen Tempo.