Die Anbindung der von T-Systems stammenden Zulassungs-Software für Studenten geht in eine weitere Runde. Schuld daran hat dieses Mal allerdings nicht T-Systems. In ihrem Auftrag wurde die zentrale Bewerber- und Vergabeplattform programmiert. Diese Softwareplattform funktioniert sehr gut und erledigt genau das, was sie soll.
Davon konnte sich der Autor bei einem Vorführungstermin in den Räumen der ITSO, wo eines der Testsysteme steht, persönlich überzeugen. Professor Stefan Jähnichen, Leiter Fraunhofer FIRST, und Stephan Drooff, Geschäftsführer der IT-Firma ITSO, zeigten das System in der Berliner Mohrenstraße zwei Stunden lang ausgewählten Journalisten.
Das Problem war und ist vielmehr die Anbindung an die Systeme der Unis, die zu 80 Prozent Software des Unternehmens HIS (Hochschul-Informations-System GmbH) aus Hannover einsetzen. Diese klappt nicht, obwohl dies von der von Bund und Ländern als Gesellschafter geführten Bildungs-Softwareschmiede aus Hannover ewig versprochen worden war. Jetzt springt die private Hamburger Firma Datenlotsen in die Bresche. Sie führt den Entwicklern aus Hannover vor, wie es geht.
Seit dem 16. Mai 2012 können sich Studienbewerber über das Bewerbungsportal von www.hochschulstart.de für Studiengänge mit örtlicher Zulassungsbeschränkung bewerben. Damit hat der Pilotbetrieb des Dialogorientierten Serviceverfahrens für die Hochschulzulassung (DoSV) zum Wintersemester 2012/2013 begonnen. Das teilte die Stiftung Hochschulstart.de (vormals ZVS) mit.
Das Problem ist altbekannt: Beim bisherigen Zulassungsverfahren, wo die Unis ihre Plätze dezentral vergeben, gab es immer großes Gedränge auf attraktive Studienfächer, am Ende blieben trotzdem viele Plätze über. Denn viele Schüler bewarben sich wegen der besseren Chancen mehrfach und sagten auch nicht ab, als sie einen Studienplatz erhalten hatten. Die Unis mussten lange Fristen abwarten, bis sie definitiv wussten, wer zugesagt hatte.
Es begannen aufwendige Nachrückverfahren. Dann war es aber oft zu spät für die Bewerber. Resultat: Laut KMK blieben am Ende bis zu 20.000 Studienplätze der begehrten Numerus-Clausus-Fächer unbesetzt. Rettung naht: Aus Hamburg melden die Verantwortlichen der privaten Firma Datenlotsen stolz: „Ein Großteil der Hochschulen, die bereits Studienangebote im hochschulstart.de-Portal zur Bewerbung freigeschaltet haben, setzt zur Teilnahme am DoSV Datenlotsen-Software ein.“
Datenlotsen helfen auch HIS-Universitäten mit Connector
Darunter sind der Firma zufolge: Die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena, die Technische Universität Ilmenau sowie die Fachhochschulen Erfurt, Neubrandenburg und Nordhausen. Alle diese Unis verwenden dazu das Bewerbungs- und Zulassungsmodul Campus Net Apply. Die Hochschule Osnabrück und die Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen, die das System Campus Net nutzen, können mit ihren Studienangeboten ebenfalls beim DoSV-Pilotbetrieb mitmachen.
Weitere Hochschulen, die Datenlotsen-Software einsetzen, wollen der Mitteilung zufolge noch bis zum 1. Juni 2012 ihre Studienangebote im Bewerberportal von hochschulstart.de freischalten.
Das Dialogorientierte Serviceverfahren wurde auf Initiative des Bundesbildungsministeriums entwickelt und soll durch einen bundesweiten Mehrfachbewerbungsabgleich künftig für eine schnellere Studienplatzvergabe sorgen und mehr Transparenz für die Bewerber schaffen. Für das Wintersemester 2012/13 wird jetzt zunächst erst Mal ein Pilotbetrieb mit den Hochschulen gestartet, die bereits technisch in der Lage sind, sich mit ihrer lokalen Bewerbungssoftware an das zentrale hochschulstart.de-Portal anzuschließen.
Die Datenlotsen können dabei auch den HIS-Hochschulen helfen. So können auch Unis, die bisher noch die ältere Softwaregeneration des Herstellers HIS eingesetzt haben, mitmachen. Denn an diesen stellen die Hamburger das ihr Programm Campus Net Apply als „Konnektor" zur Verfügung, das die Verbindung zwischen den HIS-Systemen und dem zentralen Bewerberportal von hochschulstart.de herstellt.
Stephan Sachse, Geschäftsführer der Datenlotsen Informationssysteme, ist deswegen guter Dinge: „Wir freuen uns, dass die Mehrheit der Hochschulen, die am nun gestarteten Pilotbetrieb des DoSV teilnimmt, unsere Software einsetzt. Dies zeigt, welchen Beitrag private Anbieter auch im hochspezialisierten Bereich der Hochschulsoftware leisten. Nun werden im Rahmen des Pilotbetriebs erstmals Praxiserfahrungen mit dem neuen Zulassungsverfahren gesammelt. Wir hoffen, dass damit eine Grundlage für einen zukünftigen flächendeckenden Start des Verfahrens gelegt wird."
Fachhochschule Brandenburg nimmt mit HIS-Connect-Portal teil
Und auch die HIS kann einen kleinen Erfolg vermelden: „Mit dem neuen HIS Connect-Bewerbungsportal ist die Fachhochschule Brandenburg (FHB) eine der wenigen Fachhochschulen Deutschlands, die am bundesweiten Pilotbetrieb des Dialogorientierten Serviceverfahrens (DoSV) teilnimmt", berichtet deren Kanzler Steffen Kissinger in einer HIS-Pressemitteilung.
„Wir freuen uns, dass wir die FHB unterstützen können und gleichzeitig unserem Ziel einen Schritt näher kommen, den deutschen Hochschulen flächendeckend die beste Lösung für ein modernes Bewerbungs- und Zulassungsmanagement zur Verfügung zu stellen", sagt Sven Gutow, stellvertretender Leiter der HIS Hochschul-IT. HIS-Geschäftsführer Martin Leitner musste wegen des Software-Debakels Anfang des Jahres seinen Hut nehmen.
Überzeugt hätten die Hochschule im Westen Brandenburgs (rund 3000 Studierende und 60 Professoren in den Schwerpunkten Wirtschaft, Informatik und Medien und Technik) die Vorteile für Bewerber und Hochschule: Die Bewerber geben ihre Studienwünsche, persönliche Daten, Informationen zum Hochschulabschluss und Sonderanträge per Web-Formular ein.
Für die Fachhochschule sei gleichzeitig ein reibungsloser Übergang zur internen Studierenden- und Prüfungsverwaltung sichergestellt. Bewerber auf zulassungsbeschränkte Bachelor-Studiengänge der FHB können sich künftig über das bundesweite Portal www.hochschulstart.de der Stiftung für Hochschulzulassung direkt im Portal der Hochschule bewerben.
Normalbetrieb ist nicht abzusehen
Bei der Entscheidung für einen Studienplatz an der FHB gleicht das zentrale System diese Information mit den anderen teilnehmenden Hochschulen ab und sorgt damit dafür, dass nicht angenommene Studienplätze rechtzeitig und in kürzester Zeit an andere Bewerber vergeben werden können.
Wann aber wirklich alle Hochschulen an das DoSV angeschlossen sein werden können, und nur dann macht die zentrale Plattform Sinn, steht weiterhin in den Sternen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.