Kraftvoll und optimistisch für die Zukunft geben sich Autohersteller auf der Motor Show in Detroit. Tatsächlich geht es der Branche gut. Jeweils Höchststände bei den Neuzulassungen brachte das vergangene Jahr für die USA und China und auch in Europa wuchs der Automarkt laut Verband der Automobilindustrie (VDA) um rund 6 Prozent auf über 14 Millionen PKW. Dieser Schwung wird nach Ansicht von VDA Präsident Matthias Wissmann in allen drei Märkten in das Jahr 2017 mitgenommen.
Valéo auf Einkaufstour
"Der Aufschwung spiegelt sich in den Aktienkursen von Automobilproduzenten und Zulieferern wider", bemerkt Roland Stadler von der Baader Bank. First Tier Suppliers wie Valéo profitierten naturgemäß von der guten Konjunktur in der Branche. Seit Mitte vergangenen Jahres hat die Aktie des Franzosen von rund 38 auf etwas über 55 Euro zugelegt. "Das entspricht einem Plus von immerhin fast 45 Prozent." Die Zukunft gehöre ganz klar Technologien zur Verringerung des CO2-Ausstoßes sowie elektronischen Assistenzsystemen. Auf diese Transformation bereite sich auch Valeo intensiv vor. Nach dem Kauf von Telematik-Spezialist Peiker und Klimatechnik-Experte Spheros habe Valéo im neuen Jahr mit der Übernahme von FTE Automotive bei einem Hersteller von Kupplungs- und Getrieben zugeschlagen. Zusammen mit Siemens ziele das Unternehmen auf die Marktführung bei Antriebssystemen für Elektromotoren.
Elektroantrieb auch für LKW
Mit einem Anstieg von rund 30 Prozent auf derzeit 40 Euro seit Mitte 2016 überzeugt auch die Aktie von Magna. Der kanadische Automobilzulieferer liege im laufenden Geschäftsjahr mit einem Plus von etwa 15 Prozent auf gut 24 Milliarden Euro beim Umsatz deutlich über den Erwartungen der Analysten. "Neue Technologien in Verbindung mit autonomem und emissionsfreiem Fahren stehen auch bei Magna im Vordergrund", weiß Stadler.
Auf der IAA im vergangenen Jahr habe Magna beispielsweise einen neuen Lkw-Leichtbaurahmen für elektrobetriebene Nutzfahrzeuge vorgestellt, womit das Zusatzgewicht der Akkus ausgeglichen werden könne, damit es beim Beladen hinsichtlich des zulässigen Gesamtgewichts keine Probleme gebe. Magna sieht die Reichweite von Elektroautos und den Aufbau von Stationen mit kürzerer Ladezeit sowie die Preise für E-Fahrzeuge auf einem guten Weg. In drei bis vier Jahren erreiche die nächste Generation der E-Mobilität inklusive größerer Entwicklungssprünge die Märkte.
40 Millionen Neuzulassungen bis 2030
Auch das Center of Automotive Management (CAM) erwartet ab 2020 aufgrund technischer Fortschritte und politisch veränderter Rahmenbedingung ein rasantes Wachstum der Elektromobilität. Demnach könne es bis 2030 weltweit rund 40 Millionen Neuzulassungen von Elektrofahrzeugen geben. Markttreiber sei China mit rund 400.000 verkaufen Einheiten im vergangenen Jahr. Das entspreche etwa der Hälfte des globalen Marktes für Elektroautos.
Bei den Preisen für Akkus geht es McKinsey zufolge bereits seit geraumer Zeit kontinuierlich bergab. Die Unternehmensberatung macht seit 2010 einen Preisverfall um 80 Prozent bei E-Auto-Akkus aus. Demnach kostet eine Kilowattstunde gegenwärtig rund 230 US-Dollar, womit eine typische Batterie mit 25 kWh für einen Kompaktwagen auf knapp 6.000 US-Dollar komme.
Größere Reichweite in wenigen Jahren
Die Branche bewegt sich. Das unterstreicht auch Samsung mit einem in Detroit angekündigten neue Akku für E-Fahrzeuge. Für 2021 plane Samsung SDI die Serienproduktion einer Batterie für Elektroautos mit einer Reichweite von 600 km, die innerhalb von 20 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden könne.
Beim Ausbau der Infrastruktur für Ladestationen hakt es hingegen nach wie vor, was wiederum Tesla Motors das Leben schwer macht. "Der Marktführer für Elektroautos hat im vergangenen Jahr die Absatzprognosen verfehlt", weiß Walter Vorhauser von der Oddo Seydler Bank. Vor der Einführung des Modell 3 Mitte des Jahres arbeiteten die Amerikaner nun mit Hochdruck an zusätzlichen Ladestationen.
Tesla-Aktie profitiert von Trump-Aussagen
Entwicklungen im Bereich autonomes Fahren plant Tesla Vorhauser zufolge in Kooperation mit Panasonic zu intensivieren, nachdem der japanische Elektronikkonzern bereits Batterien für das neue Tesla E-Auto liefere und in die im Sommer 2017 anlaufende Solarfabrik des Unternehmens im US-Bundesstaat New York investiere. "Mit Casebolt und Chris Lattner hat sich Tesla Chef Elon Musk für das Thema zwei Apple-Mitarbeiter an die Spitze des Unternehmens geholt." Die Aktie von Tesla bewegte sich 2016 eher seitwärts, konnte aber seit November wieder deutlich von 170 auf 230 Euro zulegen. "Die Wahl von Trump verbunden mit der Ankündigung, Strafzölle auf außerhalb der USA produzierte Waren zu verhängen, gab dem Wert einen Schub", meint Vorhauser.
Kräftig gestiegen ist auch Aktie von Geely Automobile. Seit Anfang 2016 steht eine Verdoppelung von 0,49 auf 0,97 Euro zu Buche. "Dem Thema Entwicklung von Elektromobilität und Connectivität widmet sich der chinesische Autobauer künftig zusammen mit dem Chip-Produzenten NXP", informiert Vorhauser. In der ersten Phase der Kooperation beschäftigten sich Geely und die Niederländer mit Infotainment und Telematik fürs Auto, bevor Advanced-Driver-Assistant-Systeme und Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Kommunikation hinzukomme. (dpa/rs)