Personalverantwortliche aus IT-Unternehmen haben das Portfolio ihrer Recruiting-Maßnahmen in den letzten Jahren verbreitert. Fast immer gehört dazu, die eigenen Mitarbeiter zu belohnen, wenn sie geeignete Kandidaten empfehlen. Laut einer gemeinsamen Studie der Universität Bamberg und des Jobportals Monster von 2016 haben 28,2 Prozent der 1000 größten Unternehmen aus Deutschland solche Mitarbeiterempfehlungs-Programme ins Leben gerufen.
So auch die Management- und IT-Beratung MHP. "Im Grunde verfolgen wir schon seit der Gründung im Jahr 1996 die Idee, das eigene Netzwerk zu nutzen, um Personal aufzubauen", sagt Sarah Böning, Head of Recruiting. Mittlerweile kämen knapp über 40 Prozent - in manchen Fachbereichen sogar bis zu 50 Prozent der neuen Mitarbeiter über das Programm MHP MakeTheTeam. Die Porsche-Tochter verfolgt diesen Ansatz sehr konsequent. Die Personalabteilung freut sich auch über den Kontakt zu potenziell interessanten Kandidaten, deren Profil gerade nicht gesucht wird.
Formlose Empfehlung
Das Programm umfasst sämtliche Hierarchieebenen und erstreckt sich auf alle Standorte. Wenn ein Mitarbeiter einen möglicherweise passenden Kandidaten im Kopf hat, wendet er sich formlos an das Recruiting-Team. Gemeinsam wird überlegt, ob die vorgeschlagene Person infrage kommt, und wenn ja, wie sie am besten angesprochen werden soll. Dafür gibt es unterschiedliche Wege: Mal nimmt ein HR-Mitarbeiter über Xing oder LinkedIn Kontakt zu dem potenziellen Mitarbeiter auf und bezieht sich dabei auf den "gemeinsamen Bekannten". Mal spricht der empfehlende MHP-Mitarbeiter seinen Bekannten selbst an.
Ist der Kandidat an einem Wechsel interessiert, setzt der übliche Bewerbungsprozess mit telefonischem und persönlichem Gespräch ein. Ist ein Talent potenziell interessant, momentan aber keine passende Position frei, hat MHP ebenfalls eine Lösung parat: "Dann bleiben wir im Anschluss in Kontakt, informieren den Kandidaten über Neuigkeiten, laden ihn zu passenden Veranstaltungen ein oder telefonieren einfach für ein Update", so MHP-Managerin Böning.
Finanzieller Anreiz nicht im Vordergrund
Für die Vermittlung erhalten MHP-Mitarbeiter eine Belohnung. Wie viel Geld dabei herausspringt, hängt vom Level der eingestellten Person ab. Kommen Empfehlungen von einem Alumnus, honoriert MHP das ebenfalls. Der finanzielle Anreiz spielt laut Personalchefin Böning für die meisten Mitarbeiter aber nicht die entscheidende Rolle.
In den nächsten Jahren will MHP das Programm weiter ausbauen. Ein systematisches Management des Netzwerks werde dazu beitragen, dass Talente zu MHP finden. Immer wichtiger würden Xing inklusive des Arbeitgeberbewertungs-Portals Kununu und LinkedIn.
Xing stelle bereits Referral-Tools zur Verfügung, über die Mitarbeiter dem Recruiting-Team Kandidaten vorschlagen und online den Kontakt zu ihnen herstellen können. Der Empfehlende kann im Auge behalten, wen er wann empfohlen hat, in welchem Status sich der Prozess befindet und wie sich sein Prämienkonto entwickelt. Böning kann sich für die Zukunft vorstellen, dass Unternehmen selbst solche Tools entwickeln und so unabhängiger von den sozialen Netzwerken werden.