Der japanische Elektronikkonzern Fujitsu hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, den 50-Prozent Anteil am Gemeinschaftsunternehmen mit Siemens für 450 Millionen Euro übernehmen zu wollen. Am 1. April dieses Jahres wurde aus Fujitsu Siemens Computers eine Regionalgesellschaft des japanischen Konzerns mit dem Namen "Fujitsu Technology Solutions" (FTS). Die deutschen Produktionsstandorte bleiben erhalten, die dort gefertigten Produkte werden nun unter dem Label "Fujitsu" verkauft.
Innerhalb des Fujitsu-Konzerns wird der neuen europäischen 100-Prozent-Tochter eine Schlüsselrolle zufallen: Sie soll federführend die Entwicklung und Produktion von Intel-basierenden Servern (IA-Server) und Storage-Lösungen für den globalen Markt übernehmen. Dafür sollen auch R&D-Kapazitäten für IA-Server und Storage-Systeme von Japan nach Deutschland verlagert werden. Im Zentrum der EMEA-Aktivitäten steht die Verlagerung des Schwerpunkts vom Produkt- zum Infrastruktur-Anbieter.
Unter der Bezeichnung "Dynamic Infrastructures" teilt FTS sein Portfolio an Dienstleistungen in folgende vier Bereiche:
-
Infrastructure Products and Services: Server, Storage, Clients, Network und produktnahe Dienstleistungen
-
Infrastructure Solutions: speziell geplante oder vorgefertigte Infrastrukturlösungen wie etwa Flexframe for SAP/Flexframe for Oracle
-
Managed Infrastructure: Betrieb von Rechenzentren oder Client-Infrastrukturen beim Kunden
-
Infrastructure as as Service: Nutzung von IT-Infrastrukturen übers Internet nach dem Cloud-Computing-Prinzip: Der Kunde benötigt keine eigene Infrastruktur, flexible Abrechnungsmodelle nach der tatsächlichen Nutzung
In einer Pressekonferenz am 30. März räumte FTS-CEO Kai Flore ein, dass er vor dem Hintergrund der nötigen Umstrukturierungen und einer schwächelnden Weltwirtschaft zwar nicht mit einem einfachen Start, aber mittelfristig mit guten Wachstumschancen rechne: "Bei den Servern wollen wir in den nächsten Jahren unseren Marktanteil von jetzt sieben auf zehn Prozent ausbauen", sagte Flore. Über den schon angekündigten Abbau von 700 der 6000 Mitarbeiter in Deutschland (weltweit 1000 von gut 10.000) hinaus seien keine weiteren Stellenkürzungen geplant.
Für die Bereiche R&D, Storage und Services rechnet er sogar mit einem höheren Bedarf an Software-Experten; genaue Angaben wollte der CEO nicht machen, nannte aber einen "dreistelligen Bereich" an Neueinstellungen oder ein "unorganisches" Wachstum wahrscheinlich.
Die Fertigung in Deutschland will Fujitsu fortführen, sagte Flore. Es sei wichtig für Fujitsu, seinen Kunden die gesamte Produktpalette aus einer Hand anbieten zu können. Zudem sei ein Prokuktionsstandort in der Mitte Europas wegen der kurzen Wege und Lieferzeiten von Vorteil; auch die Unabhängigkeit von den Transportpreisen hätte sich in der Vergangenheit als vorteilhaft erwiesen. Allerdings gebe es möglicherweise eine Veränderung in der Ausrichtung des Produktportfolios: "Ich kann mir vorstellen, dass wir den Low-End Bereich zurückfahren und das Geschäft mir höherwertigen Business-Clients stärker ausbauen".
Fujitsu kooperiert weiter mit EMC, NetApp sowie SAP, Oracle und Microsoft
Im Storage-Bereich will FTS die Fujitsu-Storage-Systeme, die unter dem Label "Eternus" verkauft werden, in das Produktportfolio aufnehmen und weiterhin die Kooperation mit den strategischen Partnern EMC und NetApp ausbauen. Das von Fujitsu Siemens Computers entwickelte virtuelle Magnetbandsystem CentricStor wird zukünftig unter der Bezeichnung Eternus CS mit dem Fujitsu-Logo verkauft.
Auch die schon bestehenden Partnerschaften mit strategischen ISVs (Independant Software Vendors) wie SAP, Oracle und Microsoft sollen fortgeführt und weltweit intensiviert werden. "In diesem Bereich haben wir eine langjährige Erfahrung und können bei der Ausdehnung der Partnerschaften anderen Fujitsu-Regionalgesellschaften etwa in den USA oder Australien hilfreich zur Seite stehen", sagte Flore.
"Fujitsu Siemens passt perfekt in die Wachstumsstrategie der Fujitsu Group"
Mit der Übernahme durch Fujitsu wird FTS Teil eines internationalen Konzerns mit derzeit weltweit 167.000 Mitarbeitern in 70 Ländern. Fujitsu hatte im letzten Fiskaljahr (April 2007 bis März 2008) einen Umsatz 53,3 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 2,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Im Vergleich: Fujitsu Siemens Computers hat im letzten Fiskaljahr 6,6 Milliarden Euro umgesetzt und einen Gewinn von 105 Millionen Euro verbucht.
Der Fujitsu-Konzern unterhält 80 Datacenter in 16 Ländern und Platform Solution Center in sieben Ländern. "Fujitsu Siemens Computers komplett in die Fujitsu Group zu integrieren passt perfekt zu unserer globalen Wachstumsstrategie", sagt Kuniaki Nozoe, President von Fujitsu.
Weitere ausführlichere Informationen zur neuen Fujitsu-Strategie erfahren Sie hier:Den Weg zum Infrastruktur-Anbieter konsequent weiterverfolgen