Microsoft hat dem Windows Server 2012 im Vergleich zum Vorgänger Windows Server 2008 R2 zahlreiche Neuerungen in Sachen Netzwerk, Internetanbindung und Cloud-Fähigkeit verpasst, was den Administrator freut. Tony Lock, Analyst bei der britischen Marktforschungsfirma Freeform Dynamics, hebt vor allem die erweiterten Einsatzmöglichkeiten des Server Manager, die Powershell-Verbesserungen und die neuen Virtualisierungs-Technologien des Hypervisor "Hyper-V 3.0" hervor.
Server remote verwalten
Für den Administrator wird im Windows Server 2012 der überarbeitete Server Manager, den es ab dem Windows Server 2008 gibt, zur zentralen "Schaltpult". Damit lassen sich mehrere Server gleichzeitig remote verwalten. Ein Dashboard zeigt jede installierte Rolle sowie einzelne oder Gruppen von Servern an und signalisiert Probleme. Dazu gibt es Links auf Übersichten zu Ereignissen oder Leistungsdaten.
Die neue Powershell, ein Bestandteil des Windows Management Framework 3.0 und laut Microsoft eines der "wichtigsten Administrationstools", soll die Ausführung und die Erstellung von Skripten vereinfachen. Mitgeliefert wird zudem ein Skript-Editor (ISE) mit dem sich die Befehlsliste der rund 1000 Kommandos durchsuchen und filtern lässt. Die Powershell bietet zudem eine Webzugangsfunktion und lässt sich somit über einen Webbrowser nutzen.
Hochverfügbarkeit "Out-of-the-Box"
Der Hyper-V 3.0 unterstützt laut Tony Lock mit erweiterten Features für die Konfiguration privater, interner oder externer Netzwerke und das Clustering auch Hochverfügbarkeitsszenarien "Out-of-the-Box". Virtuelle Maschinen können in Clustern priorisiert und dann im laufenden Betrieb zwischen einzelnen Clusterknoten verschoben werden. Fällt ein Knoten aus, werden zuerst die virtuellen Maschinen mit der höchsten Priorität verschoben. Mit dem neuen Hypervisor lassen sich pro Host bis zu 160 logische Prozessoren und zwei Terabyte RAM sowie pro virtueller Maschine bis zu 64 virtuelle CPUs und einem Terabyte RAM verwalten.
Mit den überarbeiteten Snapshot-Funktionen können die in den Schnappschüssen gespeicherten Änderungen in einem "Master-Snapshot" zusammengeführt werden. Mit dem Online Backup Service lassen sich Sicherungen zudem standardmäßig in der Microsoft-Cloud ablegen.
TCO: 220.000 Dollar pro Jahr sparen
So wichtig die funktionalen Neuerungen auch sind: CIOs, die mit dem Gedanken spielen, ihre bisher genutzte Serverplattform durch Windows Server 2012 zu ersetzen, interessiert vor allem, ob sich dadurch IT-Kosten senken lassen und bis wann die Ausgaben sich amortisiert haben. Ansatzpunkte hierfür liefern zwei Untersuchungen.
Die TCO-Studie "Windows Server 2012 Rapid Deployment Program" stammt von Microsoft. An ihr nahmen 51 Unternehmen teil, die als Early Adopter die aktuelle Serverplattform im Rahmen des Rapid Deployment Programms (RDP) eingeführt hatten. Die beteiligten Firmen rechnen dadurch in der IT-Abteilung mit Kosteneinsparungen von durchschnittlich knapp 220.000 US-Dollar im Jahr. Die Total-Cost-of-Ownership-(TCO)-Berechnung von Microsoft basiert auf der Annahme, dass sich durch den Windows Server 2012 die Anzahl der physischen Server und diskreter Add-On-Tools reduzieren lässt.
91 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten davon Zeiteinsparungen beim Server-Management und 88 Prozent einen geringeren administrativen Overhead bei der Netzwerk-Administration. Laut der Untersuchung soll jeder IT-Mitarbeiter mit diesen Tätigkeiten pro Jahr rund 3,2 Stunden weniger Zeit verbringen. Im Schnitt beschäftigen die befragten Firmen im IT-Bereich 1830 Mitarbeiter zu einem Stundensatz von 37 Dollar.
Firmen, die den Windows Server 2012 einsetzen, gehen zudem davon aus, durch Virtualisierung künftig 44 Prozent weniger Serverhardware zu benötigen. Das wiederum führt zu geringeren Energiekosten im Rechenzentrum. 86 Prozent meinen, dass in einer virtualisierten Serverumgebung auch 20 bis 40 Prozent weniger Storage-Kapazitäten benötigt werden.
Da der neue Hypervisor die Systemverfügbarkeit erhöht, prognostizieren die Umfrageteilnehmer, dass sich die geplante Downtime-Zeiten um 52 Prozent und ungeplanten um 23 Prozent verringern lassen. Dadurch soll jeder End-User pro Jahr 15 Stunden länger produktiv arbeiten können.
Forrester: ROI in sechs Monaten
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der US-Marktforscher Forrester Research bei der Analyse von 28 Unternehmen, die den Windows Server 2012 produktiv nutzen. Demnach soll die Downtime um die Hälfte sinken. Zugleich werde die Produktivität bei der Server-Administration um 25 Prozent erhöht und die der Endanwender um fünf Prozent. Die Storage-Kosten könnten im Schnitt um 25 Prozent reduziert werden, die Ausgaben für den Infrastrukturbetrieb um zwölf Prozent. Forrester hat errechnet, dass sich die Kostensenkungen über einen Zeitraum von drei Jahren auf einen Barwert (Present Value) von 5,45 Millionen Dollar summieren. Dem stehen 1,85 Millionen Dollar an Investitionskosten gegenüber.
Nach der Kapitalwertmethode (Net Present Value) liegt somit der absolute Gewinn nach Ablauf der drei Jahre bei rund 3,6 Millionen Dollar. Den Analysten zufolge amortisiert sich die Investition gemäß der Kapitalrückflussdauer binnen sechs Monaten; der Return on Investment (ROI) liegt bei 195 Prozent. Die Studie "The Total Economic Impact of Windows Server 2012" wurde von Microsoft beauftragt, doch die inhaltliche Kontrolle der Ergebnisse lag ausschließlich bei Forrester. Die Einzelanalysen zu den Investitionen und zum ROI konsolidierten die Marktforscher in der fiktiven Firma "Narraprise Incorporated", die bei einem Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Dollar 14.000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 600 in der IT-Organisation.