Ob es um die verbesserte Mensch-Maschine-Kommunikation geht oder um die Abwehr von Krebs-Erkrankungen - technologischer Fortschritt durchdringt alle Lebensbereiche. Die Analysten von McKinsey stellen in ihrer Studie "Disruptive technologies: Advances that will transform life, business and the global economy" zwölf zukunftsweisende Trends vor.
Basis der Studie sind Experten-Gespräche und die Lektüre von Forschungsarbeiten und Fachpresse. Sie hätten auch 100 Trends vorstellen können, schreiben die Analysten. Die genannten zwölf schätzen sie als die wichtigsten ein.
McKinseys Analyse ist kein reiner Blick in die Glaskugel. Denn die vorgestellten Trends werden zumindest teilweise bereits umgesetzt, so etwa Cloud Computing und mobiles Internet. McKinsey will Entscheidern eine Art Wegweiser bieten, wie sich diese Technologien weiterentwickeln und worauf sie sich einstellen müssen.
Die Analysten betrachten die zwölf Trends vor dem Hintergrund sogenannter Mega-Trends wie Urbanisierung, demografische Veränderungen und Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Der steigende Energiebedarf beispielsweise hängt mit dem Anwachsen der Städte zusammen.
Technologien der Zukunft
Die Analysten von McKinsey haben zwölf Technologien ausgemacht, die Alltagsleben und Industrie in Zukunft prägen.
Mobiles Internet
Neu ist der mobile Zugriff auf das Internet ja nicht mehr - aber das Thema birgt nach Ansicht von McKinsey noch Potenzial. Dazu ein paar Zahlen: Seit dem Start des iPhone 2007 hat sich die Menge an Smartphones und Tablets versechsfacht. 4,3 Milliarden Menschen warten noch darauf, ans Netz angebunden zu werden.
Automatisierte Wissensarbeit
Unter diesem Stichwort fasst McKinsey lernende Maschinen, Mensch-Maschine-Schnittstellen (wie etwa Spracherkennung) und Anderes zusammen, das Wissens-Arbeitern den Job erleichtert. Prominente Beispiele aus der Technik-Welt sind der Schach-Computer von IBM (1997) und Watson, der Jeopardy-Gewinner 2011. Deren Weg zeige, wie sich die Technologie bisher schon entwickelt hat.
Internet der Dinge
In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl miteinander verbundener Maschinen um 300 Prozent gestiegen, so McKinsey. Der Preisverfall bei mikroelektromechanischen Systemen werde den weiteren Ausbau des Internet der Dinge befeuern. In der Fertigungsindustrie beispielsweise ist noch viel Raum für den Einsatz von Sensoren.
Cloud-Technologie
Der As-a-service-Gedanke setzt sich weiter durch, und dafür brauchen Unternehmen Cloud Computing. Die Cloud ist schneller, flexibler und letztlich auch kostengünstiger, sagen die Analysten. Sie gehen von einer steigenden Nachfrage nach neuen Bezahlmodellen aus ("pay-as-you-go"), auch hier wird mit Cloud Computing gearbeitet. Übrigens gibt es derzeit 50 Millionen Server auf der Welt.
Intelligente Roboter
Seit es sie gibt, werden Roboter immer intelligenter. McKinsey sieht die nächste Entwicklungsstufe im Verschmelzen vom klassischen Roboter mit künstlicher Intelligenz. Roboter werden Menschen in immer anspruchsvolleren Bereichen ersetzen können. Der Bedarf der Industrie an Robotern ist zwischen 2009 und 2011 um 170 Prozent gestiegen.
Synthetische Biologie
Aktuelles Beispiel für den Umgang mit Gen-Analysen ist Angelina Jolie: Die Schauspielerin erfuhr durch eine Analyse ihres Erbgutes, dass die Wahrscheinlichkeit einer Brustkrebs-Erkrankung bei 87 Prozent lag - Jolie ließ Brustgewebe entfernen und künstlich wieder aufbauen. McKinsey erwartet aus der Arbeit mit Genetik und Biologie neue Impulse nicht nur bei der Behandlung von Krankheiten - heute sterben rund 26 Millionen Menschen jährlich an Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes 2 - sondern beispielsweise auch für das Produzieren neuer Kraftstoffe.
Energiespeicherung
Mit dem Aufstieg der Schwellen- und Entwicklungsländer erhalten immer mehr Haushalte Zugang zu Elektrizität. Damit rückt Energiespeicherung in den Fokus. Verbesserte Batterien und Power Grid sind Themen der Zukunft. Solar-Systeme in heutigen Entwicklungsländern werden Energie für weit entfernt liegende Orte liefern können.
Material, das Mitdenken kann
Schicke Kleider, die die Trägerin durch eingewebte Substanzen vor Sonnenbrand schützen, sind nur ein Beispiel für die Weiterentwicklung von Alltags-Materialien. Ein anderes sind Metallteile, die ihre ursprüngliche Form wieder annehmen können. Bei diesem Thema steht insbesondere Nano-Technologie im Vordergrund.
Neue Wege der Öl- und Gasgewinnung
Die Zeiten von Öl und Gas sind noch nicht vorbei. Weltweit investieren Regierungen in sogenanntes "unconventional oil and gas", neue Wege der Förderung also. In Deutschland ist eine rege Diskussion um Fracking in Gang.
Erneuerbare Energie
Sonne, Wind und Wasser sind zu Energielieferanten geworden. Sie versprechen, unendlich viel Energie bereitstellen zu können. Insbesondere in den USA und der Europäischen Union legen Umweltschützer und Endverbraucher auf diese Form der Energiegewinnung Wert. Seit 2000 ist die die Kapazität von Solar- und Windanlagen um das 19fache gestiegen.
Selbstfahrende Autos
Nicht nur Autos, auch Züge und Flugzeuge werden künftig ganz oder teilweise führerlos unterwegs sein. McKinsey erklärt, Googles selbstfahrende Autos hätten auf einer Gesamtstrecke von mehr als 300.000 Meilen nur einen einzigen Unfall gehabt - und an dem war ein Mensch schuld.
3D Drucken
Einige wenige Designer und Freaks haben bisher mit 3D-Druck zu tun, doch die Technologie wird sich etablieren. Einer ihrer Vorteile: Produkte können auch in kleinen Auflagen "on demand" hergestellt werden. Als Vision verfolgen manche Wissenschaftler die Idee, irgendwann menschliche Organe wie etwa eine neue Leber "bioprinten" zu können. Menschliche Stammzellen wären dann sozusagen die Tinte.