In der Auseinandersetzung um die Rechte an Unix und Linux hat SCO die nächste Runde eingeläutet und, wie bereits letzten November angekündigt, Klagen gegen Linux-Anwender eingereicht. Die Opfer seiner Klagewut hat SCO taktisch klug gewählt. Zwar setzen DaimlerChrysler und Autozone, ein amerikanischer Autoteile-Händler, Linux ein, aber beide sind auch (ehemalige) SCO-Kunden. Dementsprechend geht es in beiden Klagen weniger um Linux als um das jeweilige Vertragsverhältnis mit SCO. In der öffentlichen Wahrnehmung erscheinen jedoch Linux-Anwender gefährdet.
Von DaimlerChrysler als SCO-Anwender verlangt SCO die Versicherung, sich mit seiner Nutzung von Unix an die vertraglichen Vereinbarungen mit SCO zu halten. Autozone soll dagegen bei der Migration von SCO auf Linux unrechtmäßig Code des SCO Unix verwendet haben.
Begonnen hat der Streit um Linux mit SCOs Klage gegen IBM vor einem Jahr. IBM habe geistiges Eigentum von SCO in die Linux-Entwicklung einfließen lassen. Den ursprünglichen Streitwert von einer Milliarde Dollar hat SCO sukzessive auf nunmehr fünf Milliarden Dollar erhöht. Belege für seine Behauptung ist SCO bislang allerdings schuldig geblieben.
SCO ist Besitzer von Rechten an Unix, die das Unternehmen Novell abgekauft hat. SCO macht geltend, dass es sich bei Linux um ein Unix-Derivat handle und somit Linux-Anwender Lizenzgebühren an SCO zu entrichten hätten. Novell bestreitet, dass SCO dafür ausreichende Rechte besitzt und sieht sich selbst als Inhaber des Copyrights an Unix. Wegen dieser Behauptung verklagte SCO Novell im Januar.
Bei einer Erhebung unter Linux-Entwicklern stellte das Marktforschungsunternehmen Evans Data fest, dass 60 Prozent der Unternehmen bereits eine Risikoabschätzung des Verfahrens vorgenommen haben. Allerdings sehen nur 13 Prozent die Adaption von Linux durch das Verfahren gefährdet.
Die vielen Rechtsstreitigkeiten bekommen SCO gar nicht. Der gerade vorgelegte Quartalsbericht weist einen auf 11,4 Millionen Dollar gesunkenen Umsatz aus, gegenüber 13,5 Millionen im Vergleichsquartal des Vorjahres. Seinen Verlust hat das Unternehmen auf knapp 1,5 Millionen Dollar glatt verdoppelt. Für das zweite Quartal schließt SCO weiter sinkende Umsätze nicht aus. Insbesondere die Einnahmen aus Lizenzgebühren blieben "kurzfristig schwierig vorherzusagen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Im ersten Quartal stehen bei den Lizenzen Einnahmen von 20.000 Dollar Investitionen von 3,4 Millionen Dollar gegenüber.
Auch die Börse reagiert nervös. Vor einem Jahr lag der Kurs der SCO-Aktie noch bei 1,83 Dollar. Spekulationen schraubten den Wert im Oktober auf bis zu 20,5 Dollar. Seitdem sinkt der Wert wieder. Am Mittwoch fiel der Kurs an der Nasdaq weiter auf 11,59 Dollar.
Hinter SCO steht die Investorengruppe Canopy, die von Ray Noorda, dem langjährigen Chef von Novell, gegründet wurde. Noch unter dem Namen Caldera war es SCO als Eigner der Rechte an DR Dos gelungen ein Verfahren gegen Microsoft anzustrengen. Microsoft zahlte 250 Millionen Dollar und das Verfahren wurde außergerichtlich beigelegt.
Bereits 1994 überschnitten sich die Entwicklungslinien von Linux und der heutigen SCO Group. Unter dem Namen Caldera verkaufte die Firma eine eigene Kollektion von Linux-Software und folgte damit dem gleichen Geschäftsmodell wie Suse oder Redhat, den bekanntesten Distributoren für Linux. 2001 kaufte Caldera SCO und benannte sich 2002 in SCO um.
In einem ähnlich gelagerten Fall konnte AT&T, ursprünglicher Entwickler von Unix, Anfang der 90er Jahre sich in einem Prozess gegen die Berkeley Universität in Kalifornien nicht durchsetzen. AT&T hatte der Universität vorgeworfen, durch die Entwicklung der eigenen Unix-Variante in der Berkeley System Distribution (BSD) Rechte von AT&T zu verletzen. Im Lauf der Verhandlung stellte sich heraus, dass AT&T durch Übernahme von BSD-Code eher die Rechte der Universität verletzte. Das Verfahren wurde eingestellt als die Universität mit einer Gegenklage drohte.
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