Rund 770 außenhandelsorientierte Unternehmen haben an der Studie „Zoll im Aufbruch“ teilgenommen. Die Ergebnisse liegen nun vor. Export- und importorientierte deutsche Unternehmen mussten in den vergangenen Jahren zahlreiche Anpassungen ihres Zoll-Managements vornehmen. Und es wird weitere Änderungen geben.
Eine Ursache hierfür ist der Modernisierte Zollkodex (MZK) der EU, der das Zollrecht rationalisieren, harmonisieren und vereinfachen soll, was zu Veränderungen an Prozessen, der Organisation und der IT-Infrastruktur in den Unternehmen führt. Der Wirtschaft sind die Auswirkungen der Neuerungen für die Prozesse der Zollabwicklung bewusst.
48 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen der Modernisierte Zollkodex ein Begriff ist, weitere 45 Prozent sagten „in Grundzügen“. Nur sieben Prozent der Befragten kannten den MZK nicht. Allerdings sind den Befragten nicht alle Details, die die zollrechtlichen Veränderungen in den Unternehmensprozessen mit sich bringen werden, schon bekannt.
Eine besonders große Bedeutung besitzt der im Modernisierten Zollkodex verankerte Grundsatz des elektronischen Datenaustausches: Für 86 Prozent der Befragten ist dieses Merkmal „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“.
Organisation der Zollprozesse hat sich verbessert
Zollanmeldungen für den Export von Waren dürfen seit dem 1. Juli 2009 beispielsweise nur noch elektronisch mittels ATLAS-Ausfuhr (ATLAS = Automatisiertes Tarif- und lokales Zoll-Awicklungs-System), dem IT-Verfahren der deutschen Zollverwaltung, abgewickelt werden. Die Studie hat untersucht, ob die Unternehmen diesen Termin einhalten konnten. 57 Prozent der Befragten konnten die Planung ihrer Außenwirtschaftsprojekte uneingeschränkt einhalten. Dagegen mussten 34 Prozent der Unternehmen Teilziele streichen, externe Dienstleister hinzunehmen oder das Projektteam aufstocken, um die Planung einzuhalten. Neun Prozent konnten ihre Planung nicht einhalten.
Inzwischen wude die Einführung der elektronischen Ausfuhranmeldung mittels ATLAS größtenteils erfolgreich umgesetzt. Allerdings zeigt die Zollstudie auch die Schwierigkeiten des Umsetzungsprozesses auf: Knappe Terminplanung, unzureichendes Wissen und Kommunikationsdefizite mit den Zollbehörden sowie im eigen Betrieb werden hier am häufigsten genannt. 63 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass nun Zeit für eine Konsolidierung benötigt werde, damit die Veränderungen greifen können.
Laut Befragung beurteilen heute mehr als zwei Drittel der Unternehmen (70 Prozent) ihre aktuellen Organisationsstrukturen zur zollrechtlichen Abfertigung als ausreichend, nur knapp ein Drittel (29 Prozent) sieht noch Optimierungsbedarf. Im Vergleich zu den Befragungen aus 2007 und 2008 hat sich diese Selbsteinschätzung deutlich verbessert. Die durch die gesetzlichen Vorgaben konkretisierten Anforderungen etwa bei der Bewilligung zum Zugelassenen Ausführer oder der AEO-Zertifizierung (Authorised Economic Operator) führen dazu, dass die Unternehmen die eigenen Organisationsstrukturen in Richtung auf mehr Prozessverantwortung anpassen.
58 Prozent der Unternehmen besitzen heute einen Prozessverantwortlichen Zoll (2008 waren es 54 Prozent) und 64 Prozent einen Prozessverantwortlichen Logistik (2008 waren es 62 Prozent). Die Notwendigkeit zu mehr Prozessverantwortung scheint beim Großteil der Firmen mittlerweile angekommen zu sein.
Wie ein roter Faden zieht sich aber die Erkenntnis durch die Studie, dass es noch Nachholbedarf in der Kommunikation gibt. Dabei wurden Verbesserungsmöglichkeiten in der Kommunikation in jeder Richtung genannt. Sowohl innerhalb der Zollbehörde, zwischen der Zollbehörde und den Unternehmen als auch innerhalb der Unternehmen selbst.