Neues Transportunternehmen ITAliana

Neuer Anlauf zur Notrettung der Alitalia

11.10.2020
Alitalia ist ein nationales Symbol in Italien. Vier Minister in Rom unterschreiben jetzt ein Dekret, damit das Land eine weltweit aktive Fluggesellschaft behalten kann. Ein Neustart - so ist es vom Staat geplant.
Die italienische Fluggesellschaft Alitalia hat seit 2002 keinen Gewinn mehr erwirtschaftet und ist seit Mai 2017 insolvent. Das neue Unternehmen "ITAliana" soll allmählich Teile der alten Alitalia aufnehmen.
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Neues Unternehmen, neuer Name: Die Regierung in Rom legt mit der Gründung einer Firma den Grundstein zum staatlich gesteuerten Umbau der angeschlagenen italienischen Fluggesellschaft Alitalia. Zuvor hatte sich die Finanzlage des Unternehmens, das seit 2017 insolvent ist, durch den Geschäftsrückgang in der Corona-Krise zugespitzt. Vier Minister und Ministerinnen der Mitte-Links-Regierung unterschrieben ein Dekret zur Gründung des neuen nationalen Luftverkehrsunternehmens. Das teilte das Finanzministerium von Roberto Gualtieri mit.

Zeitungen und die Nachrichtenagentur Ansa nannten am Samstag "Italia Trasporto Aereo" - abgekürzt ITA - als Namen der Neugründung in dem Dekret. Italiens Verkehrsministerin Paola De Micheli hatte auf Facebook schon nach der Unterschrift am Freitag von "ITAliana" gesprochen: "Es wird ITAliana sein, weil sie Italien in die Welt tragen soll." Die Ministerin schrieb von einem "Industriebetrieb im Dienste des Landes", der den Tourismus beleben solle.

Wiederbelebung des italienischen Luftverkehrs

Die Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" und andere Medien berichteten unter Berufung auf das Dekret, dass das Unternehmen zunächst nur ein geringes Kapital haben solle. Das Unternehmen müsse noch beim italienischen Rechnungshof registriert werden.

"Die Neugründung stellt den ersten Schritt zur Schaffung eines hochqualitativen Transportunternehmens dar, das auf dem internationalen Markt konkurrenzfähig ist", wurde Wirtschaftsminister Gualtieri am Freitag zitiert. Es werde der "Grundstein für die Wiederbelebung des italienischen Luftverkehrs" gelegt. Gleichzeitig wurden Spitzenmanager des neuen Unternehmens benannt. Laut Gualtieri sollen diese einen Plan für die weitere Entwicklung vorlegen. Das Unternehmen ist aufgefordert, in 30 Tagen einen Industrieplan zu erstellen und dem Parlament vorzulegen.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa ging es auch darum, in Brüssel die EU-Unterstützung für die Konzepte, etwa die Überführung von Aktivitäten, zu erhalten.

Wie "Sole 24 Ore" schrieb, müsse man zunächst von einem "Unternehmen im Werden" sprechen, das noch nicht operativ sei. Grundidee sei, allmählich Teile der alten Alitalia dorthin zu überführen, erläuterte das Blatt unter Berufung auf frühere Informationen aus der Politik. Das genaue Konzept, das auch eine Reduktion der Flugzeuge enthalten könne, stehe noch aus.

Die Regierung hatte zudem angekündigt, dass eine staatlich dominierte Fluggesellschaft nur ein Übergangsphänomen sein solle. Es gab mehrfach Berichte über Gespräche mit möglichen weiteren Investoren oder Partnern sowie über ein Tauziehen in der Regierung und mit den Gewerkschaften.

Kritik kam von der rechten Opposition. Alitalia habe "Milliarden verbrannt", zitierte Ansa eine Politikerin der Forza Italia, die Senatorin Anna Maria Bernini. Ohne solide internationale Partnerschaft dürfte künftig nur weiteres Geld der Italiener verschwendet werden.

Die alte Alitalia gilt mit mehr als 10.000 Arbeitsplätzen als nationales Symbol. Der Staat hat die notleidende Gesellschaft mehrfach mit hohen Millionenbeträgen unterstützt. Für den Neustart sagte er vor Monaten im Zuge der Corona-Hilfen drei Milliarden Euro zu. Alitalia hatte nach Berichten gerade eine Verlängerung der Kurzarbeit für knapp 7.000 Mitarbeiter bis 2021 beantragt.

Alitalia hat seit 2002 keinen Gewinn mehr erwirtschaftet und ist seit Mai 2017 insolvent. Im Dezember 2019 hatte Rom einen neuen Insolvenzverwalter eingesetzt. Man suchte Käufer auf dem internationalen Markt, doch das gestaltete sich schwierig. Auch Lufthansa hatte dabei mehrfach abgewinkt. (dpa/rs)