Zwei große Aufgaben muss Hans Pongratz (32) in diesem Jahr noch bewältigen. Da ist diese Informatik-Doktorarbeit, an der er seit drei Jahren sitzt. Immer wieder am Wochenende und nebenbei. Gleichzeitig betreute er als Projektmanager die Einführung einer durchgängigen IT-Infrastruktur an der Technischen Universität München (TUM), später verantwortete er das gesamte Campus Management System der Hochschule, das TUMonline.
Die zweite große Aufgabe: Ab Oktober leitet Hans Pongratz als Vizepräsident und CIO die gesamte IT der TUM, einer der wichtigsten deutschen Universitäten - mit über 26.000 Studierenden, über 4600 Wissenschaftlern und gut 3000 weiteren Angestellten. Der 32-Jährige, Vater von zwei Söhnen, berichtet dann an das Hochschulpräsidium und den Hochschulrat, in dem ab Oktober auch Siemens-Chef Peter Löscher Stimmrecht hat.
Das Leitmotiv heißt "Digitale Hochschule"
Pongratz ist Nachfolger von Kai Wülbern, der nach drei Jahren im Amt Anfang Juli als Kanzler und IT-Chef an die Hochschule München gewechselt ist. Der Nachfolger ist erst die dritte Person auf dem CIO-Posten der TUM - die Uni hatte 2001 als erste deutsche Hochschule diese Position geschaffen. An der Uni kümmern sich etwa 80 Mitarbeiter um die IT, darunter auch Azubis und Kollegen auf Projektstellen. Viele Leistungen erhält die TUM aber direkt vom Leibniz-Rechenzentrum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, das im Münchner Vorort Garching steht.
Das neue zentrale IT-Servicezentrum, noch unter seinem Vorgänger entstanden, will Pongratz jetzt mit Leben füllen - vom IT-Management über den Support für tausende von Usern und die Bereitstellung zeitgemäßer Dienstleistungen wie etwa Wikis. Die Zahl seiner Mitarbeiter wird wohl wachsen, wenn das IT-Servicezentrum seine Anlaufstellen an den verschieden Standorten der Uni eröffnet. Wie stark Hans Pongratz das Serviceangebot ausbauen kann, hängt noch vom Erfolg der TUM in der aktuellen Runde der Exzellenz-Initiative ab. Klar ist für Pongratz allerdings: Es gilt das Leitmotiv "Digitale Hochschule" - das heißt, den strategischen Einsatz von IT in alle Bereichen der Hochschule zu tragen, sie quasi zu digitalisieren.
Das bisher von ihm betreute TUMonline soll erfolgreich in den Regelbetrieb gehen. Von der Studienplatzbewerbung bis zur Alumni-Zugehörigkeit begleitet es den ganzen Lebenszyklus eines TUM-Studenten.
Security-Awareness ist Pongratz ein persönliches Anliegen
Ein persönliches Anliegen ist es Pongratz, bei seinen Uni-Kollegen das Bewusstsein für Green-IT und vor allem Security zu schärfen. Sicherheit ist an einer Hochschule von enormer Bedeutung, da diese permanent mit sensiblen Informationen wie Prüfungsergebnissen und anderen persönlichen Daten tausender Angehöriger jongliert.
Der Sicherheit der Uni-Daten widmet sich Pongratz auch in seiner Doktorarbeit. Unter dem Arbeitstitel "Suchmaschinen-basierte IT-Risikoanalyse" hat er eine Möglichkeit entwickelt, automatisiert über Google nach Datenlecks in der eigenen IT zu suchen. Es soll schließlich nicht jeder wissen, wo das Wachpersonal seine Waffen aufbewahrt - oder wo die Hochschule radioaktives Material für ihre Forschungsreaktoren hat.
An der TUM hat Pongratz bereits Informatik studiert und heuerte danach zwischenzeitlich bei HP als technischer Consultant an, wo er eine Excel-VBA-Lösung zur automatischen Generierung von Reports zur Verfügbarkeitsverwaltung im Systembereich eines Rückversicherers programmierte. Als selbstständiger IT-Berater und Programmierer stand er drei Jahre lang auf eigenen Füßen, bevor er 2005 als wissenschaftlicher Mitarbeiter zur TUM zurückkehrte.