Aus Sicht von CIOs war der IT-Gipfel ein Erfolg. Das sagte für den neuen IT-Anwenderverband "Voice" Thomas Endres, IT-Chef bei der Lufthansa. Mit Endres ins Kongresszentrum der Münchner Messe (ICM) gekommen war fast das ganze Präsidium von "Voice": Constantin Kontargyris, Dietmar Lummitsch, Andreas Rebetzky, Henning Stams, Karsten Vor und Martin Urban.
Ein Dialog zwischen Wirtschaft und Politik, wie er auf dem Gipfel stattfinde, sei international "ohne Vergleich", sagte Endres - nicht ohne zu betonen, dass sein Verband den Anwender-Fokus noch stärker auf dem IT-Gipfel verankern wolle. Mit dem diesjährigen Spitzentreffen sei man dabei wieder ein Schritt weiter gekommen.
Bitkom und "Voice" im Dialog
Zentrale Themen des Gipfels seien auch für die professionellen IT-Anwender von Bedeutung. Endres nannte als Beispiel das Thema Infrastruktur, das dieses Jahr eine große Rolle spielte. Auch die Diskussion um den Umgang mit Cloud Computing begrüße er.
Gehen Ansichten von Anwendern und IT-Anbietern auch manches Mal auseinander, so fand die Ansage von "Voice", auch künftig CIO-Themen auf dem Gipfel zu platzieren, beim Bitkom Anklang. Auf die Frage, was er denn davon halten würde, wenn beim Gipfel im nächsten Jahr etwa Thomas Endres als Vertreter der Anwenderseite mit ihm und dem Bundeswirtschaftsminister auf dem Podium säße, sagte Bitkom-Präsident Professor Dieter Kempf zu CIO.de: "Damit hätte ich überhaupt kein Problem." Schon bisher habe die IT-Branche ja in den CIO-Netzwerken Ansprechpartner gehabt. "Neu ist ja jetzt nur, dass sie sich zusammengetan haben", so Kempf.
Berührungsängste mit den Anwendern habe er keine, so der Bitkom-Präsident. "Was kann denn für einen Lieferanten schlecht daran sein, wenn er direkte Anbindung an den Kunden hat?"
Neue Online-Wegweiser für Cloud Computing und Green-IT
An konkreten, für IT-Anwender relevanten Ergebnissen, brachte der Nationale IT-Gipfel unter anderem zwei Online-Wegweiser hervor: einen für Cloud Computing, einen zu Green-IT. Erarbeitet wurden beide von der Arbeitsgruppe I, in der Thomas Endres Mitglied ist. Beide Leitfäden sollen vor allem für kleine Unternehmen ohne viel eigenes IT-Know-how praktische Lösungen im Umgang mit den zwei Ansätzen bereithalten.
Abgesehen von solch fassbaren Ergebnissen präsentierte sich der IT-Gipfel alles in allem vor allem als Leuchtturm-Veranstaltung mit Symbolwert: Aussteller weideten sich am Besuch der Bundeskanzlerin, der sie im nachgebauten ICE-Abteil die Arbeitswelt eines Geschäftsreisenden von morgen vorführen durften. Bayern-CIO Franz-Josef Pschierer unterzeichnete medienwirksam die Charta zur Freischaltung der Behördenrufnummer 115 in München, Kempten und dem Landkreis Oberallgäu.
Die Beteiligten schienen sich einig: Vom Gipfel sollten positive Signale ausgehen - gerade angesichts der unruhigen Wirtschaftslage. Das verdeutlichte der Auftritt von Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler. Zwischen einer Diskussionsrunde und der Gipfel-Pressekonferenz noch schnell im Foyer des ICM ein Statement zur Drohung der Rating-Agentur Standard & Poor's in Kameras und Mikrofone abgebend, zeigte sich Rösler ansonsten betont gut gelaunt.
Der Minister erntete Applaus mit der augenzwinkernden Bemerkung, dass es bei der elektronischen Gesundheitskarte von Parteikollegen und Gesundheitsminister Daniel Bahr "noch einiges zu tun" gebe. Er stellte klar, dass die Wachstumsaussichten in der IT-Branche "gut" blieben. Und er forderte, dass "junge Leute, die mehr Klingeltöne kennen als Laubbäume", schon in den Schulen zu einer beruflichen Zukunft in der Informationstechnik hingeführt werden sollten.
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer stimmte in die gute Laune ein und begrüßte die Gipfel-Besucher "im gelobten Land". Das Gipfel-Motto "vernetzt, mobil, smart" sei "uns Bayern wie auf den Leib geschneidert".
Nationaler IT-Gipfel 2012 in Essen
Bundeskanzlerin Angela Merkel machte in ihrer Abschlussrede dann auch keine Ausnahme in der Reihe der positiven Botschaften. Deutschland sei nicht die Nation, die die Innovationen in der Hardware hervorbringe. "Aber an der Schnittstelle von klassischer Realwirtschaft und Internetanwendungen, da liegt unsere Stärke", so die Kanzlerin.
Den Nationalen IT-Gipfel, den nehme sie wahr als Plattform für "kontinuierliches Arbeiten, die sich bewährt hat". Es werde also wieder ein Spitzentreffen im kommenden Jahr geben. Die im Raum stehende Frage nach dem Veranstaltungsort beantwortete sie mit einem Kalauer: Kurz zuvor "beim Essen" habe man darüber gesprochen, wo denn der IT-Gipfel 2012 stattfinden werde. Wo? Nun ja, in Essen.