Swiss mit Microsoft SQL Server

Neues Data Warehouse spart 800.000 Schweizer Franken

07.07.2010 von Riem Sarsam
Lange befanden sich wichtige Informationen der Swiss Air Line bei unterschiedlichen externen Providern. Die Fluglinie hat dem Zustand ein Ende gesetzt und sein internes Data Warehouse konsolidiert. Jetzt spart sie auch noch 800.000 Schweizer Franken.
Ein Flugzeug der Swiss.

Für ihre Passagiere gilt die Swiss als eine der besten Fluglinien. Noch im vergangenen Jahr wurde die Gesellschaft beim "Skytrax World Airline Award" ausgezeichnet. Intern jedoch lief nicht alles so rund wie gewünscht. Problematisch - gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten - war unter anderem, dass relevante Unternehmensdaten nicht konsistent und kompatibel zur Verfügung standen. Sie lagen bei mehreren externen Providern in unterschiedlichen Informationssystemen. Daher mussten Reportings manuell erstellt werden, was nicht nur hohe Kosten verursachte, sondern auch zu lange dauerte, um den Konzern flexibel steuern zu können.

Basis für das gesetzte Ziel, auch in schwierigen Zeiten profitabel zu sein, ist jedoch ein Kostenmanagement auf der Basis von aktuellen und validen Informationen sowie Kennzahlen in unterschiedlichen Aggregationsstufen. Die bei insgesamt vier Dienstleistern betriebenen Data Warehouses (DWHs) waren weder technologisch noch inhaltlich konsistent. Integrierte Reports zu aggregieren war somit nicht möglich.

Zudem waren die einzelnen Geschäftsprozesse nicht kompatibel; es gab zahlreiche Ansprechpartner ohne klare Kompetenzregelung, was zu einem hohen Koordinierungsaufwand führte. Nicht zuletzt waren auch die Kosten für die externen Dienst in Höhe von 1,2 Millionen Franken pro Jahr nicht länger vertretbar.

Unter dem Motto "Single point of truth under one roof" (die Quelle der Wahrheit unter einem Dach) initiierte der Bereich IT Development & Architecture im Jahr 2008 ein Projekt, um ein eigenes internes Data Warehouse zu schaffen. Man wollte das Know-how wieder ins Unternehmen zurückholen, lediglich das Hosting sollte von außen erledigt werden. Ziel war es, die Reports zu harmonisieren und Unstimmigkeiten in den Dokumenten zu vermeiden. Am Schluss sollten 400 Mitarbeiter aus Management, Controlling, Flight Operation, Flight Network, Business Analysts und Sales davon profitieren können.

Ein technisches Team übernahm die Analyse und Entwicklung. Testanwender aus verschiedenen Unternehmensbereichen formte man zu einem "Business Team". Mit Unterstützung des Dienstleisters Trivadis erstellten die Informatiker ihr Konzept. Und fingen ganz unten an: "Wir mussten uns Klarheit verschaffen, was wir wie auf welcher Plattform machen wollen", erläutert Christophe Cosme, Head of Business Intelligence.

Verwaltung erleichtert

Anschließend evaluierten sie Produkte verschiedener Anbieter und entschieden sich für die Lösung eines Konzerns aus Redmond. "Microsoft SQL Server 2008 überzeugte uns durch seine Leistungsfähigkeit, die gegenüber den Mitbewerbern deutlich günstigeren Lizenzkosten sowie durch viele neue Funktionen", sagt Cosme. Bisher mussten zur Verwaltung des Servers viele Aufgaben manuell oder mit individuellen Skripten erledigt werden. "Jetzt können wir Speicherorte für Datenbank- und Transaktionsprotokoll-Dateien vorab festlegen", erklärt er.

Serverrichtlinien etwa zur Einhaltung wichtiger Datenbankeinstellungen oder Namenskonventionen lassen sich übersichtlich über das Management Studio festlegen und erstellen. "Wir konnten rasch neue Businessanforderungen mit geringeren Kosten implementieren, was vorher unmöglich war", so Cosme.

Die Swiss Air Lines nutzt auch weitere neue Funktionen von SQL Server, die Änderungen an Datenbanken überwachen. Mit der sogenannten Änderungsnachverfolgung lassen sich Modifikationen an Tabellen einfach protokollieren. Wichtig zur Einhaltung von "Basel 2" sind die Auditing-Funktionen, über die sich jegliche Zugriffe und Änderungen am System nachvollziehen lassen. Die zu protokollierenden Informationen lassen sich konfigurieren.

Eine Richtlinienverwaltung gewährleistet, dass alle Datenbanken mit den korrekten Audit-Einstellungen laufen. "SQL Server bietet die Möglichkeit, alle für uns notwendigen Funktionen zu parametrisieren", sagt Cosme. Damit meint er insgesamt 14 Module, die die Swiss für ihr Data-Warehouse braucht. Einige wesentliche davon sind die Systeme für Flight, Cargo und Route Information. Ihre Entwicklung erfolgt schrittweise auf der neuen Plattform. Die Alphanutzer testen das Programm mit Echtdaten und passen es weiter an.

Bis Mitte dieses Jahres werden alle Module entwickelt und anschließend in den Echtbetrieb überführt sein. Erste Erweiterungen sind bereits realisiert, zum Beispiel im Request-Sales-Bereich: Die Buchungen aus dem Reservierungssystem können nun mit den tatsächlich genutzten Flügen verglichen werden. Das sind wichtige Informationen, um Über- oder Unterkapazitäten zu steuern. Swiss kann so Erlösrückgänge besser vermeiden und Chancen für Zuwächse bei stark nachgefragten Flugrouten nutzen.

Insourcing nach zwölf Monaten abgeschlossen

Das Feedback der Alphanutzer ist positiv: Dank des konsolidierten Data Warehouse kommen sie einfacher, schneller und flexibler an die relevanten Steuerungsinformationen für das Unternehmen. Die Anforderungen sind wesentlich transparenter geworden, und Anpassungen oder Ergänzungen sowie Referenzierungen sind ohne große Abstimmung rasch umsetzbar.

Das Insourcing für Entwicklung, Anpassung und Pflege des Swiss-Data-Warehouse war nach rund zwölf Monaten abgeschlossen. Auf die Dienstleistungen zweier Provider konnte die Fluglinie damit bereits verzichten. Mitte 2010 soll schließlich der Parallelbetrieb des Altsystems abgestellt werden. Dann bringt allein der Wegfall der externen Dienstleister eine jährliche Einsparung von 800.000 Franken (umgerechnet gut 563.000 Euro). Cosme ist sicher, dass auch der zweite Teil des Projekts zur Konsolidierung des Warehouse ein Erfolg wird.

Die Swiss International Air Lines Ltd. beschäftigt rund 7.000 Mitarbeiter, davon 1060 Piloten und 3400 Flugbegleiter. Die Fluggesellschaft beförderte im vergangenen Jahr 13,8 Millionen Passagiere. Der Betriebsertrag belief sich im Geschäftsjahr 2009 auf 4,363 Milliarden Franken, der operative Gewinn lag bei 146 Millionen Franken.

Swiss Air Lines / Data Warehouse

Branche

Transport

Zeitrahmen

4/2008-4/2009, Konzept und Realisierung Insourcing

bis 6/2010, Migration der Daten

Aufwand

Hauseigenes Projektmanagement plus

durchschnittlich sechs Tage monatlich für Trivadis AG

Produkte

Microsoft SQL Server 2008 Enterprise Edition

.NET Framework Active Directory (AD)

Microsoft Windows .NET Framework

Microsoft Windows Server 2003 R2

Microsoft Exchange Server 2003 Enterprise Edition

Microsoft SharePoint Portal Server und Team Services 2003

Windows XP Professional

Microsoft Office 2003 Professional

Dienstleister

Trivadis AG

Umfang

Anzahl PCs/Server 400 PCs, ein Microsoft SQL Server 2008, fünf Terabyte Daten

Internet

www.swiss.com