T-Systems sorgt in der IT-Welt genauso für Schlagzeilen am laufenden Band wie manche Promis in den Klatschspalten der bunten Blätter. Fest steht, dass die Deutsche Telekom AG ihrer Tochter ein Facelifting und einen Partner verordnet. Wie das neue Gesicht der arg schwächelnden Geschäftskunden-Sparte aussehen soll, lässt der Konzern im Dunkeln. Genauso unklar ist, wer künftig an der Seite von T-Systems stehen soll.
Die Mutter schweigt dazu beharrlich und will sich bei der Brautschau nicht unter Zeitdruck setzen lassen. T-Systems-Sprecher Stefan König bestätigt derweil Berichte, nach denen für den Bereich Systems Integration in Offshore-Ländern an einer Allianz gezimmert wird.
Das Ziel sei ein günstigerer Kosten-Mix aus gut bezahlten Fachkräften dort, wo die Aufträge vergeben werden, und niedriger entlohnten Mitarbeitern beispielsweise in Indien. Derzeit beschäftigt T-Systems im Feld der Systems Integration rund 18.000 Programmierer und IT-Spezialisten, davon knapp 3.000 in Niedriglohnländern.
Inwieweit günstigere Arbeitskräfte künftig hiesige Mitarbeiter ersetzen, ist offen. "Mehr als 60 Prozent der Arbeit müssen wir vor Ort erledigen - das geht nicht anders", so König. Um die internationale Präsenz zu stärken, seien mehr Spezialisten als bisher auch in Ländern wie beispielsweise den Vereinigten Staaten oder Großbritannien nötig.
Das Gerücht, die Deutsche Telekom AG wolle die vor einiger Zeit getrennten Bereiche Enterprise Services (ES) für die 60 wichtigsten Großkunden und Business Services (BS) für Mittelstand und deutsche Großkunden bündeln, bestätigte König in Teilen.
Analyst: Offshoring alleine löst die Probleme nicht
BS stelle vor allem Telekommunikations-Services bereit, ES IT-Services. "Wir wollen den Vertrieb anders aufstellen", so König. Die Kunden sollen künftig IT- und TK-Services aus einer Hand erhalten.
Tobias Ortwein, Geschäftsführer von Pierre Audoin Consultants (PAC), kann sich noch einen anderen Grund für eine mögliche Zusammenlegung vorstellen: Ohne den für mögliche Partner attraktiven ES-Bereich sei BS vermutlich nur schwer unter die Haube zu bringen.
Nach Ansicht von Dan Bieler, Consultant Director bei IDC, können verstärkte Offshoring-Aktivitäten alleine keine Antwort auf die gravierenden Probleme von T-Systems sein. Im zweiten Quartal dieses Jahres sei etwa der Umsatz um 7,7 Prozent auf 2,96 Milliarden Euro eingebrochen.
Bieler geht davon aus, dass neben möglichen Partnern aus Indien wie TCS, Infosys oder Satyam Computer Services auch altbekannte Namen wie Atos Origin, IDS oder IBM längst nicht vom Tisch sind. "T-Systems kann sich in seiner Situation gar nichts anderes erlauben, als nach allen Seiten offen zu sein", meint Bieler.
Beide Analysten vermissen ein überzeugendes strategisches Konzept für T-Systems. Etwa eine Antwort auf die Frage, was die Tochter künftig für die Deutsche Telekom AG leisten soll.
Bieler sieht letztlich nur zwei Optionen: Entweder T-Systems wird aufs TK-Kerngeschäft zurückgestutzt. Oder der Mutterkonzern investiert sehr viel Geld, um die Tochter richtig stark aufzustellen. Diese Operation freilich wäre mehr als ein bloßes Aufhübschen des Gesichts.