Soft Skills wie Teamfähigkeit oder Kooperationsfähigkeit sind Standardanforderungen in Stellenausschreibungen. Dass jeder kommunikative und kooperative Stärken zeigen kann, ist das Credo von Ulrike Stahl, die seit 15 Jahren als Coach Manager berät. Sie sagt: "Kooperatives Verhalten ist kein netter Soft Skill, sondern das berufliche Überlebenshandwerkzeug."
Eines ihrer Lieblingsbeispiele dreht sich um den Logistikleiter Gerd Langer. Nach einer Woche im Job muss Langer feststellen, dass das Lager zu klein ist, um die Anforderungen der Firmenleitung zu erfüllen. Erweitern aber lässt es sich nicht - und einen Neubau wird er nicht durchkriegen. Sein Vorgänger hat eine Kooperation mit einer Universität angestoßen, die Langer für Zeitverschwendung hält: Was soll er mit den Theorien der praxisfremden jungen Leute anfangen?
Doch zu Langers Überraschung zahlt sich die Kooperation aus. Die Studenten schlagen den Einsatz einer Signaltechnik vor, wie sie auch Parkhäuser nutzen. So kann der neue Logistikleiter den vorhandenen Raum besser nutzen und sich vor der Firmenleitung profilieren.
Für Ulrike Stahl skizziert dieser Fall eine typische innere Haltung. Eine Studie der Wirtschaftswissenschaftler Kuhn und Villeval von 2013 ergab, dass Männer dazu neigen, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen und die von Kollegen zu unterbewerten. Sie entscheiden sich daher oft lieber für Einzel- als Teamarbeit.
Nichtsdestoweniger verlangen Digitalisierungs- oder andere Projekte abteilungsübergreifendes Zusammenarbeiten. Stahl appelliert daher an Manager, die eigene Haltung zu korrigieren. Für das Gelingen der Kooperation rät sie Folgendes:
Gemeinsame Initiativen mit Fachabteilungsleitern oder Business-Partnern
Machen Sie sich sympathisch: Studien zum Thema Verhandeln haben gezeigt, dass ein Erfolg deutlich wahrscheinlicher ist, wenn sich die Partner sympathisch sind. "Wenden Sie zuvor etwas Zeit auf, um eine persönliche Gemeinsamkeit mit dem Verhandlungspartner herauszufinden und diese zu benennen", rät Stahl. Möglicherweise spielen beide Kooperationspartner Golf oder haben Kinder im selben Alter.
Finden Sie eine gemeinsame Ausdrucksweise: Sehr menschenorientierte Manager nehmen auch vage formulierte Bitten ernst, sachorientierte verstehen diese eher als atmosphärisches Rauschen. Wichtig ist daher, dass sich jeder Projektbeteiligte klar und direkt ausdrückt. Dass jeder höflich bleibt, ist eine Selbstverständlichkeit.
Zeigen Sie den Nutzen auf: Was habe ich davon? Was sind die Ziele der Kooperationspartner, vor welchen Herausforderungen stehen sie? Wer kann wen wie unterstützen und welche Zahlen und Daten belegen das?
Kooperation mit den Mitarbeitern
Leben Sie gute Zusammenarbeit vor: Kooperation funktioniert nur auf Augenhöhe, sagt Stahl. "Wünschen Sie sich Mitarbeiter, die aktiver mitgestalten, lautet der Schlüssel Gleichheit und Anerkennung der Mitarbeiter", so die Coachin.
Unterstreichen Sie Gemeinsamkeiten: Es ist Aufgabe der Führungskraft, die gemeinsamen Ziele, die Bedeutung der Arbeit des Teams für andere Abteilungen oder die Kunden immer wieder aufzuzeigen. Stahl betont, wie sehr das Feiern gemeinsamer Erfolge das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt.
Fördern Sie den Austausch Ihrer Mitarbeiter untereinander: Gerade wenn die Kollegen an unterschiedlichen Projekten arbeiten, sollte in wöchentlichen Meetings jeder berichten, was er gerade tut. Wenn nötig, sollte der Chef die Redezeit begrenzen. Die Coachin plädiert für kollegiale Beratung: "Ermöglichen Sie, dass Teammitglieder in solche Meetings Fragestellungen einbringen, bei denen die anderen mit Ideen unterstützen können, auch wenn sie nicht komplett mit der Materie vertraut sind." Dafür eignen sich bereits kleine Maßnahmen wie etwa Stehtische neben der Kaffeemaschine.
Managen Sie konkurrierende Ziele: Neben den übergeordneten Firmenzielen können sich für einzelne Mitarbeiter konkurrierende individuelle Ziele ergeben. So etwas ist Gift für ein kooperatives Klima, weiß Stahl. Die Gegenmaßnahme lautet Transparenz. Die Coachin: "Transparenz hinsichtlich der individuellen Ziele ermöglicht es den Mitarbeitern, sich widersprechende Ziele selbst zu identifizieren, und der Führungskraft, diese nachzubessern."
Entscheiden Sie sich gegebenenfalls für eine Teambildungsmaßnahme: Setzen sich Teams aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammen, kann ein Teambuilding helfen. Dabei geht es Stahl nicht unbedingt um gemeinsame Trips in die freie Natur und Hangeln durch Bäume. Für IT-Teams bieten sich analytische Auseinandersetzungen nach wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitsmodellen an.
Kooperation mit dem eigenen Chef
Verstehen Sie Ihren eigenen Vorgesetzten: "Auch Chefs sind eher gewillt, diejenigen zu unterstützen, von denen sie den Eindruck haben, dass sie ihn unterstützen", sagt Stahl. Das Beste sei also, selbst Kooperationsbereitschaft zu beweisen. Denn, wie die Coach sagt: "Letztlich weiß jeder Chef, dass sein Erfolg vom Erfolg seiner Mitarbeiter abhängt."
Seit vielen Jahren berät Ulrike Stahl Manager aus Konzernen und mittelständischen Unternehmen. Sie ist diplomierte Verwaltungswirtin.