In der BI-Welt ist in diesem Jahr schon viel darüber diskutiert worden, ob Open Source-Lösungen in diesem IT-Segment eine echte Alternative zu den Produkten der großen Anbieter wie SAP, Oracle oder SAS darstellen. Kaum war Krise, setzte das Raunen über einen Boom der Open Source-BI ein. Schließlich müssten die Firmen ja nun alles denkbare tun, um Kosten zu senken. Nicht so schnell, ertönte bald lautstarker Widerspruch. Gerade im anspruchsvollen Feld der BI seien die nichtkommerziellen Angebote weder reif noch funktional genug, um mit der Qualität der Platzhirsche mithalten zu können.
Rasch zeichnete sich ab, dass sich diese Frage so pauschal schlecht beantworten ließ. Dass man die Lage differenzierter betrachten muss, unterstreichen auch die Analysten von Gartner im Vorfeld ihrer drei BI-Gipfel in London, Sydney und Los Angeles im Februar, März und April kommenden Jahres.
Ja, der Markt für Open Source-BI wächst tatsächlich, lautet der eine Teil der Wahrheit. Genau genommen wird er sich in den kommenden drei Jahren sogar verfünffachen, sagen die Analysten voraus. Um Missverständnissen vorzubeugen, darf die bisher äußerst überschaubare Größe dieses Marktes nicht unerwähnt bleiben. Dazu ist er so unübersichtlich, dass eine Quantifizierung kaum möglich erscheint.
Als Nische gedeiht das Segment quelloffener BI-Tools indes schon seit einigen Jahren immer besser. "Kaum ein Unternehmen hat sich bis 2004 mit Open Source-BI beschäftigt – von einem Einsatz für größere Anwendergruppen ganz zu schweigen", sagt Andreas Bitterer, Research Vice President bei Gartner. "Aber dieser Nischenmarkt hat sich seither gut entwickelt und verzeichnet seit Jahren konstante Wachstumsraten."
Offensichtlich fehlt diesen BI-Angeboten aber noch ein gehöriges Maß an Funktionalität im Vergleich mit großen kommerziellen Plattformen. So betrachtet sind sie als BI-Standard für große Unternehmen weitgehend untauglich. Das bedeutet indes nicht, dass Open Source nicht doch eine kostengünstige Alternative sein kann.
Open Source attraktiv für Mittelstand und Behörden
Das gilt in zweierlei Hinsicht: Auch für große Unternehmen kann die Nutzung einzelner Open Source-Tools attraktiv sein, selbst wenn es sich dabei nur um einzelne Puzzleteile in einem größeren Ganzen handelt. Daneben benötigen Mittelständler und Unternehmen aus manchen Branchen für ihren geschäftlichen Erfolg nicht unbedingt die technologisch fortgeschrittenste BI-Lösung. Für diese Gruppe stellt Open Source-BI sehr wohl eine Alternative dar.
Gartner verweist auf die Zweiteilung des Marktes. Die großen BI-Anbieter wollen in jeder Branche präsent sein, für große Firmen etwa aus der Finanz- oder Telekommunikationsbranche sind ihre Systeme unverzichtbar.
Für preisbewusste Mittelständler, oft mit überschaubarem Budget, Regierungsorganisationen und Behörden sowie für Healthcare- und Fertigungsunternehmen kann sich Open Source-BI gleichwohl als kostengünstige und sinnvolle Variante erweisen.
Von Kostenfreiheit für die Anwender ist Open Source-BI jedoch weit entfernt. Im Durchschnitt haben die mit den Anbietern geschlossenen Verträge einen Umfang von jährlich 30.000 US-Dollar. Zum Teil würden sogar Verträge mit längeren Laufzeiten geschlossen, die mit einem Umfang von einer halben Million US-Dollar in etwas das Preisniveau kommerzieller Anbieter erreichen, berichtet Gartner.
Mit Open Source-BI lässt sich also durchaus gut verdienen, was den Markt buntscheckig bis unübersichtlich macht. So laden unabhängige Software-Anbieter gerne einmal verfügbaren Quelltext herunter, um die zusätzliche Funktionalität in ihre Anwendungen zu integrieren, so Gartner. System-Integratoren bedienen sich zum Teil wie im Gemischtwarenladen und basteln aus zusammengeklaubten Reporting-Tools und Dashboards eigene Lösungen zusammen.
Gegenangriff der BI-Giganten
Alles in allem also ein Nischenmarkt mit gehöriger Dynamik, was den großen Anbietern nicht verborgen geblieben ist. Diese versuchten inzwischen, ihre Produktpalette so weit zu differenzieren, dass ihre günstigsten Angebote denen der unabhängigen Anbieter Paroli bieten können, berichtet Gartner-Analyst Bitterer.
Die Studie "Open-Source Business Intelligence Tools Production Deployments Will Grow Five-Fold through 2012" kann bei Gartner erworben werden.