Gartner-Studie

Noch längst nicht von Cloud überzeugt

05.07.2010 von Holger Eriksdotter
Die weltweiten Umsätze aus Cloud Services sollen sich in den kommenden fünf Jahren nahezu verdreifachen. Die Größe der eingesetzten Anwendungen steigt. Doch Anwender sind noch lange nicht überzeugt davon, dass diese Angebote ihre Anforderungen erfüllen.

Die weltweiten Umsätze aus Cloud Services werden sich nach einer Prognose der Marktforscher von Gartner in den kommenden fünf Jahren nahezu verdreifachen und im Jahre 2014 fast 150 Milliarden Dollar erreichen. Bei durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten von etwa 20 Prozent liegt das Segment der Infrastruktur-Services mit knapp 50 Prozent vorn. Die USA sind mit einem Anteil von gut der Hälfte des weltweiten Umsatzes der größte Markt für Cloud Services.

„Obwohl das Interesse zweifelsfrei zunimmt, gibt es nach wie vor starke Vorbehalte – sowohl was Cloud Computing an sich angeht, als auch gegen Cloud Computing Produkte und Cloud Services“, sagt Ben Pring, Research Vice President bei Gartner.
Foto: Gartner

Für das letzte Jahr hat Gartner einen weltweiten Umsatz mit Cloud Services von 58,6 Milliarden Dollar ermittelt, der in diesem Jahr 68,3 Milliarden erreichen wird und bis 2014 auf 148,8 Milliarden Dollar ansteigen soll. „In den letzten fünfzehn Monaten, seitdem Gartner die erste quantitative Analyse für den Cloud Service Markt vorgelegt hat, hat das Interesse und die Nachfrage zu allen Themen rund um Cloud Computing weiter zugenommen – sowohl bei den Anbietern als auch bei den Anwendern“, sagt Ben Pring, Research Vice President bei Gartner.

Ein Indikator dafür sei, dass die Begriffe Cloud Computing und Cloud Services im letzten Jahr die häufigsten Suchbegriffe auf der Website Gartner.com waren, ebenso wie sich die meisten Kundenanfragen auf dieses Thema bezogen hätten. Dieser Trend hielt im ersten Quartal dieses Jahres unvermindert an.

„Nachdem sich die Entwicklung seit vielen Jahren angebahnt hat, besonders auffällig im Bereich SaaS, scheinen die Grundideen des Cloud-Computing für eine immer größere Zielgruppe auf zunehmendes Interesse zu stoßen“, sagt Pring. „Wir sehen eine immer schnellere Annahme von Cloud Computing und Cloud Services in den Unternehmen und eine explosionsartige Steigerung auf der Angebotsseite, da Technologieanbieter versuchen die wachsenden kommerziellen Möglichkeiten auszuschöpfen.“

Wirtschaftskrise treibt Cloud Computing

Als Gründe dafür nennt er die Finanz- und Wirtschaftskrise, die Unternehmen veranlasst habe, alle Ausgaben noch genauer auf den Prüfstand zu stellen. „IT-Lösungen, die zu geringeren Kosten die gleiche Funktionalität und höhere Agilität bieten, kann man vor diesem Hintergrund kaum ignorieren“, sagt Pring.

Zudem seien Cloud Angebote auch deshalb attraktiv, weil sie – zumindest theoretisch – ein Ausweg aus dem Dilemma der aufwändigen Administration traditioneller IT-Infrastrukturen bieten könnten. Mit der zunehmenden Reife von Cloud Services würden sie zunehmend zu einer Alternative für die komplexen IT-Landschaften, deren Management einer großen Mannschaft von Inhouse-IT bedürfe.

Die Regionen Nordamerika, Westeuropa und Japan machen mehr als 90 Prozent des weltweiten Marktes an Cloud Services aus.
Foto: Gartner

Deshalb überschreiten Cloud Services in einigen Unternehmen auch längst den Status einer Nischenlösung für nicht-unternehmenskritische Einsatzbereiche und werden zur strategischen Alternative: „Die Größe der eingesetzten Anwendungen steigt. Verträge, die mehrere tausend Nutzer umfassen sind zunehmend üblich. IT Manager denken strategisch über den Einsatz von Cloud Services nach; sehr fortschrittliche Unternehmen planen bereits wie ihre IT in einer Welt mit zunehmendem Cloud Services Einsatz aussehen wird. Das war vor einem Jahr noch ungewöhnlich.“

Der Anteil der USA am weltweiten Cloud Service Markt betrug im letzten Jahr rund 60 Prozent. Bis zum Jahre 2014 soll er nach Einschätzung des Gartner-Analysten auf etwa 50 Prozent fallen, während der Anteil Westeuropas im gleichen Zeitraum von knapp 23 Prozent auf 29 Prozent zunimmt. Japan wird seinen Anteil von zehn auf zwölf Prozent ausbauen. Damit machen allein die Regionen Nordamerika, Westeuropa und Japan mehr als 90 Prozent des weltweiten Marktes von Cloud Services aus.

Produzierende Industrie und Finanzbranche vorn

In allen Ländern zählen vor allem die produzierende Industrie und die Finanzbranche zu den Early-Adopters von Cloud Services. Aber auch Kommunikationsunternehmen und die High-Tech-Branche zeigen vermehrtes Interesse, ebenso wie der öffentliche Sektor. Von einem Durchbruch auf weiter Front will Gartner-Mann Pring dennoch nicht sprechen: „Obwohl das Interesse zweifelsfrei zunimmt, gibt es nach wie vor starke Vorbehalte – sowohl was Cloud Computing an sich angeht, als auch gegen Cloud Computing Produkte und Cloud Services.“ Diese beträfen zu allererst die Sicherheit, aber auch die Verfügbarkeit, die Verlässlichkeit der Anbieter sowie den Reifegrad der Angebote.

„Auch wenn viele Unternehmen zur Zeit Cloud Computing und Cloud Services prüfen, sind sie noch lange nicht überzeugt davon, dass diese Angebote wirklich ihre Anforderungen erfüllen.“ Daraus ergebe sich für die Anbieter von IT-Services die Gelegenheit, mit einer Ausweitung ihrer Angebotspalette – wie Outsourcing, System-Integration und Entwicklung – neue Kunden zu erschließen, wenn es ihnen gelingt, ihre Angebote Cloud-fähig machen und das Beste aus beiden Welten, der traditionellen IT und Cloud-Umgebungen, zusammenzuführen.“