Vorschau auf Messe eHealth Week

Noch zu viele Vorbehalte gegen IT

04.05.2011 von Hartmut  Wiehr
Healthcare-IT als Mittel gegen ausufernde Kosten im Gesundheitswesen: Darum dreht sich die Messe eHealth Week. OECD-Daten zeigen, wie dringlich das Problem ist.

Unterstützt von der Europäischen Kommission in Brüssel findet das jährliche Treffen der europäischen eHealth-Communities 2011 in Budapest statt. Auf der dreitägigen Veranstaltung vom 10. bis 12. Mai soll gezeigt werden, "wie die Gesundheitssysteme des Kontinents mithilfe von IT auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden können".

Jeremy Bonfini von der Organisation HIMSS setzt sich für mehr IT in den Krankenhäusern ein.
Foto: HIMMS

Neben der EU gehört die HIMSS (Healthcare Information and Management Systems Society) zu den Organisatoren des Treffens. Jeremy Bonfini, Executive Vice President für Global Services bei HIMSS, erklärt: "Die derzeitigen Methoden der Gesundheitsversorgung sind angesichts der demographischen Veränderungen und der absehbaren Welle chronischer Erkrankungen einfach nicht aufrecht zu erhalten.“ Man brauche jetzt verstärkt IT-Systeme, "die den Mitarbeitern im Gesundheitswesen mehr Zeit zum Behandeln der Patienten verschaffen und die Zeit für die Papierarbeit verkürzen."

Fachkräfte im Gesundheitswesen verbringen demnach 30 bis 50 Prozent ihrer Arbeitszeit mit Verwaltungstätigkeiten. Dies geht zu Lasten der Beschäftigung mit den Patienten. IT im Backend der Krankenhäuser kann zu einer Verschlankung der Administration führen und die medizinischen Fachkräfte entlasten. Allerdings müssen noch immer Vorbehalte gegenüber dem Einsatz von IT abgebaut werden.

Aus Deutschland ist zum Beispiel der CIO der Hamburger Universitätsklinik Eppendorf, Peter Gocke, dabei. Die Klinik ist erst vor kurzem in komplett neu erbaute Gebäude eingezogen und konnte bei dieser Gelegenheit auch die IT von Grund auf erneuern. Andere Krankenhäuser und Institutionen aus dem Gesundheitswesen können mit Sicherheit von diesen Erfahrungen profitieren.

Laut Veranstalter muss man von folgender Entwicklung ausgehen: "Im Jahr 2025 werden über 30 Prozent der Europäer 65 Jahre oder älter sein. Chronische Erkrankungen wie Diabetes werden sich in den nächsten 20 Jahren voraussichtlich verdoppeln oder sogar verdreifachen und zu einem Mangel an Fachkräften und Pflegepersonal führen.“ Schon heute beliefen sich die Personalkosten auf schätzungsweise 50 bis 70 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen.

Krankenhäuser unter enormem Kostendruck - IT als Gegenmittel

EU-Kommissarin Neelie Kroes fordert radikale Änderungen im Gesundheitswesen.
Foto: EU

Frankreich gibt zum Beispiel heute elf Prozent seines Bruttoinlandsprodukts für das Gesundheitswesen aus. In Deutschland sind es 10,6 Prozent und in Belgien 10,3 Prozent. Die Ausgaben für das Gesundheitswesen machen inzwischen in den meisten europäischen Ländern den größten Anteil der steigenden Ausgaben im Haushalt aus. Kostensenkende Maßnahmen sind damit überall von Nöten.

Laut den Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erfordern die europäischen Gesundheitssysteme ein Ausgabenwachstum, das das Wirtschaftswachstum schon jetzt übersteigt. So warnt Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission, die für die Digitale Agenda zuständig ist: "Unsere Systeme brechen zusammen, wenn wir keine radikalen Änderungen vornehmen. In Zeiten der steuerlichen Einschränkungen und steigender Defizite sind kluge Ausgaben oft wirksamer als Kosteneinsparungen." Diese "klugen Ausgaben" könnten in einer Erneuerung und Erweiterung der IT-Infrastrukturen der Krankenhäuser gut angelegt sein.

Laut dem Branchendienst HealthtechWire zeigt eine Fallstudie der Asklepios Kliniken-Gruppe in Deutschland, dass die jährlichen Kosten pro Patient durch die Verwendung von eHealth-Lösungen um 36,7 Prozent gesenkt werden könnten. Der CIO von Asklepios, Uwe Pöttgen, wird als einer der Hauptredner auf der eHealth Week 2011 in Budapest auftreten.

Die Veranstaltungen von eHealth Week und der HIMSS dienen dem Netzwerken und dem Kennenlernen neuer Technologien.
Foto: HIMMS

IT ist zwar nicht immer IT, doch sind sich hier die grundsätzlichen Strukturen doch sehr ähnlich. Die IT der Nachbarländer kann durchaus vorbildlich sein. Aus Frankreich kommt zum Beispiel Eric Lepage von AP-HP Public Hospitals Paris nach Budapest, um über seine Erfahrungen mit der Modernisierung des Krankenhausinformationssystems für 72.000 Fachkräfte im Gesundheitswesen an 37 Pariser Krankenhäusern zu berichten.

Austausch über IT-Projekte mit Kollegen aus dem Ausland

Bonfini von HIMSS ist der Ansicht: "Dies ist die eine Woche im Jahr, in der die eHealth-Communities Europas zusammenkommen. Hier können sie sich stärker auf das Netzwerken und die berufliche Entwicklung konzentrieren und mehr Geschäfte voranbringen als in jeder anderen Woche des Jahres."

Die Vorträge auf der Veranstaltung sollen später auf YouTube anzusehen sein www.youtube.com/user/eHealthWeek