Inklusive Schulden werde das Unternehmen dabei mit 2,8 Milliarden Euro bewertet, teilte Nokia am Montag mit. Der ehemalige Handy-Weltmarktführer rechnet mit einer Nettozahlung von 2,5 Milliarden Euro für die seit längerem zum Verkauf stehende Sparte. Zudem dürfte sich der Deal mit einem Sonderertrag von rund 1 Milliarde Euro in den Büchern der Finnen niederschlagen, hieß es.
Die drei Partner Daimler, Audi und BMW übernehmen Here jeweils zu gleichen Teilen, keiner von ihnen strebe eine Mehrheit an, teilten die Autokonzerne und der finnische Telekom-Ausrüster am Montag mit.
In der Autobranche ist die Digitalisierung ein großes Zukunftsthema. Autonom fahrende Fahrzeuge brauchen sehr präzise Straßenkarten, um den Verkehr zu meistern. Here werde eine "Schlüsselrolle bei der digitalen Revolution der Mobilität" spielen, erklärte BMW-Chef Harald Krüger. Daimler-Chef Dieter Zetsche bezeichnete hochpräzise digitale Karten als einen entscheidenden Baustein für die Mobilität der Zukunft.
Here wurde stark auf Bedürfnisse der Autobranche ausgerichtet und soll vor allem mit detailreichen Karten für selbstfahrende Fahrzeuge punkten. Nokia tritt seinen Kartendienst ab, um sich auf das Kerngeschäft als Ausrüster von Telekom-Netzwerken zu konzentrieren und den Konkurrenten Alcatel-Lucent zu kaufen. Vorbehaltlich der Freigabe durch die zuständigen Kartellbehörden soll der Deal zum ersten Quartal 2016 über die Bühne gebracht werden.
Die Autohersteller befürchten einen zu großen Einfluss von Apple und Google bei der Vernetzung ihrer Fahrzeuge. Beide bieten Plattformen zur besseren Integration von Smartphones im Auto an, die das Display der Unterhaltungsanlage weitgehend übernehmen. Teil von Apples Carplay und der Plattform Android Auto für Telefone mit dem Google-Betriebssystem sind auch die jeweiligen Kartendienste der beiden amerikanischen Technologieriesen.
Als Nokia Here zur Auktion stellte, war das eine seltene Gelegenheit, einen gut ausgebauten weltweiten Kartendienst zu erwerben. Laut Medienberichten hatte sich Nokia einen höheren Preis erhofft. Zunächst soll es auch viele Interessenten gegeben haben, von chinesischen Online-Konzernen bis hin zum umstrittenen Fahrdienst-Vermittler Uber, der selbst an selbstfahrenden Fahrzeugen forscht. Am Ende blieben jedoch nur die deutschen Autobauer im Rennen.
Nokia rechnet damit, bei dem Verkauf einen Buchgewinn von einer Milliarde Euro zu erzielen. Der Betrag von 2,8 Milliarden Euro soll noch um einige Verbindlichkeiten von Here reduziert werden, so dass dem finnischen Konzern am Ende gut 2,5 Milliarden Euro zufließen sollen. Über die Jahre hatte Nokia aber einige Milliarden mehr in den Ausbau des Dienstes investiert.
Here sitzt hauptsächlich in Berlin und hatte Ende Juni rund 6450 Mitarbeiter. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz als Nokia-Sparte um ein Viertel auf 551 Millionen Dollar (gut 500 Millionen Euro) und es gab einen operativen Gewinn von 28 Millionen Dollar. Im vergangenen Jahr hatte Nokia den Here-Wert um 1,2 Milliarden Euro berichtigt, was beim gesamten Konzern auf die Bilanz drückte.
Nokia wird nach dem Verkauf nur noch aus dem Netzwerk-Geschäft und der "Technologies"-Sparte bestehen, die auch an einer Rückkehr ins Verbrauchergeschäft arbeitet. Der Konzern hatte seine einst weltgrößte Handy-Sparte im vergangenen Jahr an Microsoft verkauft und muss noch bis 2016 warten, bis er seinen Markennamen wieder auf Smartphones nutzen kann. (dpa/rs)