CIOs aus Sicht der Vorstandschefs

Notorische Bedenkenträger

06.09.2004 von Riem Sarsam
Die meisten CEOs vertrauen ihren IT-Vorständen in puncto Leitung des operativen Geschäfts. Nur wenige sprechen ihnen jedoch strategische Führungsqualitäten zu. Viele sehen sie als Blockierer bei der Umsetzung neuer Ideen.

IT-Kompetenz ja, Management-Fähigkeiten nein. Auf diese Formel lässt sich das Ergebnis der Gartner-Umfrage unter mehr als 450 Nicht-IT-Vorständen bringen. Nur ihren Personalleitern trauen CEOs noch weniger unternehmerische Fähigkeiten zu. Gleichwohl zeigen sie sich zufrieden mit den Kompetenzen beim Betrieb der IT.

CIOs sehen das anders. Längst hat sich ihr Selbstverständnis von der rein operativen hin zur strategischen Verantwortung gewandelt.

Marcus Blosch, Vice President und Research Director des Gartner Executive Program, hält die gegensätzlichen Wahrnehmungen für fatal: "Alle wichtigen Geschäftsentscheidungen hängen von der IT ab, werden oft sogar erst durch IT ermöglicht", kommentiert er. Ein CEO, der dies nicht erkenne, und ein CIO, der es nicht vermittle, liefen Gefahr, das Unternehmenswachstum zu bremsen.

Drei Faktoren machen die Gartner-Analysten für das Missverhältnis verantwortlich. Erstens sei IT für die oft überlasteten Vorstandschefs keine Top-Priorität. Zweitens verfolgten CEOs und CIOs unterschiedliche Ziele. Wie die Studie ergab, fixieren Vorstandsvorsitzende ihre Strategie auf Einnahmen und Wachstum. IT-Vorstände hingegen geben Kosten, Sicherheit und Datenschutz den Vorrang. Drittens unterscheiden sich die Manager in ihrem Stil und Gebaren: Der CEO gilt als optimistisch, missionarisch und ideenverliebt, während sein CIO konservativ, anwendungs- und detailorientiert wirkt.

Innerhalb des Vorstands haftet dem CIO der Ruf des notorischen Bedenkenträgers an, der mit den begrenzten Möglichkeiten komplexer Systeme argumentiere und neue Ideen blockiere.

Beide Seiten müssen aufeinander zugehen

Um das Verhältnis zu verbessern, müssen sich beide Seiten aufeinander zubewegen, so die Gartner-Analysten. Teils wird diese Entwicklung automatisch angestoßen, denn je stärker Unternehmensabläufe von der IT abhängen, desto höher stufen Firmenchefs das Thema ein. Gleichzeitig sollte der CIO aber auch aus seiner "komfortablen Zone" hervorkommen und sich auch außerhalb der IT als kompetenter Manager behaupten. "Der Super-CIO muss zwei Sprachen beherrschen", zitiert die Studie einen Teilnehmer. "Er muss sich innerhalb anderer Geschäftsbereiche genauso gut verständigen und engagieren können wie in seiner IT-Organisation."

Riem.Sarsam@cio.de