Browser, Dateimanager, Wecker und Co.

Nützliche App-Grundausstattung für das iPad

13.05.2012 von Christian Vilsbeck und Florian Horner
iPad-Käufer wundern sich über die dürftige Software-Ausstattung des Tablets. Abhilfe gibt es aus dem App Store. Wir stellen Ihnen Apps vor, die jedes iPad haben sollte.
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iPad-Käufer wundern sich über die nur dürftige Softwareausstattung des Tablets. Aus dem App Store kann jedoch leicht Abhilfe beschafft werden. Diese Apps gehören als Grundausstattung auf jedes iPad und liefern vielfach vermisste Funktionen nach.
von Florian Horner und Christian Vilsbeck (TecChannel)

Apples Produkte stehen zu allererst für ihr Design und ihre Funktionalität - das ist beim iPad und beim iPad 2 nicht anders. Dieses Paradigma zieht sich durch die gesamte Entwicklung eines Produktes, sei es Hard- oder Software. Dementsprechend gestaltet sich auch die Softwareausstattung auf einem Neugerät. Sie beschränkt sich auf das Wesentliche und wird oft als unvollständig angesehen.

Homescreen: Zum Start ist das Startmenü des iPads noch leer. Der App Store ändert das.

Obwohl die vorinstallierten Programme ihren Zweck erfüllen, fehlen ihnen oft doch wichtige Funktionen. Mit iOS 5 beherrscht beispielsweise der Safari-Browser jetzt immerhin die Tab-Funktion, die auf dem PC längst zum Standard gehört. Doch noch immer fehlen Features, die alternative Browser längst bieten. Andere Grundfunktionen wie einen Wecker hat sich Apple gleich ganz gespart - zum Unverständnis vieler Käufer. Zumal dieses Feature unter iOS auf dem iPhone sowie dem iPod touch zur Verfügung steht und zu den wohl am häufigsten genutzten Funktionen überhaupt zählen dürfte.

App-Empfehlungen fürs iPad

Das große Plus der iOS-Plattform ist jedoch der App Store. Hier tummeln sich über 140.000 Anwendungen, die ausschließlich für das iPad optimiert sind. Viele davon rüsten fehlende Funktionen nach oder ersetzen vorinstallierte Programme durch Bessere. Alle Anwendungen unserer Auswahl sind so standardmäßig nicht auf dem iPad vorinstalliert oder überbieten den Funktionsumfang der gegebenen Programme bei Weitem, weshalb sie für uns zur iPad-Grundausstattung gehören.

Unsere Auswahl deckt die verschiedensten Bereiche ab: Browser, Dateimanager, Wecker oder Remote-Ortung - für jeden Anwendungsfall ist eine App vertreten. Die Auswahl ist jedoch Veränderungen unterworfen. So haben wir den GoodReader durch ReaddleDocs ersetzt, da er das bessere Gesamtpaket abgibt. Er führt gekonnt sämtliche großen Internetspeicherdienste zusammen, sodass alle Fäden nun auf dem iPad zusammenlaufen.

iCab Mobile

Obwohl Safari auf dem iPad zunächst eine bemerkenswerte Browser-Erfahrung bietet, vermisst man bei häufiger Benutzung doch schnell viele Funktionen. So kann Safari Downloads nicht verwalten, obwohl Dateien über die Datenaustauschfunktion via iTunes sogar wieder vom iPad heruntergeladen werden könnten.

Einstellungen: iCab Mobile lässt sich an vielen Punkten anpassen.

iCab Mobile macht hier vieles besser. Der alternative Browser hat Safari den Vollbildmodus voraus. Dieser blendet die Toolbar an der Oberseite aus und ersetzt sie durch wenige, transparente Bedienelemente. Weiterhin praktisch: die Modulfunktion. iCab Mobile unterstützt sogenannte Module. Das sind kleine Browser-Erweiterungen, mit denen sich das Programm um weitere Funktionen bereichern lässt, wie ein vereinfachter Video-Download, oder die automatische Nutzung des Google-Übersetzers.

ReaddleDocs for iPad

Dateimanager und mehr: ReaddleDocs ist die App für alle Storage-Belange.

Heutzutage speichert kaum mehr jemand Daten ausschließlich lokal. Diverse Speicherdienste - neumodisch: Cloud-Storage-Anbieter - machen es jedem Anwender leicht, persönliche Dokumente dezentral zu nutzen. Der USB-Stick hat ausgedient. Über ReaddleDocs for iPad laufen jetzt alle Fäden zusammen.

Dabei ist es egal, ob es sich um Dropbox, Google Docs oder einen eigenen FTP-Server handelt, ReaddleDocs verwaltet sie alle. Sind die passenden Zugangsdaten erst einmal eingegeben, lässt es sich bequem mit den gewohnten Gesten durch die Dateistrukturen navigieren. Leider lädt die App alle Dateien zum Bearbeiten auf das iPad herunter. Eine in der Dropbox abgelegte PDF-Datei lässt sich also nicht direkt online mit Markierungen versehen. Dafür bietet die App jedoch eine Synchronisationsfunktion an, die auf Knopfdruck Änderungen dem Online-Speicher zuführt.

Neben seinen Cloud-Funktionen taugt ReaddleDocs auch zum Verteilen von Files im Netzwerk. Dafür ist eine Funktion namens Wi-Fi Drive integriert. Wird sie aktiviert, lässt sich das iPad einfach über die Geräte-IP per PC-Browser ansteuern. Voraussetzung ist, dass sich beide Geräte im selben Netzwerk befinden. Sogar als Netzlaufwerk kann das iPad so eingerichtet werden. Das Feature ist auf der Basis von WebDAV realisiert. Damit steht und fällt die Kompatibilität mit den Sicherheitseinstellungen des Netzwerkes.

IM+

Der IM+ vereint fast sämtliche Instant Messenger wie Skype, Yahoo oder MSN in sich. Mit bis zu zehn Account kann man gleichzeitig online sein, Push-Meldungen informieren einen selbst dann über neue Nachrichten, wenn die App geschlossen. Zum Funktionsumfang zählen Sprach- und Videonachrichten sowie ein integrierter Browser, mit dem empfangene Links geöffnet werden können. Neben der kostenpflichtigen Ausgabe gibt es auch eine kostenlose Lite-Variante. Bei dieser wurden die Skype-Unterstützung entfernt und Werbung hinzugefügt.

Die Benutzeroberfläche von IM+ lässt sich bestens anpassen. Nicht nur die Bildschirmhintergründe können mit Fotos aus der eigenen Bildergalerie individualisiert werden, auch die Klänge jeder ausgelösten Aktion lassen sich einstellen.

Dropbox

Der Online-Dienst Dropbox synchronisiert Dateien über verschiedene PCs und stellt sie auf beliebigen Clients mit Internetzugang zur Verfügung. Um Dropbox nutzen zu können, benötigen Sie zunächst einen kostenlosen Account, den Sie beim Start der iPad-App direkt anlegen können. Die kostenlose Version von Dropbox bietet 2 GByte Online-Speicher. Benötigen Sie mehr Speicher, können Sie kostenpflichtig auf 50 GByte und 100 GByte aufstocken. Auf dem iPad sehen Sie nun alle Dateien und Ordner Ihres Dropbox-Accounts.

Apple iPad-App Dropbox
Dropbox
Dropbox
Dropbox
Dropbox
Dropbox
Dropbox

Der Upload von Dateien erfolgt am einfachsten von einem PC aus, wo Sie Ihre Dokumente vorrätig haben. Aber auch auf dem iPad gespeicherte Fotos und Videos lassen sich in der App hochladen. Dropbox überträgt alle Dateien über eine gesicherte SSL-Verbindung und legt sie verschlüsselt im S3-Online-Speicher von Amazon ab. Meldet man sich nun von einem anderen System am Dienst an, kann man die vom iPad hochgeladenen Dateien dort herunterladen. Können Dateien in der App nicht dargestellt werden, weil das Format für das iPad unbekannt ist, so helfen zusätzliche installierte Apps wie GoodReader, Pages oder Numbers. Der Button "Open In…" rechts oben ermöglicht das alternative Öffnen in weiteren installierten Apps. Bei einem ZIP- oder Excel-File beispielsweise hilft dieses Verfahren.

Praktisch ist der Favoritenknopf: Damit lassen sich Dateien markieren, die man auch offline anschauen will. Die App führt von diesen Dateien dann einen lokalen Download auf das iPad aus.

TeamViewer HD

Mit seinem großen Display eignet sich das iPad sehr gut für Remote-Anwendungen. Und egal, ob der Büro-PC oder der Rechner zu Hause: Aus der Ferne darauf zugreifen ist oft äußerst praktisch. Sehr nützlich und einfach nutzbar ist die iPad-App TeamViewer HD. Privatanwender dürfen den TeamViewer HD kostenlos nutzen. Unternehmen müssen allerdings die kostenpflichtige Ausgabe TeamViewer Pro HD erwerben, die für den kommerziellen Einsatz freigeben ist.

Nach dem Start des Tools auf dem zu steuernden Rechner wird eine neunstellige ID-Nummer inklusive vierstelligem Kennwort generiert. Für den Remote-Zugriff müssen diese Parameter dann nur noch in der iPad-App eingegeben werden. TeamViewer baut mittels der TeamViewer-Master-Server eine Direktverbindung wahlweise über UDP oder TCP zwischen den Geräten auf, und das nahezu unabhängig von Standard-Gateways, NAT und Firewalls. Für den Zugriff auf Firmen-PCs wird somit keine VPN-Verbindung wie beim Remote-Desktop-Protokoll benötigt.

Die iPad-App erlaubt dabei verschiedene Einstellungen zur Optimierung der Übertragung je nach zur Verfügung stehender Bandbreite. Außerdem lassen sich die Zugänge der zu steuernden PCs abspeichern.

Night Stand HD

Warum Apple dem iPad keine Weckfunktion wie dem iPhone spendiert hat, ist nicht nachvollziehbar. Insofern zählt eine nachgerüstete Wecker-App zur Grundausstattung des iPads. Mit der kostenlosen App Night Stand HD Lite kann das iPad endlich auch als Wecker verwendet werden.

Die App erlaubt die Erstellung von multiplen Alarmen, beispielsweise nur für die Wochentage, und andere Alarmzeiten für Samstag und Sonntag. Neben vordefinierten Wecktönen lässt sich auch aus dem iPod-Repertoire ein Musikstück auswählen - allerdings nur in der kostenpflichtigen Pro-Version.

Night Stand HD bietet verschiedene Weckerdesigns von Analog bis hin zu verschiedenen LCD-Varianten. Außerdem gibt es eine Weltuhr mit sechs einstellbaren Ländern. Bei einem Doppelklick auf das Display regelt die App die Helligkeit auf ein Minimum zurück. Damit eignet sich das iPad auch als Uhr für den Nachtisch - ohne zu blenden. Eine nette Zusatz-Info ist das eingeblendete Wetter.

Mein iPhone suchen / Find my iPhone

Lassen Sie sich nicht vom Namen der App täuschen! Mit "Mein iPhone suchen" entdecken Sie nicht nur das namengebende Smartphone wieder für den Fall, dass Sie es verlegt haben. Auch iPod touch und iPad können lokalisiert werden, sofern Sie sie mit Ihrem iTunes-Account registriert haben.

Wahlmöglichkeit: Benachrichtigen, Sperren und Löschen sind Ihre Optionen.

Hierfür greift Mein iPhone suchen auf die internen GPS-Komponenten der Geräte zu und überträgt die genaue Position via Internet zum Apple-Dienst iCloud.com. Die "Mein iPhone suchen"-App ist nun nichts anderes als ein nativer iPad-Client für das dortige Funktionsangebot. Im Klartext bedeutet das, dass iPhone, iPad und iPod touch aus der Ferne geortet, gesperrt und gelöscht werden dürfen. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine Internetverbindung, die gerade bei Geräten ohne Mobilfunkmodul nur im WLAN gegeben ist.

So bleibt ein im Park verlorener iPod touch auch weiterhin verschwunden. Es sei denn, der Finder verbindet das Gerät mit einem Drahtlosnetz. Nur so finden die GPS-Position den Weg ins Netz und Nachrichten-, Sperr- und Löschanforderungen den Weg aufs Gerät.

Gerade weil der Dienst komplett kostenlos ist, ist Mein iPhone suchen eine echte Empfehlung. Egal ob aus Schussligkeit oder bei einem echten Diebstahl: Sind die registrierten Geräte einmal weg, gibt es kaum etwas Leichteres, als online oder über die App eine Suche anzustoßen.

Reeder for iPad

Das iPad ist das ideale Gerät zum Surfen. Der Großteil aller Internetseiten lädt schnell genug, fehlendes Flash fällt beim reinen News-Lesen kaum ins Gewicht. Für viele Anwender zählen jedoch RSS-Feeds zur Nachrichtenquelle der Wahl. Entsprechend ist im App Store auch die Auswahl an News- und Feed-Readern sehr groß. Mit zu den besten Stücken Software in diesem Bereich gehört Reeder for iPad.

Funktionell: Links kann durch Feeds gescrollt werden, rechts wird bereits Text geladen.

Bei der Reeder-App handelt es sich um einen gelungenen Client für den Google Reader, der bereits auf dem iPhone Achtungserfolge einheimsen konnte. Einmal eingerichtet, synchronisiert sich das Programm mit dem eigenen Google-Account und übernimmt anstandslos alle Ordner sowie (un-)gelesenen und markierten Einträge. Das funktioniert auch bei Hunderten oder gar Tausenden Nachrichten reibungslos, zumal man noch während der Synchronisation bereits mit der Software arbeiten kann.

Gerade aufgrund der durchdachten Bedienung und Aufmachung wirkt der Reeder reizvoll: Einzelne Feed-Quellen werden optisch in Ordner zusammengefasst und lassen sich ähnlich der iPad-Fotobibliothek mit Spreizgesten auffächern. Nutzt man Reeder for iPad hauptsächlich horizontal, dann werden Artikelüberschrift und Vorspann in einer linksbündigen Spalte angezeigt, damit der Rest des Bildschirms für die tatsächlichen Feed-Inhalte übrig bleibt. Hier funktionieren die Wischgesten "Swipe to read/unread" und "Swipe to starred/unstarred" auch am besten, die wohl zu den am häufigsten genutzten Funktionen eines Feed-Readers gehören dürften.

Tagesschau

Mit seiner gelungenen Tagesschau-App präsentiert die ARD das gesamte News-Angebot seiner Online-Redaktion auf dem iPad. Die Anwendung beinhaltet geschriebene Nachrichten, genauso wie Live- oder zeitversetztes Nachrichtenfernsehen und Radio. Aufmachung und Bedienung sind ansprechend gestaltet, funktionell gibt es nur wenig zu bemängeln. So funktionieren leider gerade die eingebetteten Videos nicht immer anstandslos, was sich nach mehrmaligem Neuladen jedoch oft beheben lässt.

Gut: Die Benutzeroberfläche wirkt aufgeräumt und strukturiert.

Großes Lob verdienen die gut funktionierenden Push-Benachrichtigungen. So können Sie optional einstellen, ob Sie bei besonderen Schlagzeilen zeitnah informiert werden möchten. Eine Option, gezielt auf die Themenwahl Einfluss zu nehmen, fehlt allerdings. Beispielsweise können Sie keine Themen abonnieren oder gezielt abbestellen die Sie nicht interessieren - etwa Sport.

Die Ladegeschwindigkeit der Nachrichten ist gut. Inhalte bauen sich schnell auf und können binnen weniger Augenblicke gelesen werden. Über Schnittstellen wie E-Mail-Versand, Twitter oder Facebook lassen sich interessante Artikel auch mit der Welt teilen. Dank Favoritenfunktion behalten Sie besondere Meldungen auch langfristig im Blick. Jedoch besteht keine Möglichkeit, diese offline zu lesen. Eine bestehende Datenverbindung ist bei der Nutzung der Tagesschau-App stets Voraussetzung.

Taschenrechner HD für iPad

Würde sich Apple beim iPad nicht eine eigene Taschenrechner-App sparen, sie sähe wahrscheinlich wie der Taschenrechner HD für iPad aus. Die Designs der Rechenmaschinen orientieren sich stark an der Realität und bieten einen Schreibtischhintergrund mit detaillierten Grafiken. Vier Rechnertypen stehen zur Auswahl, vom Basisrechner für die Grundrechenarten bis hin zum wissenschaftlichen Taschenrechner mit mehr als 28 Funktionen.

Notiert: Der integrierte Notizzettel kann als Gedankenstütze herangezogen werden.

Zwei Rechnerarten stechen dabei mit weiteren Funktionen heraus: Bandrechner und Rechner mit Notizblock. Beim Bandrechner handelt es sich um eine Rechenmaschine, bei der ein Band alle Zwischenergebnisse notiert. So lassen sich beispielsweise auch aufwendige Berechnungen nachvollziehen. Ergebnisse aus diesem Rechner können auch per E-Mail verschickt oder via Airprint gedruckt werden. Letztere Option bringt natürlich ihre eigenen Probleme in Sachen Kompatibilität mit sich.

Der zweite besondere Taschenrechner der App besitzt weiterhin eine Notizblockfunktion. Dort tragen Sie handschriftlich Merkhilfen, Zwischenergebnisse oder Formeln ein, die für Sie wichtig sind.

Dieser Artikel stammt von unserer Schwesterpublikation TecChannel. (kv)