Der Druck auf Banken in Deutschland, über alternative Beschaffungs-Strategien ("sourcing") nachzudenken, wird immer größer. Zu hohe "Fertigungstiefe" und Kosten belasten die Bilanzen. Outsourcing an einen Offshore-Dienstleister ist allerdings nur in den wenigsten Fällen für Banken eine optimale Lösung. Die optimalen Sourcing-Alternativen hängen stark von den betrachteten Prozessen und Bankentypen ab.
Private Geldinstitute, kleine Sparkassen und kleine Genossenschaftsbanken fahren mit Outsourcing an einen in Deutschland basierten Dienstleister meistens am besten. Sie sollten nicht an einen Offshore-Dienstleister auslagern. Denn die realisierbaren Einsparpotenziale stehen in keinem Verhältnis zu dem erhöhten Risiko und Management-Aufwand. Anders sieht es für größere Sparkassen und größere Genossenschaftsbanken aus. Ihnen empfiehlt Soreon selektives Offshore-Outsourcing von Personalprozessen sowie in der Anwendungsentwicklung.
Großbanken sind dagegen mit internen Service-Dienststellen ("shared service center") und eigenen Offshore-Niederlassungen am besten bedient. Sie besitzen ähnliche Einsparpotenziale wie inländisches Outsourcing. Hinzu kommt aber, dass sie aus strategischen Erwägungen oftmals attraktiver sind. Zu Outsourcing an einen heimischen Dienstleister raten die Analysten den Großbanken daher lediglich für den Infrastrukturbetrieb. Die Anwendungsentwicklung sollte dagegen in ein Billiglohnland gehen.
Nicht nur die Kosten betrachten
Bei Beherzigung dieser Empfehlungen könnten alle betrachteten Bankentypen bis zu 30 Prozent ihrer internen Prozesskosten einsparen. Die höchsten Sparpotenziale liegen für große Banken und Sparkassen bei Infrastrukturbetrieb und Anwendungsentwicklung. Auch die Abwicklung des Zahlungsverkehrs und Personalprozesse bergen Sparmöglichkeiten.
Kleine Banken können vor allem durch das Outsourcing des Infrastrukturbetriebs ihre Kosten signifikant reduzieren. Mit Ausnahme des Zahlungsverkehrs liegen für sie die Einsparpotenziale bei der Auslagerung ganzer Geschäftsprozesse jedoch deutlich niedriger. Zum Teil übersteigen sie sogar die Kosten einer internen Leistungserbringung. Der Grund dafür sind die relativ geringen Transaktionsvolumina. Dadurch lassen sich die hohen Initialkosten und die fortlaufenden Zusatzkosten kaum amortisieren. Großbanken können diese Zusatzkosten und auch die Risiken durch deutliche höhere Einsparungen ausgleichen.
Banken sollten eine Entscheidung der Outsourcing-Frage jedoch nicht ausschließlich aufgrund der Kostenauswirkungen fällen. Vielmehr müssen Einsparpotenziale, Unternehmensziele und Barrieren gegeneinander abgewogen werden. "Bei dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise stellen sich Sourcing-Ansätze mit den höchsten Einsparpotenzialen oft nicht als die attraktivste Alternative heraus", sagt Florian Keller von Soreon.
Für die Studie "Richtiges Outsourcing: Make or Buy im Bankenvergleich" befragte Soreon 40 deutsche und ausländische Outsourcing-Anbieter. Außerdem beteiligten sich zahlreiche Banken, die Outsourcing-Dienstleistungen nutzen, an der Umfrage. Die Berechnung der Einsparpotenziale basiert auf einem Vollkostenvergleich der Sourcing-Alternativen inklusive steuerlicher Auswirkungen.
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