Dilemma

Nur moderne IT trotzt dem Daten-Overkill

03.05.2010 von Mathias Kaldenhoff
CIOs sind nicht zu beneiden: Einerseits ist da der Kostendruck, andererseits die enorm wachsende Datenmenge, die effizient genutzt sein will und deshalb Investitionen erfordert.
Mathias Kaldenhoff, Oracle: Es entstehen zukünftig unzählige digitale Prozesskonsumenten und Datenlieferanten. Das bereichert die IT.

Mehr als 80 Prozent des IT-Budgets geben Unternehmen heutzutage allein für die Erhaltung der geschäftskritischen Systeme aus. Deshalb setzen strategische und konzeptionelle Planungen der IT-Verantwortlichen hier an. "Cost cutting" senkt nicht nur diesen Prozentsatz, sondern schafft vor allem maximale Freiräume für die notwendigen Maßnahmen zur direkten Innovation und Modernisierung ihrer Infrastruktur - und zwar durch Konsolidierung, Integration und Harmonisierung. Nur so lassen sich die Einsparpotenziale direkt ablesen. Die Ausläufer der Finanzkrise scheinen diesen Trend noch zu verstärken. Konzepte gelangen immer langsamer vom Bereich der Business Technology (BT) über das Information Management (IM) bis zur Umsetzung in der IT. Kosteneinsparungen sind so kaum umsetzbar und Investitionen in diesem Bereich nahezu unmöglich. Die bereits existierende Schere zwischen den Anforderungen aus der Geschäftsstrategie und der Reaktions- und Implementierungszeit der IT geht immer weiter und dynamischer auseinander.

Der Erfolg und Wirkungsgrad von Modernisierung und Innovation entscheidet sich bereits sehr früh. Wichtig ist die konsequente Unterstützung der getroffenen Maßnahmen. Soziale, digitale Netzwerke, ConsumerTec und CRM-Boost haben hier eine Schlüsselfunktion. Sie sind wichtige Bestandteile eines Modernisierungsuniversums, in dem die Einflussfaktoren auf die IT der Zukunft als einzelne Planeten zu finden sind.

Der CRM-Boost

Der digitale Markt der Endkonsumenten und dessen Relevanz für Geschäftsstrategien ist enorm. Die folgenden statistischen Fakten über das Online-Verhalten des Einzelnen und den geschäftlichen Nutzungsgrad bestätigen das:

Dies deutet trotz einer in Deutschland bereits hohen Sättigung auf eine weiter steigende Penetration durch das Internet, mehr Online-User und -Verfahren hin. Es stützt den in Analysen und Konzepten beschriebenen Weg zum "Global Business Web".

Das setzt oft die Integration funktionaler Silos voraus. Die Fähigkeit eines Unternehmens, diesen Anforderungen mit leistungsfähigen Systemen und Konzepten, also performant zu begegnen, bedeutet für Planungen vor allem eines: einen hohen Schutz für die bisherigen Portalinvestitionen.

Die neuen Möglichkeiten der digitalen sozialen Netzwerke befeuern unternehmerische so genannte E-2.0-Strategien, die in Prozess- und Kollaborationsportale münden. Mitarbeiter nehmen auf diesen Wegen aktiv über das Web an der Prozessgestaltung innerhalb des Unternehmens teil, die Prozesskompetenz der Organisation steigt, und nicht zuletzt steigt die Produktivität der Mitarbeit durch die verbesserte und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Oft jedoch ist der Weg der ConsumerTec in den Unternehmensalltag eine echte Herausforderung. Die zentrale Frage für die Unternehmen lautet: Lohnt es sich für die industrielle IT, ihre Modernisierungsmaßnahmen zu erweitern und die Konzepte aus den im Verbrauchermarkt auftretenden Hypes mit zu berücksichtigen, dort auftretende Verfahren gar in ihre Geschäfts- und Implementierungsstrategien zu integrieren oder innerhalb ihrer eigenen IT zu industrialisieren? Ex-Konzern-CIO Andreas Resch sieht in der Zurückhaltung der Unternehmen, neue Technologien einzusetzen, die im Verbrauchermarkt längst angekommen sind, einen der wesentlichen Verhinderer von Innovation. Letztlich läuft es auf die Frage hinaus: Was hat dein Kühlschrank mit meinem Mainframe zu tun? Diese Frage muss der CIO schlüssig beantworten.

Beispiele für ConsumerTec mit Business-Einfluss

Die wirklichen Herausforderungen des Global Business Web entstehen aus der Verschmelzung von ConsumerTec mit automatisierten Endgeräten - wobei der Begriff hier weit über Smartphones hinausgeht und jedes mobile Endgerät bezeichnet. Es entstehen zukünftig unzählige digitale Prozesskonsumenten und Datenlieferanten. Das bereichert die Unternehmens-IT, wie völlig neue Geschäftsmodelle aus den verschiedensten Branchen zeigen:

Die daraus entstehende Explosion von verbraucherbezogenen Daten wird als CRM-Boost bezeichnet. Wo die IT heute eine überschaubare Anzahl von digitalisierten Prozessen bewältigen muss, wird sie in Zukunft zudem unzählige gleichzeitige Prozessaufrufe entgegennehmen müssen.

As-a-Service-Boom auch für die Cloud

Zahlreiche der ersten SaaS-Anwendungen (Software-as-a-Service) sind dementsprechend CRM-on-demand-Applikationen. Sie eignen sich zudem hervorragend für den Cloud-Gedanken. Service- beziehungsweise Prozessdrehscheiben oder -katalysatoren werden in die Cloud folgen und neben Geschäftsapplikationen auch Querschnittdienste dynamisch darstellen, beispielsweise Mail-as-a-Service, Integrationframework-as-a-Service, Developmentframework-as-a-Service, Collaboration-as-a-Service oder Office-as-a-Service.

Hierbei können durch nur bedarfsorientierte Nutzung und Wegfall des Eigenbetriebes Einspareffekte bis zu 40 Prozent entstehen. Ein gleich großer Anteil kann bei genügend großer Konsolidierung im Eigenbetrieb der Cloud entstehen. Die Senkung der Eintrittsbarriere in globale CRM-Systeme verbessert die Bindung an Kunden wie auch ihre Zufriedenheit.

Grid - das besonders moderne Etwas

Der standardisierte Weg zur Cloud beschreibt neben SaaS die Bereiche Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) und setzt größtenteils Virtualisierungsstrategien voraus, um Ressourcen eines Computers zusammenzufassen oder aufzuteilen. Moderne Unternehmen ohne Zwang zu eigener Cloud-Strategie nutzen die erprobten Standards in einem Modernisierungsprozess zur effizienteren Ausnutzung ihrer Betriebsmittel, indem sie einen Pool aus abstrahierter, hoch skalierbarer und verwalteter IT-Infrastruktur aufbauen. Der hält Kundenanwendungen vor und lässt sich nach Gebrauch abrechnen. Dabei können mehrere (heterogene) Hardwareressourcen zu einer homogenen Umgebung zusammengeführt werden. Die Skaleneffekte können dabei denen einer Cloud im Eigenbetrieb nicht unähnlich sein.

Teilweise als Vorstufe, teilweise parallel zur Modernisierung in virtuellen Umgebungen dienen Grid-Muster (Data Grid oder Application Grid), also die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Daten- und Anwendungslandschaft je nach Aufwand gezielt einsetzen zu können. Experten sprechen hier von horizontal skalierenden Umgebungen. Als Eingangsvoraussetzung zur Teilnahme an diesen Potenzialen dient jedoch die Auflösung funktionaler Silos, wie sie in großer Anzahl und oft unberechtigt in Mainframe-Architekturen residiert.

Mainframe sehr bald überfordert

Die wachsenden Nutzerzahlen und immer komplexer werdende Anwendungen überfordern die historisch gewachsenen Mainframe-Umgebungen. Oft ist eine weitere und teure Investition nötig, um die nötige Skalierbarkeit und Performanz zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund eines Einsparzieles von 50 Prozent werden alternative Modernisierungskonzepte gesucht: