Mehr als 80 Prozent des IT-Budgets geben Unternehmen heutzutage allein für die Erhaltung der geschäftskritischen Systeme aus. Deshalb setzen strategische und konzeptionelle Planungen der IT-Verantwortlichen hier an. "Cost cutting" senkt nicht nur diesen Prozentsatz, sondern schafft vor allem maximale Freiräume für die notwendigen Maßnahmen zur direkten Innovation und Modernisierung ihrer Infrastruktur - und zwar durch Konsolidierung, Integration und Harmonisierung. Nur so lassen sich die Einsparpotenziale direkt ablesen. Die Ausläufer der Finanzkrise scheinen diesen Trend noch zu verstärken. Konzepte gelangen immer langsamer vom Bereich der Business Technology (BT) über das Information Management (IM) bis zur Umsetzung in der IT. Kosteneinsparungen sind so kaum umsetzbar und Investitionen in diesem Bereich nahezu unmöglich. Die bereits existierende Schere zwischen den Anforderungen aus der Geschäftsstrategie und der Reaktions- und Implementierungszeit der IT geht immer weiter und dynamischer auseinander.
Der Erfolg und Wirkungsgrad von Modernisierung und Innovation entscheidet sich bereits sehr früh. Wichtig ist die konsequente Unterstützung der getroffenen Maßnahmen. Soziale, digitale Netzwerke, ConsumerTec und CRM-Boost haben hier eine Schlüsselfunktion. Sie sind wichtige Bestandteile eines Modernisierungsuniversums, in dem die Einflussfaktoren auf die IT der Zukunft als einzelne Planeten zu finden sind.
Der CRM-Boost
Der digitale Markt der Endkonsumenten und dessen Relevanz für Geschäftsstrategien ist enorm. Die folgenden statistischen Fakten über das Online-Verhalten des Einzelnen und den geschäftlichen Nutzungsgrad bestätigen das:
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Mehr als 69 Prozent aller Deutschen sind online.
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Täglich werden weltweit rund 165 Milliarden E-Mails versendet und empfangen.
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Die US-amerikanische Bevölkerung hat heute Zugang zu weit mehr als einer Billiarde Web-Seiten, mehr als 65.000 iPhone-Apps, 10.500 Radiostationen und 5.500 Magazinen.
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Auf YouTube werden innerhalb von zwei Monaten mehr Videos hochgeladen, als der US-amerikanische Nachrichtensender NBC seit seinem Start im Jahre 1947 erstellt hat.
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Soziale Netzwerke erobern die Welt. My Space, YouTube und Facebook verzeichnen jeden Monat 250 Millionen Besucher, aber keines der Unternehmen existierte vor sechs Jahren.
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97 Prozent aller Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern nutzen, laut Statistischem Bundesamt für das Jahr 2008 einen Computer.
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77 Prozent dieser Unternehmen hatten 2008 ein eigenes Angebot im Internet.
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95 Prozent aller Unternehmen in Deutschland nutzen das Internet.
Dies deutet trotz einer in Deutschland bereits hohen Sättigung auf eine weiter steigende Penetration durch das Internet, mehr Online-User und -Verfahren hin. Es stützt den in Analysen und Konzepten beschriebenen Weg zum "Global Business Web".
Das setzt oft die Integration funktionaler Silos voraus. Die Fähigkeit eines Unternehmens, diesen Anforderungen mit leistungsfähigen Systemen und Konzepten, also performant zu begegnen, bedeutet für Planungen vor allem eines: einen hohen Schutz für die bisherigen Portalinvestitionen.
Die neuen Möglichkeiten der digitalen sozialen Netzwerke befeuern unternehmerische so genannte E-2.0-Strategien, die in Prozess- und Kollaborationsportale münden. Mitarbeiter nehmen auf diesen Wegen aktiv über das Web an der Prozessgestaltung innerhalb des Unternehmens teil, die Prozesskompetenz der Organisation steigt, und nicht zuletzt steigt die Produktivität der Mitarbeit durch die verbesserte und unkomplizierte Zusammenarbeit.
Oft jedoch ist der Weg der ConsumerTec in den Unternehmensalltag eine echte Herausforderung. Die zentrale Frage für die Unternehmen lautet: Lohnt es sich für die industrielle IT, ihre Modernisierungsmaßnahmen zu erweitern und die Konzepte aus den im Verbrauchermarkt auftretenden Hypes mit zu berücksichtigen, dort auftretende Verfahren gar in ihre Geschäfts- und Implementierungsstrategien zu integrieren oder innerhalb ihrer eigenen IT zu industrialisieren? Ex-Konzern-CIO Andreas Resch sieht in der Zurückhaltung der Unternehmen, neue Technologien einzusetzen, die im Verbrauchermarkt längst angekommen sind, einen der wesentlichen Verhinderer von Innovation. Letztlich läuft es auf die Frage hinaus: Was hat dein Kühlschrank mit meinem Mainframe zu tun? Diese Frage muss der CIO schlüssig beantworten.
Beispiele für ConsumerTec mit Business-Einfluss
Die wirklichen Herausforderungen des Global Business Web entstehen aus der Verschmelzung von ConsumerTec mit automatisierten Endgeräten - wobei der Begriff hier weit über Smartphones hinausgeht und jedes mobile Endgerät bezeichnet. Es entstehen zukünftig unzählige digitale Prozesskonsumenten und Datenlieferanten. Das bereichert die Unternehmens-IT, wie völlig neue Geschäftsmodelle aus den verschiedensten Branchen zeigen:
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In der Energiewirtschaft - Stichwort Smart Grid: Intelligente Stromnetze werden Zustandsinformationen und Lastflussdaten aus jedem Netzelement in Echtzeit abrufen und verarbeiten können. Neben jeder Produktionsanlage wird auch jede Stromnutzungs- beziehungsweise -speicheranlage in das Netz-Management mit einbezogen, wie beispielsweise Wärmepumpen, Warmwasserspeicher, Tiefkühler und Autobatterien. Jedes Auto, jede Heizung, jeder Kühlschrank wird in sehr kurzen Abständen an einem oder mehreren digitalen Prozessen teilnehmen, Lastdaten erzeugen, übermitteln und zentral verarbeitet verwerten. Dabei wird der Stromnutzer unbeschränkt in das Strom-Management mit einbezogen und erzeugt kundenrelevante Daten (CRM).
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Im Kfz-Bau: Fahrzeughersteller oder Zulieferer konzipieren und liefern bald Kommunikationsnetze und die Verbindung zu Services im Stile der Apps moderner Smartphones aus. Sie verbinden Fahrzeuge überall und jederzeit mit dem Handy, dem heimischen Computer- und Entertainment-System, Online-Datenbanken und Internet-basierenden Mehrwertdiensten, wie etwa Google Maps. Sie erlauben Statusabfragen und -änderungen (Öffnen, Schließen, Position). Dabei wird zukünftig der Fahrer unbeschränkt in das Fahrzeug-Management mit einbezogen und erzeugt kundenrelevante Daten (CRM).
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Im öffentlichen Bereich: Die Einführung des neuen, elektronischen Personalausweises (nPA) schafft Voraussetzungen für eine sichere Kommunikation und Authentisierung zwischen Bürger, Verwaltung und Unternehmen. Der nPA wird vom Bundesministerium des Inneren parallel aktiv an verschiedene Wirtschaftsbereiche herangetragen. Die Versicherungswirtschaft wie auch Online-Lieferanten zeigen größtes Interesse am Ausbau beziehungsweise an der Implementierung unterstützender Infrastrukturen. Parallel zu den innerdeutschen Aktivitäten ist die Bundesrepublik im Gespräch mit verschiedenen EU-Staaten, um eine gegenseitige Akzeptanz der verschiedenen europäischen elektronischen Identitätsnummern zu erreichen und damit den Geltungsbereich des Zugriffs länderübergreifend zu erweitern.
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Im Gesundheitswesen: Die elektronische Gesundheitskarte mit einem geplanten Rollout für bis zu 80 Millionen Menschen beschäftigt nicht nur die Ärzteschaft und die Krankenkassen. Finanzdienstleister wie Sparkassen und Banken bieten zusätzlich Services (Card-Terminals) und Trustcenter an, eine Diskussion um eventuelle Mehrwertdienste ist nicht ausgeschlossen.
Die daraus entstehende Explosion von verbraucherbezogenen Daten wird als CRM-Boost bezeichnet. Wo die IT heute eine überschaubare Anzahl von digitalisierten Prozessen bewältigen muss, wird sie in Zukunft zudem unzählige gleichzeitige Prozessaufrufe entgegennehmen müssen.
As-a-Service-Boom auch für die Cloud
Zahlreiche der ersten SaaS-Anwendungen (Software-as-a-Service) sind dementsprechend CRM-on-demand-Applikationen. Sie eignen sich zudem hervorragend für den Cloud-Gedanken. Service- beziehungsweise Prozessdrehscheiben oder -katalysatoren werden in die Cloud folgen und neben Geschäftsapplikationen auch Querschnittdienste dynamisch darstellen, beispielsweise Mail-as-a-Service, Integrationframework-as-a-Service, Developmentframework-as-a-Service, Collaboration-as-a-Service oder Office-as-a-Service.
Hierbei können durch nur bedarfsorientierte Nutzung und Wegfall des Eigenbetriebes Einspareffekte bis zu 40 Prozent entstehen. Ein gleich großer Anteil kann bei genügend großer Konsolidierung im Eigenbetrieb der Cloud entstehen. Die Senkung der Eintrittsbarriere in globale CRM-Systeme verbessert die Bindung an Kunden wie auch ihre Zufriedenheit.
Grid - das besonders moderne Etwas
Der standardisierte Weg zur Cloud beschreibt neben SaaS die Bereiche Infrastructure-as-a-Service (IaaS) und Platform-as-a-Service (PaaS) und setzt größtenteils Virtualisierungsstrategien voraus, um Ressourcen eines Computers zusammenzufassen oder aufzuteilen. Moderne Unternehmen ohne Zwang zu eigener Cloud-Strategie nutzen die erprobten Standards in einem Modernisierungsprozess zur effizienteren Ausnutzung ihrer Betriebsmittel, indem sie einen Pool aus abstrahierter, hoch skalierbarer und verwalteter IT-Infrastruktur aufbauen. Der hält Kundenanwendungen vor und lässt sich nach Gebrauch abrechnen. Dabei können mehrere (heterogene) Hardwareressourcen zu einer homogenen Umgebung zusammengeführt werden. Die Skaleneffekte können dabei denen einer Cloud im Eigenbetrieb nicht unähnlich sein.
Teilweise als Vorstufe, teilweise parallel zur Modernisierung in virtuellen Umgebungen dienen Grid-Muster (Data Grid oder Application Grid), also die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Daten- und Anwendungslandschaft je nach Aufwand gezielt einsetzen zu können. Experten sprechen hier von horizontal skalierenden Umgebungen. Als Eingangsvoraussetzung zur Teilnahme an diesen Potenzialen dient jedoch die Auflösung funktionaler Silos, wie sie in großer Anzahl und oft unberechtigt in Mainframe-Architekturen residiert.
Mainframe sehr bald überfordert
Die wachsenden Nutzerzahlen und immer komplexer werdende Anwendungen überfordern die historisch gewachsenen Mainframe-Umgebungen. Oft ist eine weitere und teure Investition nötig, um die nötige Skalierbarkeit und Performanz zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund eines Einsparzieles von 50 Prozent werden alternative Modernisierungskonzepte gesucht:
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SOA Integration: IT-Architekten können Legacy-Anwendungen kapseln. Sie schaffen SOA-Services, die auf einer neuen Plattform laufen, aber mithilfe des alten Codes implementiert wurden.
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Automatisierte Migration: Bei einigen Legacy-Anwendungen automatisiert die IT die Migration hin zu neuen Technologien. Automatisierte Migration verändert dabei nicht das Design der Anwendung.
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Commercial Off-the-Shelf (COTS) Replacement: Manager können Legacy-Anwendungen mithilfe von COTS-Anwendungen ersetzen, sofern sie nicht besondere Geschäftsdaten oder -funktionen beinhalten.
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Re-Architecting: Software-Ingenieure sind in der Lage, geschäftsrelevanten Code aus Legacy-Anwendungen wiederherzustellen und neu zusammenzusetzen.
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Re-Hosting: IT-Manager können Anwendungen auf andere Plattformen verschieben, ohne anwendungs- und geschäftsspezifische Anpassungen zu verändern.