Die Bundesregierung hat ein 500 Millionen Euro schweres Konjunkturpaket für die IT geschnürt. Wie viel Geld davon kommt bei Ihnen an?
So wie es aussieht, wird dieses Geld innerhalb der Bundesbehörden verplant. Und dazu gehören wir nun einmal nicht. Dafür haben wir gute Chancen, am Konjunkturpaket II zu partizipieren. Da ist noch die Frage, wie viele der Gelder tatsächlich in IT-bezogene Dinge fließen. Ein großer Teil ist nämlich für Bau- und infrastrukturelle Maßnahmen eingeplant. Allerdings wird auch die Green-IT ausdrücklich gefördert. Zwei unserer Anträge betreffen dieses Thema, und da sind wir in einer guten Ausgangssituation: Einerseits sind wir selbst ein Anwender und gleichzeitig forschen wir in Energiewandlung und Materialien. Wir können also Forschungsprojekte in den für Green-IT entscheidenden Themengebieten anbieten. Das dritte von mir eingereichte Projekt betrifft den Bereich Unified Communications.
Und wenn es nun tatsächlich überhaupt kein Geld gäbe: Blieben diese Projekte dann unrealisiert?
Nein, aber wir könnte mit den Finanzmitteln erheblich konsequenter vorangehen. Natürlich setzen wir umfangreiche eigene Mittel ein.
Unabhängig von den öffentlichen Töpfen: Was planen Sie als IT-Investitionen in diesem und dem nächsten Jahr?
Beim DLR laufen derzeit mehrere große Migrations- und Restrukturierungsprojekte, zum Beispiel in unserer Sharepoint- und Dokumentenmanagement-Infrastruktur. Zudem bauen wir momentan unsere Unified Communications-Plattform aus. Schließlich haben wir ein Projekt im Desktop Management gestartet, wo wir an der Perfektionierung unserer Plattform zur Software-Verteilung und dem Patch-Management arbeiten. Ebenfalls ein Thema ist die Virtualisierung auf Desktop-Ebene. Das mag sich auf den ersten Blick noch nicht sehr spannend anhören, aber im Sinne einer nachhaltigen Konsolidierung sind das für uns sehr wichtige Projekte.
Wie bewerten Sie das Konjunkturprogramm in Hinsicht auf die IT und im Hinblick auf das Ziel, die Konjunktur anzukurbeln?
Das Programm ist dann sinnvoll, wenn man es schafft, möglichst viele Anbieter von Infrastruktur- und Software-Engineering-Dienstleistungen aus deutschen Landen daran zu beteiligen und nicht Hardware aus Taiwan oder Software aus Indien kauft. Dann halte ich das Geld für unsere Konjunktur als richtig eingesetzt. Und die Möglichkeiten gibt es ja in der deutschen IT-Landschaft, die genügend Qualität und Kapazitäten zu bieten hat.
Raten Sie zu weiteren Investitionen?
Wir haben eine Menge Konsolidierungsbedarf auf Bundes- und Landesebene, der gerne befriedigt werden dürfte. Wenn wir die viele Rechnerkapazität reduzieren könnten und mit dem gesparten Geld Prozessoptimierung finanzierten, wäre das eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten und würde noch Energie einsparen.
Ansonsten muss der Bund weiter an der Bildungsinitiative im IT-Bereich arbeiten. Er muss mehr junge Leute für dieses Fach interessieren, um die Basis deutscher IT-Management-Fachkräfte zu erweitern. Es gibt viel zu wenig Menschen, die die Komplexität heutiger IT-Projekte sauber managen können. Die meisten CIOs kommen immer noch als Quereinsteiger aus ganz anderen Fächern und haben sich über viele Jahre selbst in ihr Fachgebiet eingearbeitet. Dasselbe gilt natürlich auch auf der Ebene der Software-Architekten. Gut ausgebildete Kräfte findet man hierzulande nur wenige, und hier kann der Staat die Universitäten unterstützen, attraktivere Ausbildungsgänge zu etablieren.
Mehr über das 500-Millionen-Programm lesen Sie in der Titelgeschichte des CIO-Heftes vom 27. April.
bisher erschienen:
500 Mio. für IT - aber nicht für Rheinland-Pfalz (Teil 4)
500 Mio. für IT - aber nicht für Hückeswagen (Teil 3)
500 Mio. für IT - aber nicht für Hückeswagen (Teil 2)
500 Mio. für IT - aber nicht für Köln (Teil 1)