Laut der Untersuchung ist der Online-Umsetzungsgrad seit 2004 um zehn Prozent gestiegen. Die europäischen Ämter haben jetzt die Stufe der so genannten Zwei-Wege-Interaktion erreicht. Das bedeutet, dass der Datenaustausch zwischen Behörden und Wirtschaft beziehungsweise Bürgern möglich ist.
Auch die deutschen Behörden haben ihre Online-Fähigkeit im Vergleich zu 2004 um acht Prozentpunkte verbessert. Sie sind aber im Ländervergleich erneut um einen Platz (Platz 19) zurückgefallen. Die Werte von 74 Prozent Umsetzungsgrad und 47 Prozent vollständig online-verfügbarer Dienste entsprechen zwar dem EU-Durchschnitt, reichen aber nur für eine Positionierung im Mittelfeld.
"Trotz viel versprechender Ansätze tritt E-Government in Deutschland mittlerweile auf der Stelle", sagt Tom Gensicke, Leiter Public Services bei Capgemini. Weitere Fortschritte würden unter anderem organisatorische Veränderungen in den behördeninternen als auch behördenübergreifenden Prozessen erfordern.
Der Studie zufolge sieht die Politik E-Government in Deutschland vorwiegend als Kosten- und nicht als Wirtschaftsfaktor an. Das hat zur Folge, dass das Thema oft nur mit geringer Priorität vorangetrieben wird. So verfügt die Initiative "Deutschland Online", die nationale Initiativen zwischen Bund, Ländern und Kommunen bündeln soll, weder über finanzielle noch über personelle Ressourcen.
Neue EU-Staaten holen auf
Deutlich stärker als der Ausbau in den alten Mitgliedstaaten ging die Online-Fähigkeit von Leistungen in den zehn neuen EU-Staaten voran - sie stieg um 16 Prozent an. Die höheren Zuwachsraten sind auch auf die niedrigeren Ausgangspositionen zurückzuführen. Es zeigt sich allerdings auch, dass die neuen Staaten die Bedeutung des E-Governments erkannt haben und die Zuwachsraten hoch bleiben. So finden sich vier neue Mitgliedsländer unter den ersten zehn Plätzen, darunter Malta (Platz 2) und Estland (Platz 3).
Die Studie hat ergeben, dass sich die am weitesten fortgeschrittenen Länder nicht mehr auf die reine Bereitstellung von Services konzentrieren. Sie entwickeln zunehmend intelligente Lösungen, die sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren und weniger an den gewachsenen Behördenstrukturen. Mittelfristig kann in diesem Bereich eine neue Dimension in Bezug auf die Qualität der Leistungen erwartet werden. Der Grund: Die behördliche Bereitstellung von Dienstleistungen ermöglicht erhebliche Synergien.
Wie bereits in den Vorjahren sind die Online-Angebote der Ämter für Unternehmen, mit einem Umsetzungsgrad von 85 Prozent, besser ausgebaut als für die Bürger (68 Prozent). Noch deutlicher wird das beim Anteil vollständig online-verfügbarer Dienste. Dabei stehen zwei Drittel der untersuchten Leistungen für die Wirtschaft elektronisch bereit. Beim Service-Angebot für Bürger ist es nur ein Drittel.
Im Auftrag der Europäischen Kommission untersuchte Capgemini 20 von der EU definierte Dienstleistungen für Bürger und Unternehmen, die über 12.590 Internetadressen angeboten werden. Es war die bereits sechste Studie zum Thema E-Government in der EU.