Ein „Supermercado“ modernisiert den Shopping-Service im Web

Offene Entwicklungs-Plattform statt vertikaler Lösung

27.06.2006
Um die steigende Nachfrage beim Online-Shopping zu bewältigen, hat die spanische Lebensmittelkette Caprabo eine offene und standard-basierte Infrastruktur für über 150.000 Online-Kunden geschaffen. Die Supermercados können damit die Kosten des Kundenservices reduzieren und neue Services schneller implementieren.

Caprabo ist eine spanische Lebensmittelkette mit über 600 Supermärkten und 40 Tankstellen in 30 Provinzen. Im Geschäftsjahr 2004 erwirtschaften 19.100 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von 2,8 Milliarden Euro. Über 30 Millionen Euro stammten aus dem Online-Supermarkt capraboacasa.com, der über 8.000 Produkte im Food-Bereich anbietet. Inzwischen nehmen 150.000 Kunden das Online-Angebot von Caprabo in Anspruch.



Erster Online-Auftritt vor fünf Jahren

Die Historie des Shops geht auf den ersten Online-Auftritt im Jahre 2001 zurück, mit dem Caprabo als zweite Lebensmittelkette in Spanien einen B2C-Service anbot. Die ursprüngliche Konfiguration bestand aus Servern von Sun Microsystems und dem BEA Weblogic Server. Die Kette konnte damit Bestellungen über das Web annehmen, die Logistik steuern und Teile des Sortiments gezielt vermarkten. Da die Technologie noch aus den Gründerzeiten der „Dot.com“-Ära stammte, stieß sie nach wenigen Jahren an die Grenzen ihrer Kapazität. So verfügten die Hersteller und Integratoren jener Zeit noch nicht über klare Standards für die Architektur und ihren Ausbau, zudem erwiesen sich Entwicklungen auf dieser Basis als kostspielig und waren mit einer langen Time-to-Market behaftet.

Die Folge: 2004 entschloss man sich zu einem Redesign des virtuellen Shopping-Kanals. Die wichtigsten Veränderungen betrafen das Portal-Design und die Bedienerführung beim Einkauf. Im Pflichtenheft standen einfache Erweiterung und Wartung sowie die Integration in die übrigen IT-Systeme der Kette.

Zum Neuanfang beim B2C galt es zu wählen zwischen vertikalen Lösungen für den Retail-Bereich einerseits oder einer offenen Entwicklungs-Plattform andererseits. Obwohl letztere kostspieliger war als eine Standardlösung, entschieden sich die Verantwortlichen von Caprabo für diese Variante. Der Vorteil der offenen Plattform: „Wir erhielten eine einfache, schnellere und intuitive Shopping-Umgebung“, so Laszlo Kubala, Manager bei Caprabo, Client Project and Analysis Department. „Mit den Integrations-Tools können wir eine einheitliche und weniger komplexe Infrastruktur aufbauen.“

Neben Sun und BEA waren Capgemini als Systemintegrator und die spanische Telefonica als Kommunikations-Provider beteiligt, die Ausarbeitung des architektonischen Designs übernahm BEA Consulting Services. Die Experten von BEA definierten die erforderlichen Komponenten und entwickelten Anwendungsmodelle mit Hilfs- und Zusatzfunktionen, darunter auch der Online-Katalog des Shops, der für verschiedene Sprachen, Shop- und Preissysteme ausgelegt ist. Um die Kunden mit dem neuen Auftritt vertraut zu machen, zog man neutrale Testgruppen heran, die bei der Einteilung der Produktgruppen und bei der Gestaltung des Interface zum einfachen und intuitiven Einkaufen zur Seite standen.

Der neue Online-Store von Capraboacasa verfügt über ein eigenes Call Center und unterstützt die Logistikplanung, wechselnde Angebote, die Content- und Katalogverwaltung sowie die Buchhaltung. Die gesamte Lösung ließ sich innerhalb von zwölf Monaten implementieren und löste auch die bisherige Shopping-CD ab, mit der die Kunden von Caprabo zuvor vom PC über das Internet bestellen konnten.

Erhöhte Produktivität der Backoffice-Prozesse

Nachdem der neue Online-Shop seit wenigen Monaten im produzierenden Betrieb läuft, stellten sich die erwarteten Vorteile ein. Vor allem die technologische Vereinheitlichung und Vereinfachung trug zur Senkung der Betriebskosten bei. Die neue Website vereinfacht den Online-Einkauf und bietet den Kunden mehr Komfort. Die Modernisierung des Shopping-Portals erleichtert auch die Weiterentwicklung und Wartung des aktuellen Angebots. Die Lösung der Caprabo-Kette ist besser in das Unternehmenssystem integriert als der Vorgänger, womit sich die Produktivität der Backoffice-Prozesse weiter erhöht.

Bernhard Schoon, Fachjournalist in München