Microsoft nimmt Kampf mit Google auf

Office 2010: Die wichtigsten Neuerungen

24.07.2009 von Thomas Pelkmann
Microsoft hat eine Technical Preview seines neuen Büropakets Office 10 veröffentlicht. Im Mittelpunkt des Pakets stehen zahlreiche Teamwork-Features. Die web-basierten Funktionen der Suite zielen dabei direkt auf die Online-Konkurrenz Google Apps.
Schwerpunkt bei Office 2010 werden Funktionen sein, die die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen und über das Internet fördern.

Microsoft hat angekündigt, die Anzahl der Versionen von Office 2010 von bisher acht auf fünf zu verringern. Gleichzeitig werde aber jede Edition des für das erste Halbjahr 2010 angekündigten Büropakets um zusätzliche Anwendungen und Features erweitert. Die Office Web-Version gehört zu den als Volumenlizenzen erhältlichen Professional Plus 2010 und Standard 2010 und soll auf drei Arten erhältlich sein:

Office 2010
Outlook 2010
Microsoft Office, Office 2010, Excel, Word, Outlook, Powerpoint
Word 2010
In Word 2010 steht eine Vorschau „Navigation Pane“ zur Verfügung. Sie ähnelt der Slide-Vorschau von Powerpoint in der linken Spalte. Word kann künftig Text direkt in PDF-Dateien speichern.
Word 2010 - Print Dialog
Ein neuer Dialog erscheint, wenn man in Word 2010 auf das File-Menü klickt. Auf einen Blick hat der Nutzer die Druckoptionen nebst Vorschau im Blick.
PowerPoint 2010 - Videos
Powerpoint 2010 verfügt über Basisfunktionen zum Schneiden von Videos, die in Präsentationen zum Besten gegeben werden sollen. Zudem können Anwender ihre Vorträge vertonen und so selbstlaufende Präsentationen im Windows-Media-Format erzeugen.
PowerPoint 2010 - Screenshot Tool
Ein neues Screenshot-Werkzeug in Powerpoint 2010 gestattet es, Bilder von gerade laufenden Anwendungen zu schießen.
Publisher 2010
Auch der Publisher 2010 erscheint nun in der Benutzeroberfläche.
OneNote 2010
Onenote 2010 unterstützt den Anwender dabei, Videos und Audio aufzuzeichnen sowie in die eigenen Notizen aufzunehmen. Die Audio-Aufnahme steht auch auf mobilen Endgeräten zur Verfügung. Eine Audio-Suche soll es gestatten, Abschnitte zu finden, in denen ein bestimmtes Wort vorkommt.
SharePoint Workplace 2010
Über den kostenlosen Internet-Dienst „Workplace“ können kleine Gruppen Teamräume bilden. Via Office 2010 lassen sich die Features nutzen, um Dokumente gleichzeitig zu editieren.

Microsoft legt mit allen Editionen, aber auch mit den Collaboration-Features des Pakets starkes Gewicht auf die Kommunikation und die Zusammenarbeit der Office-Anwender, unter anderem über das Internet. Der Software-Konzern aus Redmond zielt damit allen Analysten zufolge direkt auf seinen großen Rivalen Google, der mit den Google Apps bereits Büro-Anwendungen anbietet, die ausschließlich über das Internet arbeiten. Vereinfachte Versionen von Word, Excel, Powerpoint und des digitalen Notizblocks OneNote sollen ebenfalls über den Webbrowser von überall und unabhängig vom genutzten Gerät Zugriff auf Dateien ermöglichen, und das bei gleichbleibendem Aussehen der Dokumente.

Eine bessere Zusammenarbeit strebt Microsoft auch mit der gemeinsamen Dokumentenerstellung in Word, Powerpoint und OneNote sowie neuen Möglichkeiten der E-Mail-Verwaltung und Kalendereinträge in Outlook an. In die Abteilung Kreativwerkzeuge gehört eine neue Video- und Bildbearbeitung sowie Audio-Funktionen in Powerpoint.

Bislang gibt es nur wenig Kommentare zur neuen Office-Version. Für die Analysten von Gartner trägt Office 2010 dem Umstand Rechnung, dass sich insgesamt die Art zu arbeiten stark verändere. "Für viele Anwender werden die web-basierten Teile der interessanteste Part sein", heißt es in einer Kurzanalyse von Gartner, weil selbst die abgespeckten Versionen von Word, Excel und Co. für viele Benutzer absolut ausreichend seien.

Gartner empfiehlt: Office 2010 und Windows 7 zeitgleich einführen

Unternehmenskunden empfiehlt Gartner, den Umstieg zu Office 2010 zeitgleich mit dem Update auf Windows 7 zu erwägen. Dabei gelte es aber zu bedenken, dass eine mögliche verzögerte Auslieferung von Office 2010 den Start des Gesamtprojekts deutlich bremsen könnte.

Wer überlege, die für Einzelanwender kostenlose web-basierte Version einzusetzen, müsse sich zudem darüber im Klaren sein, dass das Speichern von Dateien künftig ebenfalls im Internet ("in the cloud") stattfinde.

Office 2010 wird das Dateiformat von Office 2007 weiternutzen. Die ebenfalls mit diesem Release eingeführte neue Oberfläche mit "Ribbon Bar" wird mit Office 2010 auch auf die Programme "Outlook", "Project!", "Access", "Visio" und "Publisher" ausgedehnt.

Laut Microsoft soll die neue Office-Version spürbar schneller starten und herunterfahren: Bis zu 50 Prozent Zeitersparnis soll Office 2010 dabei erzielen.

Die neuen Teamfunktionen von Office 2010 sollen es Anwendern gestatten, leichter als bisher gemeinsam an Dokumenten in Programmen wie Powerpoint, Excel, Word und OneNote zu arbeiten. So werden etwa Autoren einen Text gleichzeitig editieren können und jeder sieht dabei, was der andere tut. Eine integrierte Chat-Funktion soll zudem Abstimmungsprobleme vermeiden helfen.

Voraussetzung für diese Zusammenarbeit ist, dass die Anwender über den Microsoft-Server Sharepoint oder über den Office-Live-Dienst "Workspace" verfügen. Workspace ist ein kostenloser, auf Sharepoint aufsetzender Teamraum, in dem kleine Gruppen Dateien ablegen können. Die Sharepoint-Software richtet sich an Unternehmen, die Collaboration und Dokumenten-Management für eine Vielzahl von Mitarbeitern realisieren wollen.

Outlook 2010

Viele Neuerungen gibt es für Outlook: Die Software soll schneller starten und sich auch rascher herunterfahren lassen. Mit dem Beenden der Anwendung soll zudem gewährleistet sein, dass alle Postfach-Dateien geschlossen sind. Das war Microsoft zufolge in der Vergangenheit nicht so, was vielen Benutzern Probleme mit dem Datenbestand des persönlichen Postfachs beschert hat.

Eine neue Outlook-Funktion erlaubt es, einen gesamten E-Mail-Dialog (Thread) zu löschen. Zudem kann man sich alle E-Mails zu einem Thread in einem für diesen Zweck dynamisch erzeugten Message-Body (Haupttext der E-Mail) anzeigen lassen.

So ein dynamisch generierter Message-Body wird künftig auch dazu genutzt, um bei einer Kalenderanfrage den eigenen Kalender anzeigen zu lassen. Teamkalender können nun auch Daten aus dem Active Directory nutzen, so dass Änderungen in Teams berücksichtigt werden. Die bisherigen Funktionen für die Bildung von Gruppen bleiben aber bestehen.

Word 2010

Der Textverarbeitung Word spendiert Microsoft ein neues Datei-Menü, das die klassischen Funktionen für Öffnen und Speichern bereitstellt. Beim Klicken auf das Symbol erscheint jetzt eine ganzseitige Oberfläche. Der Vorteil: Die Druck-Parameter sind auf einen Blick ersichtlich, und rechts daneben erscheint die Vorschau.

Einzelne Seiten von Dokumenten lassen sich nun auch in einer Thumbnail-Ansicht in der linken Spalte anschauen. Diese "Navigation Pane" gab es bislang nur für die Folien in Powerpoint. Zudem zeigt diese neue Word-Ansicht bei der Suche an, auf welchen Seiten das Programm fündig geworden ist. Das funktioniert nach Microsoft-Angaben nicht nur bei .DOCX-Dateien, sondern auch bei .DOC-, TXT- und RTF-Files.

Eine "Share"-Funktion, die auch andere Office-Werkzeuge bieten, dient dazu, Dateien als PDF zu speichern; sie lassen sich darüber auch in eine Sharepoint-Umgebung sowie im kostenlosen Online-Dienst "Workplace" speichern. Für Copy & Paste gibt es nun ein neues Kontextmenü: Über die rechte Maustaste erhält der Schreiber die Möglichkeit, Inhalte formatiert oder unformatiert an der Cursor-Position einzufügen. Eine Vorschau präsentiert das zu erwartende Ergebnis der Aktion.

Excel 2010

Neue Funktionen erleichtern es dem Konzern zufolge in Excel, Pivot-Tabellen anzulegen beziehungsweise zu verändern, ohne dabei die Übersicht zu verlieren. Pivot-Tabellen ermöglichen dem Nutzer das Gruppieren von Feldern, um schnell neue Ansichten auf Datenbestände zu erzeugen.

Sogenannte Sparklines machen es möglich, kleine Diagramme in Zellen darzustellen: So kann demnächst neben einer Zahl in der Nachbarzelle beispielsweise eine Liniengrafik auftauchen, die das Ergebnis der Zelle visualisiert. Über eine Sharepoint-Installation können Firmen mit Excel 2010 umfangreiche Auswertungen im Internet bereitstellen.

PowerPoint 2010

Wer seine Powerpoint-Vorträge künftig um Videos erweitern möchte, erhält nun im Programm Basisfunktionen für das Einbinden und Schneiden von Filmmaterial. Ein weiteres Werkzeug erlaubt es, Screenshots von gerade auf dem PC laufenden Anwendungen anzufertigen und in Folien einzubetten. Bislang war dafür externe Zusatzsoftware notwendig.

Mit Powerpoint 2010 wird es möglich sein, Präsentationen zu vertonen und als Video im WMV-Format exportieren. Hinzu kommen neue (3D-) Übergangseffekte für Folien sowie die Möglichkeit, Bilder zu bearbeiten.

OneNote

Die Software OneNote ist für Anwender gedacht, die viele Informationen sammeln und kategorisieren wollen. Auszeichner ("Tags") helfen bei der Einsortierung. Mit Office 2010 stellt Microsoft das nützliche Notizwerkzeug auch in der Standard-Edition bereit.

OneNote 2010 unterstützt den Anwender dabei, Videos und Audio aufzuzeichnen. Die Audio-Aufnahme steht auch auf mobilen Endgeräten zur Verfügung. Eine Audio-Suche soll es zudem gestatten, Abschnitte zu finden, in denen ein bestimmtes Wort vorkommt. Laut Microsoft lassen sich Informationssammlungen via Sharepoint im Web publizieren, so dass Anwender auf diese Weise aus eigenen Notizen ein Wiki erzeugen können.

Der Technical Preview geht an einige tausend "ausgewählte Benutzer" unter anderem aus Unternehmen ("Partner"), die nun die Chance haben, die neue Version exklusiv auszuprobieren und zu testen. Ob es auch eine Public Beta geben wird, die einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wird, ist laut Microsoft noch nicht entschieden.