Der bayerische Kabarettist Gerhard Polt hat es vorgemacht: In seiner Nummer "Fresh Air Snapping" trommelt er als Bürgermeister von Bad Hausen für die touristischen Attraktionen seines Kuhdorfes. Dort könne man "Mushroom Searching" betreiben und natürlich "Candlelight Weißwurschting". In Bad Hausen hat man eben begriffen, dass ohne Englisch nichts mehr geht. Das wird sich zunehmend in deutschen Unternehmen durchsetzen und Outsourcing forcieren, glaubt der Hamburger Berater Steria Mummert Consulting.
Die Analysten haben in der Studie "Erfolgsmodell Outsourcing - Trendstudie 2010" Antworten von 204 Entscheidern ausgewertet. Fazit: Wer nach außerhalb Deutschlands auslagert, berichtet von Schwierigkeiten wegen der Sprache und von Datenschutzbedenken. Steria Mummert geht aber davon aus, dass solche Probleme abnehmen, wenn sich der Trend zum internen Gebrauch von Englisch als Unternehmenssprache in Deutschland fortsetzt.
In der Studie stellen die Analysten fest, dass sich die Motive für das Outsourcen ändern. Zwar steht nach wie vor das Ziel, Kosten zu senken, ganz oben. Das gibt gut jeder Zweite (49 Prozent) an. Neu ist aber, dass 40 Prozent der Befragten mit Outsourcing kurzfristig auf Kapazitätsengpässe reagieren wollen, sich also mehr Flexibilität versprechen. Steria Mummert sieht das im aktuellen Aufschwung der deutschen Wirtschaft begründet.
Weitere Treiber für das Auslagern sind der Wunsch, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren (31 Prozent der Nennungen), Service wie etwa 24/7-Hotlines statt Bürozeiten (28 Prozent) und transparente Kosten (26 Prozent). Außerdem wollen Unternehmen von Professionalität und Fachwissen des Dienstleisters profitieren (25 Prozent).
Bei der Wahl des Providers zählt vor allem Datensicherheit. Das erklären zwei Drittel der Befragten. Wichtig sind auch Fachkompetenz (53 Prozent der Nennungen) und Branchenwissen (40 Prozent). Günstige Konditionen rangieren mit 32 Prozent der Nennungen erst dahinter.
Die Sicherheit der Daten ist aber eben der neuralgische Punkt - jedenfalls beim Offshoring, bei der Entscheidung für einen Dienstleister außerhalb Europas. Gut drei Viertel (76 Prozent) der Studienteilnehmer äußern Bedenken. 62 Prozent sehen Probleme wegen der deutschen Sprache, 55 Prozent sorgen sich wegen der Zeitverschiebung. Gleichzeitig geben jedoch "nur" 46 Prozent an, negative Erfahrungen mit Offshoring gemacht zu haben.
Steria Mummert hat an diesem Punkt nachgefragt und den Begriff Shoring aufgedröselt. Demnach lagern 38 Prozent der Firmen bereits innerhalb Deutschlands aus ("Onshore/Onsite-Outsourcing"). Weitere 30 Prozent planen das, für 31 Prozent wäre es "denkbar".
"Nearshore"-Outsourcing (der Provider sitzt in Europa oder Nordafrika) praktizieren dagegen erst 16 Prozent. 24 Prozent planen diesen Schritt, 32 Prozent halten ihn für denkbar. Für mehr als jeden Vierten (27 Prozent) kommt Nearshoring nicht in Frage.
Offshoring für 38 Prozent nicht vorstellbar
Offshoring, also die Entscheidung für einen Dienstleister außerhalb Europas und Nordafrikas, setzen nur 14 Prozent der deutschen Firmen um, weitere 17 Prozent planen es. 31 Prozent schließen es nicht grundsätzlich aus. Eine relative Mehrheit von 38 Prozent erklärt jedoch, Offshoring sei für das Unternehmen "nicht vorstellbar".
Diese Durchschnittswerte sagen allerdings nichts über die verschiedenen Branchen aus. Auch an diesem Punkt hat Steria Mummert nachgehakt. Die Analysten haben nach einer Bewertung der Standorte Osteuropa und Indien gefragt.
Osteuropa ja, Indien nein - und umgekehrt
Die Antworten zeigen erhebliche Unterschiede auf. In der Branche Healthcare zum Beispiel akzeptieren 57 Prozent der Befragten osteuropäische Dienstleister, aber nur 14 Prozent indische. Versicherungen sehen das anders: 22 Prozent akzeptieren Osteuropa - aber 39 Prozent Indien.
Bei den Banken können sich 31 Prozent der Befragten für beide Standorte erwärmen. Dieser Haltung stimmen 28 Prozent der IT-Unternehmen und 27 Prozent der öffentlichen Verwaltungen zu.
Steria Mummert ist davon überzeugt, dass "unterm Strich" künftig mehr deutsche Firmen mit Near- und Offshore-Dienstleistern zusammenarbeiten werden. "Besonders aufgrund der überstandenen Wirtschaftskrise", so die Analysten, nehme die Bedeutung von Outsourcing zu.