Um die verschiedenen Reifegrade des Offshoring-Einsatzes zu beschrieben, haben die TPI-Berater eine fünfstufige Skala entwickelt. Sie beschreibt auf Stufe eins Unternehmen, die die Möglichkeit des Offshorings gerade erst evaluieren, bis hin zu Betrieben auf Stufe fünf, die bereits mehr als fünf Jahre Offshoring-Erfahrung mitbringen und dieses Outsourcing-Modell intensiv in Anspruch nehmen.
Der Studie zufolge zieht sich die erste Anpassungs- und Erprobungsphase in Sachen Offshoring über rund drei Jahre. Nach diesem Zeitraum sei eine deutliche Ausweitung der Zahl und Volumina der Offshoring-Verträge festzustellen. Die der Adaption folgende Ausweitung der Services durchlaufe dabei bei fast allen Unternehmen die ähnlichen vier Phasen:
1. Wachsende Inanspruchnahme von Arbeitskräften.
2. Expansion in verschiedene Länder.
3. Ausweitung der Offshoring-Services auf komplexere Prozesse.
4. Diversifikation des weltweiten Service-Delivery-Modells.
Nach und nach werden also bestehende Offshoring-Verträge vertieft: Die Firmen weiten die Partnerschaften beispielsweise von der Anwendungsentwicklung und dem Anwendungsbetrieb auf den Bereich Infrastruktur aus.
Je mehr Erfahrung die Unternehmen mit dieser Form der Zusammenarbeit machen, desto mehr Prozesse beziehen sie in die Offshoring-Beziehungen mit ein. Den TPI-Beratern zufolge ist Offshoring also ein sich selbst verstärkender Vorgang.
Starke Ausweitung nach fünf Jahren
Einen regelrechten Schub bei der Nutzung von Offshoring-Services beobachteten die Berater nach fünf Jahren: Dann steigen nicht nur Zahl und Volumen der abgeschlossenen Verträge. Die Firmen emanzipieren sich auch zunehmend von Offshoring-Partnern der ersten Stunde und beginnen mit anderen Anbietern in anderen Ländern zusammenzuarbeiten.
Viele Firmen würden innerhalb der nächsten 18 Monate in diese Phase des Offshorings eintreten. Die TPI-Berater erwarten deshalb, dass der Markt für diese Dienstleistungen dann spürbar zulegen wird.
Allerdings sind die Erfahrungen, die Unternehmen mit Offshoring machen, nicht nur positiv. Hoffnungen auf Produktivitätssteigerungen oder Prozessoptimierungen erfüllen sich – wenn überhaupt – meist nur in geringerem Ausmaß, als es viele Unternehmen anfangs erwarten. Der wesentliche Vorteil der Offshore-Services liegt in der Regel in den niedrigeren Lohnkosten.
Firmen erkennen das allerdings erst nach einigen Jahren und schrauben ihre Erwartungen entsprechend herunter. Das ist auch der Grund dafür, dass Firmen, die bereits länger mit Offshore-Dienstleistern zusammen arbeiten, mit den Services meist zufriedener sind als jene, die erst am Anfang dieses Prozess stehen.
Kaum Unterschiede zu internen IT-Abteilungen
Für Mitarbeiter interner IT-Abteilungen ist das allerdings kein Grund zur Beruhigung. Zwar gibt es bei den Offshore-Dienstleistern in punkto Kundenzufriedenheit durchaus Verbesserungspotenzial. Doch der Unterschied zu In-House erbrachten IT-Services falle so gering aus, dass man ihn vernachlässigen könne.
In der Summe scheint sich das Modell zu bewähren: 30 Prozent der Unternehmen, die drei und mehr Jahre Erfahrung mit Offshoring haben, wollen künftig zwei Drittel ihrer IT-Services von Offshore-Dienstleistern beziehen. Diese Unternehmen setzen nur noch für ein Drittel ihrer IT-Services interne Ressourcen ein.
Für die Studie hat TPI zum einen Outsourcing-Verträge der vergangenen 16 Jahre ausgewertet. Zum anderen wurden 212 Führungskräfte von Unternehmen befragt, die bereits mit Offshore-Dienstleistern zusammenarbeiten. 41 Prozent der in der Studie berücksichtigten Firmen setzen pro Jahr weniger als 500 Millionen US-Dollar um, elf Prozent mehr als 30 Milliarden Dollar.