Über ein Jahr ist mittlerweile bekannt, dass die bereits im Sommer 2007 beginnende US-Immobilienkrise verheerende Folgen hat - weltweit und branchenübergreifend. Die Banken haben mit schwerwiegenden Fehlern einen ursächlichen Beitrag zur Krise geleistet, staatliche Unterstützung erhalten und dafür mit massivem Vertrauensverlust bezahlt. 22 Prozent der Bankmanager sehen mittlerweile den Geschäftserfolg ihres Instituts durch wachsende Kreditrisiken bedroht; 56 Prozent rechnen nicht damit, das verlorene Vertrauen in den kommenden drei Jahren wieder umfänglich zurückzugewinnen. Das geht aus einer Studie von Steria Mummert Consulting in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut hervor, die auf Befragungen aus dem Sommer basiert.
Bei der Bewältigung der Branchenprobleme setzen die Entscheider vor allem beim Kundenbeziehungsmanagement an. 28 Prozent sagten, dass sie sich hier um Verbesserung bemühen. Als zweitwichtigste Maßnahme benennen 21 Prozent das Risikomanagement. Im Vorjahr wurde dieser Punkt lediglich von 15 Prozent der Befragten genannt. Im Fokus der Entscheider stehen heuer also zwei interne Bereiche, für deren Erfolg eine funktionierende und der Konkurrenz ebenbürtige IT unerlässlich ist. Damit scheinen die Banken in einer Klemme zu stecken: Einerseits sind sie zum Konsolidieren verdammt, andererseits gefährden ausbleibende IT-Investitionen auf lange Sicht den Erfolg.
IDC: Banken investieren bald wieder mehr
Die Analysten von IDC konstatieren zwar zunächst Sparmaßnahmen im Zuge des Kollapses, gehen aber dennoch von einer schnellen Erholung der Investitionen in die Banken-IT aus. Für das laufende Jahr kalkuliert IDC im Bankengewerbe um 4 Prozent sinkende IT-Ausgaben. Die Einsparungen würden vor allem den Bereich der Hardware betreffen. Der Trend zu schrumpfenden Ausgaben für PCs und Server setzt sich nach Ansicht der Experten auch im kommenden Jahr fort. In Software und IT-Services werden die Banken aber bereits 2010 wieder verstärkt investieren. Insbesondere die durchgängige Automatisierung ohne manuelle Eingriffe stehe ganz oben auf der Prioritätenliste, wie Research Analyst Joachim Brenner in einem IDC-Whitepaper berichtet. Das so genannte Straight-Through-Processing etwa im Bereich der Wertpapier- und Kreditabwicklung hilft unter anderem Kundenaufträge schneller zu bearbeiten und Compliance-Anforderungen zu erfüllen. IDC prophezeit, dass der IT-Markt im Bankensektor bis 2013 deutschlandweit auf ein Volumen von mehr als 7,3 Milliarden steigen wird und einer der wichtigsten Absatzmärkte für die Software-Anbieter bleiben wird.
IT: Kostensenker oder strategischer Partner?
Bislang zeigten sich im internationalen Vergleich allerdings gerade die deutschen Banken wenig geneigt, bei ihrer IT einen radikalen Kurswechsel zu vollziehen. Laut einer Umfrage von Vanson Bourne im Auftrag des System-Anbieters Sterling Commerce wechselten in der Bundesrepublik 37 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr ihre Kernbanken-Lösungen aus. In Großbritannien taten dies geschlagene drei Viertel der Banken, in Frankreich 62 Prozent. Konkret gingen die deutschen Banken vor allem den Bereich Kundenservice an. 38 Prozent investierten in e-Commerce, Corporate Banking-eServices und in ihre Call Center. "Die aktuelle Umfrage zeigt, dass Banken in Projekte investieren, um das verlorene Vertrauen der Kunden wiederherzustellen", interpretiert Jochen Werner von Sterling Commerce.
Dass die Banken der IT eine wichtige Rolle bei Innovationen und generell Herausforderungen - von der Datenqualität im Customer Relationship Management bis hin zum Internet Banking - zuschreiben, belegt auch eine Befragung von Pierre Audoin Consultants (PAC). Die PAC-Studie zeigte allerdings auch erhebliche Wahrnehmungsunterschiede bezüglich der Rolle der IT in den Kreditinstituten auf. Linien-Manager wie CFOs sehen die IT beispielsweise deutlich stärker in der Rolle als Kostensenker als die CIOs. Diese wiederum trauen ihrer Abteilung in strategischen Fragen deutlich mehr zu als ihre Manager-Kollegen aus den Fachbereichen. PAC merkt dazu an, dass erfolgreiche Banken in ihrer IT nicht nur den "optimierten Dienstleister", sondern auch einen gleichwertigen Partner der Fachbereiche sehen würden.