"Ich wette, dass es in zehn Jahren keinen Job mehr ohne IT-Content gibt."
Neulich im Fernsehen: eine Reportage über einen Großbauern bei Aachen. Was meinen Sie, mit was beginnt er seine Arbeit am frühen Morgen? Kühe melken; Stall ausmisten? Nichts dergleichen. Er setzt sich an den PC und erstellt dort die Einsatzpläne für sein Bauernhof-Team.
Dieses Beispiel steht pars pro toto, ist Sinnbild für eine sich rasant verändernde Arbeitswelt. Im Mittelpunkt: die IT, ohne die in zehn Jahren im Job nichts mehr geht, so meine Überzeugung.
Was für manchen der Älteren befremdlich scheinen mag, ist für den Nachwuchs längst Routine. Interesseweise hatte ich im Frühsommer, als ich diesen Artikel vorbereitet habe, in Vorlesungsverzeichnisse angehender Betriebswirtschaftler geschaut. Dort stehen Excel-Crash-Kurse, Digitale Kompetenz, Digital Media Management oder Kolloquien zum Software-Business auf dem Programm. Es gibt Hauptseminare zu Mobile Commerce, Proseminare zu Content Management Systemen, eigene Vorlesungen zu Strategies & Regulation in ICT Industries und so weiter und so fort.
Hinter der Ausbildungsoffensive in Richtung IT steckt die Erkenntnis, dass Business und IT immer weiter zusammenrücken: Immer komplexere Geschäftsprozesse werden in IT-Systemen abgebildet, Unternehmen simulieren ihre Strategie mithilfe der IT, Social Media eröffnen neue Wege, um Produkte und Lösungen zu vertreiben, oder mit den Kunden in Kontakt zu treten.
Welche Rolle die IT in Zukunft spielen wird, kann das Beispiel Smart Energy verdeutlichen: In intelligenten Stromnetzen oder -zählern werden bis zu 80 Prozent IT stecken: so zum Beispiel ein Zählerfernauslesesystem; Rechenzentren und Software, um die Daten zusammenzuführen, aufzubereiten und zu verwalten; Internet-Portale, in denen die Kunden ihre Verbrauchswerte nachvollziehen können; Smartphones, um die Informationen mobil zur Hand zu haben. Das ist nicht nur eine große Herausforderung, sondern auch eine große Chance für die IT. Im Grunde genommen könnte man hier von Smart IT anstatt von Smart Energy reden. Die IT ist nicht mehr nur Enabler, sie schafft neue Produkte und wird zum Schrittmacher.
ITler bekommen bei E.ON. BWL-Weiterbildungen
Wir bei E.ON haben diese Entwicklung beim Zusammenspiel von Business und IT dahingehend aufgegriffen, dass wir die gesamte Konzern-IT in den vergangenen zwei Jahren zusammengeführt und neu ausgerichtet haben: Sowohl unser IT-Portfolio-Management als auch unsere Demand-Organisation sind jetzt entlang der E.ON-Wertschöpfungskette strukturiert. Auf zukünftige Änderungen in der E.ON-Strategie und der Marktgegebenheiten reagieren wir flexibel, indem wir unsere Strukturen kontinuierlich entsprechend anpassen.
Mit dem Zusammenrücken von Business und IT steigen die Anforderungen an die IT und das Business gleichermaßen: Branchen-Knowhow und das Wissen um die Geschäftsprozesse auf der einen Seite, Kenntnisse über IT-Systeme und Anwendungen auf der anderen Seite sind gefragt. Mit der Konsequenz, dass wir bei E.ON sowohl in die betriebswirtschaftliche Weiterbildung unserer ITler investieren als auch immer mehr interne Seminare anbieten, die sich an die Kolleginnen und Kollegen in den Fachbereichen richten und IT-Wissen vermitteln - so zum Beispiel über Mobiles Arbeiten, zu IT Business & Skills, Projekt-Kalkulation, MS Office, SAP oder auch zum E.ON Workspace, einer Sharepoint-Anwendung. Bei der Entwicklung entsprechender Fortbildungs-Angebote sehe ich eines der Kernaufgabenfelder des CIOs von morgen.
Die Globalisierung tut ein Übriges, um die IT fest im Berufsalltag zu verankern: Je mehr wir global wirtschaften, desto mehr benötigen wir ICT-Technologien, die Zeit-, Raum und Sprachbarrieren überbrücken; die Zugriff auf Daten in Echtzeit erlauben; und mit deren Hilfe wir Services im 7/24-Modus anbieten können.
Für den CIO im Unternehmen geht es darum, den Mitarbeitern die entsprechenden Geräte und Anwendungen zur Verfügung zu stellen. Je mehr er und das Unternehmen sich dabei für Innovationen und "In"-Produkte wie Smartphone oder Tablet-PC öffnen, umso attraktiver wird das Unternehmen für den Nachwuchs, der mit solcher Technik aufwächst (die „digital natives“ stellen, wie wir wissen, bei den unter 30-Jährigen längst die breite Masse dar). Ich gehe so weit zu behaupten, dass im Zuge der Consumerization eine von High-tech-IT geprägte Unternehmenskultur einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil beim "War for Talents" darstellt - bei vielen jungen Erwachsenen besitzt ein Smartphone mittlerweile einen größeren Stellenwert als ein Sportwagen.
Graben zwischen IT und Business verschwindet
Der flächendeckende Einzug der IT ins Berufsleben führt letztendlich auch dazu, den Graben zwischen Business- und IT-Kolleginnen und -Kollegen zu überwinden - vorausgesetzt, die Verantwortlichen in IT und Business machen es vor, indem sie Projekte wirklich gemeinsam angehen und nicht nur auf dem Business Plan, also in der Theorie, zusammenarbeiten.
Die von mir skizzierte Entwicklung verspricht hochspannende und anspruchsvolle Jobs, die dabei helfen, den Standort Deutschland zu sichern und darüber hinaus dem Nachwuchs attraktive Perspektiven offerieren. Insofern werden IT-Jobs in den kommenden Jahren noch begehrter werden; und nicht nur die Unternehmen der Web 2.0-Generation werden dann zu den "Great Places to Work" zählen und sich im "War for Talents" einen Vorteil verschaffen, sondern alle Unternehmen, die es verstehen, die IT ins Business zu integrieren. Eines davon wird E.ON sein - mit neuen Geschäftsfeldern wie intelligente Netze und Zähler, E-Mobility … - aber das ist schon wieder eine andere These.
Ich freue mich auf Ihre Gegenwette!
Weitere Wetten finden Sie auf unserer Seite Wetten auf die nächste Dekade.