Dachser SE

Ohne Logistik 4.0 keine Industrie 4.0

12.10.2016 von Rolf Röwekamp
Die Branche der Logistiker gehört von jeher zu den Vorreitern in Sachen Digitalisierung. Dachser-CEO Bernhard Simon braucht dafür weder ein Digital Lab noch Silicon-Valley-Tourismus oder gar einen Chief Digital Officer (CDO). Die Ideen kommen aus den eigenen Reihe.
  • Dachser-CEO Bernhard Simon erwartet sich keine brauchbaren Anregungen von Startups aus dem Silicon Valley
  • Innovationen können immer nur selbst aus einem Unternehmen heraus kommen. Sonst hat das Management versagt.
  • Mit Rocket Science erreicht man nie Skalierung und Offenheit der Systeme
  • Datenqualität und Standards essenziell wichtig sind für Industrie 4.0
  • Bimodale IT kommt nicht ins Haus. Geschwindigkeit kann nur aus der eigenen IT-Organisation heraus kommen
Dachser Logistics
Foto: Dachser Logistics

Unter dem Label Industrie 4.0 treiben viele Unternehmen spannende Projekte voran. Doch oft enden sie an der Unternehmensgrenze, wenn es darum geht, physische Güter von A nach B zu transportieren. Dabei verlangt aber gerade Industrie 4.0, sich über die eigenen Grenzen hinweg zu vernetzen. "Industrie 4.0 kann nur existieren, wenn es auch Logistik 4.0 gibt", spitzt Bernhard Simon, CEO von Dachser, zu.

"Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin"

Seiner Ansicht nach hat sich das jedoch noch nicht genügend herumgesprochen. "Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin der Betriebswirtschaft", behauptet Simon. "So wie in der Logistik alles mit allem zusammenhängt, gibt es das in anderen Industrien nicht."

Um den Warentransport über Straßen, in der Luft und auf See kümmert sich die Dachser SE aus Kempten im Allgäu schon seit 1930, als Thomas Dachser das Speditionsunternehmen gründete. Anfang 2005 trat der Enkel Bernhard Simon an die Unternehmensspitze. In den 86 Jahren seit der Gründung veränderte sich das Transportwesen immer wieder grundlegend. Doch die Qualität von Logistik 4.0 ist etwas ganz Neues, sie liegt im intensiven firmenübergreifenden Datenaustausch.

Datenströme machen an den Warenrampen Halt

Logistikunternehmen haben schon immer intensiv IT eingesetzt. Neu ist heute, dass alle am Prozess Beteiligten die Daten nutzen können. Bislang machten die Datenströme meist an den Warenrampen der Kunden Halt, was der Planung von Transporten Grenzen setzte. Besser wäre es, wenn der Spediteur schon frühzeitig Informationen über etwaige Planabweichungen erhielte, meint Simon. "Wenn ein Kunde beim Kommissionieren in Verzug gerät, bekommen wir die Information von seinem Warenwirtschaftssystem schon einen Tag früher. So können wir unsere Systeme rechtzeitig steuern und kalibrieren."

Zugleich mit diesen Kundeninformationen kann der Logistikdienstleister prüfen, wie sich Wetter und Frachtmarkt entwickeln und ob beispielsweise eine Vier-Tage-Woche bevorsteht. Daraus lassen sich mögliche Kapazitätsengpässe ableiten. "So können wir rechtzeitig entscheiden, ob es sinnvoll ist, unseren Verkehrs- und Verladeplan einzuhalten oder umzuplanen, um keine Ressourcen zu verschwenden", sagt Simon.

Unternehmen öffnen ihre System nur zaghaft

Noch kommt es allerdings nicht allzu oft vor, dass Dachser auf solche Frühwarnindikatoren zurückgreifen kann. Zum einen scheuen viele Kunden davor zurück, ihre Systeme zu öffnen. Zum anderen sind bei ihnen längst nicht alle IT-Prozesse vom Marketing über Auftragsannahme, Warenwirtschaft, Distribution, Customer-Service bis hin zur Fakturierung so durchgängig miteinander verbunden, dass sich externe Unternehmen hier einklinken könnten. "Aber es passiert immer öfter, Industrie 4.0 wird das benötigen", zeigt sich der Dachser-CEO optimistisch.

Wer heute seine Waren schnell und vollständig an seine Kunden ausliefern will, wird nicht umhinkönnen, sich zu öffnen. Geschieht das nicht, beschwert sich ein Endkunde zurecht darüber, wenn er am Montag die Badewanne, am Dienstag das Waschbecken und am Freitag die Wasserhähne bekommt. Bestellt hatte er schließlich ein komplettes Badezimmer.

Datenqualität entscheidend

Damit der Datenaustausch funktioniert, muss die Qualität der Daten stimmen. "Wir müssen vorher mit dem Kunden vereinbaren, wie Prozesse funktionieren sollen, aus denen heraus akkurate Daten kommen", sagt Simon. "In der Logistik spielt die Datenqualität eine so entscheidend wichtige Rolle wie beispielsweise im Produktionsprozess. Das wird oft total verkannt."

Barcode essenziell wichtig

Um firmenübergreifend Daten auszutauschen, braucht es außerdem Standards, sonst müssen immer wieder aufwendig Schnittstellen programmiert werden. Dabei liegt das Praktische manchmal so nah. "Wir arbeiten schon seit 1994 mit dem Barcode, wie man ihn etwa von Flaschen oder Lebensmitteletiketten her kennt. Damit läuft die komplette Palettenverfolgung bei Dachser", sagt Leiter IT Stefan Selbach. "Der Barcode ist keine Raketenwissenschaft, aber essenziell wichtig für den Datenaustausch in der Logistik."

In der Logistik arbeiten heute viele Unternehmen mit Barcodes. Andere Branchen tun sich damit schwerer und setzen eigene Codes ein. So arbeitet fast jeder OEM mit seinen eigenen Normen. "Bisher haben Unternehmen nicht in geschlossenen Ketten gedacht, sondern in Dominanz. Das muss sich bei Industrie 4.0 ändern", mahnt Dachser-Chef Simon.

Bernhard Simon, CEO, Dachser: "Logistik ist die am schlechtesten verstandene Disziplin in der Betriebswirtschaft. So wie dort alles mit allem zusammenhängt, gibt es das in anderen Industrien nicht."
Foto: Dachser Logistics

Doch so lange noch diese Vielfalt vorherrscht, arbeitet auch Dachser mit diversen EDI- und Individualschnittstellen. "Wir bringen alles in ein Dachser-Clearing-Format und geben dieses an anderer Stelle wieder raus", erklärt IT-Chef Selbach. "Diese Schnittstelle brauchen wir nur einmal zu programmieren und nicht jedes Mal von jedem Kunden zu jedem Kunden."

Stefan Selbach, Leiter Corporate IT, Dachser: "Wir gehen auch nicht in Richtung einer bimodalen IT-Struktur. Geschwindigkeit muss aus der eigenen IT-Organsation heraus kommen."
Foto: Dachser Logistics

Nüchterner Blick auf Startup-Hype

In der Logistik brauche man grundsätzlich robuste Systeme, die flexibel funktionieren und Standards bilden können. "Extrem ausgefeilte und spezialisierte Anwendungen mögen ganz nett sein, damit erreicht man aber nie Skalierung und Offenheit", meint Simon. Die Logistiksysteme in Europa seien ohnehin hoch entwickelt - und "Deutschland als Weltmeister der Logistik ist da weit voraus", sagt der Dachser-CEO.

Den derzeitigen Hype um das Silicon Valley und dessen Startups sieht der Logistiker nüchtern. Um interessante Startups zu finden, müsse er nicht in die USA reisen, sagt Simon, die finde er auch in Paris oder Berlin. Dort werde oft an praxistauglichen Lösungen für die Logistikbranche gearbeitet.

Auch das Argument der Agilität beeindruckt den Dachser-Chef nicht so recht. "Mich überzeugt die Geschwindigkeit in einzelnen kleinen Themen nicht. Viel wichtiger ist es, eine konstante Veränderungsgeschwindigkeit in die Logistiksysteme zu bringen", sagt Simon. Damit schaffe man eine ständige Anschlussfähigkeit an die Erfordernisse der Märkte, und das Unternehmen könne jedes Jahr kontinuierlich wachsen.

Absage an Bimodal IT

"Die schnelle Welt im Valley und die langsamere Welt vor Ort werden kaum zusammenkommen, deswegen wird es auch wenige Synergien geben." Und IT-Leiter Selbach ergänzt: "Deshalb gehen wir auch nicht in Richtung einer bimodalen IT-Struktur. Geschwindigkeit muss aus der eigenen IT-Organisation heraus kommen."

Die IT-Systeme müssten vor allem verlässlich laufen. Würden ständig neue Technologien in Kernsystemen ausprobiert, könnten sie in einen labilen Zustand geraten und im schlimmsten Fall kollabieren. Deswegen teste die IT zunächst in Laboren, wie neue Technologien auf das Kernsystem wirken. "Das ist höchst komplex, man kann nicht vorhersagen, was passiert. Wir und das Gesamtsystem lernen daraus jeden Tag und erzeugen damit Geschwindigkeit", so Simon.

Digital Lab wäre eine "Bankrotterklärung"

Als Ideengeber hält Simon die eigenen Kunden für die richtigen Ansprechpartner. "Wir holen uns viele Anregungen in direkten Gesprächen mit unseren Kunden, um ihre Anliegen, Wünsche und Probleme zu verstehen. Sie sind wertvolle Innovationsquellen, gerade im Hinblick auf die weltweite Vernetzung", sagt Simon.

Die IT-Fakten der Dachser SE.
Foto: cio.de

Während andere Unternehmen externe Labs und GmbHs gründen, um Innovationen zu generieren, sagt Simon: "Das wäre eine Bankrotterklärung der Überzeugung von der unternehmerischen Kraft im eigenen Unternehmen und vom Geschäftsmodell." Der Dachser-Chef fordert: "Ideen müssen aus dem Unternehmen selbst heraus kommen." Eine Ausgründung habe nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn sie ein eigenes Geschäftsmodell besitze und sich eigenständig am Markt behaupten müsse. Beim Logistiker stehe das Kerngeschäft im Mittelpunkt, eine eigene Gesellschaft für innovative Ideen gebe da keinen Sinn.

Mitarbeitern genügend Freiräume geben

Das Risiko, dass die Mitarbeiter im Alltagsstress keine Zeit finden, sich mit Innovationen zu beschäftigen, ist dem Management des Logistikriesen bewusst. "Das ist natürlich eine Gefahr, der man ständig begegnen muss. Diese nicht zu erkennen und konsequent gegenzusteuern wäre ein Versagen der Führung. Ihre Auf­gabe ist es, den Mitarbeitern genügend Freiräume zu

sichern, damit die sich auch mit neuen Themen be­schäftigen können", meint Simon. "Arbeitsverdichtung ist ein Scheitern des Managements, weil es nicht weiß, wo die Werte des Unternehmens herkommen."

Strategieprogramm Idea2Net

Innovationen kommen bei Dachser vor allem aus dem Customer-Service, wo der Konzern mit Statistiken und Algorithmen daran arbeitet, seine KPIs gegenüber dem Kunden zu verbessern. Außerdem führt das Unternehmen Workshops mit ausgesuchten Kundengruppen durch, wo Informationen prozessübergreifend ausgetauscht werden. An dieser Stelle wird beispielsweise das "Badezimmerproblem" angegangen, indem man die Lieferscheine der B2B-Welt mit der B2C-Welt zusammenbringt. Dann kann man am Bildschirm planen und gleich bestellen; im Baumarkt geht's dann zur Sache.

Andreas Froschmayer, Director Strategie, Dachser: "Wir haben also die Komponente 'Selbst­steuerung' in der Logistik. Das ist Teil der Logistik 4.0, so wie in der Industrie 4.0 vorgesehen."
Foto: Dachser Logistics

Viele Innovationen kommen zudem aus dem Tagesgeschäft der Mitarbeiter. Dafür hat Dachser das Strategieprogramm "Idea2Net" entwickelt, in dem die Mitarbeiter über eine eigens geschaffene Anwendung ihre Ideen eingeben können. Ein Gremium aus verschiedenen Führungskräften, die das gesamte Geschäft, den Markt und die Prozesse gut kennen, bereitet die Vorschläge auf, führt sie zusammen und bespricht sie zweimal im Jahr mit dem Vorstand.

Direkt von einem der Executive Directors wird das Programm letztlich auch verantwortet. "Wir sehen, ob sich Vorschläge mit anderen Ideen oder schon laufenden Prozessen verbinden lassen. Daraus entstehen dann besondere Innovationen, für die Dachser Ressourcen bereitstellt", sagt Andreas Froschmayer, Corporate Director für Unternehmensentwicklung, Strategie und PR, der Idea2Net konzeptionell betreut und mitverantwortet.

Die Top-CIOs der Transportbranche
Claudia Köhler
Claudia Köhler ist seit März 2022 CIO der DB Fernverkehr AG. Nach dem Studium der Physik an der RWTH Aachen arbeitete sie von 1992 bis 1997 als wissenschaftliche Angestellte mit Lehraufgaben in der mathematischen Fakultät der RWTH Aachen. Im Anschluss war sie in der IT-Beratung und -entwicklung tätig. Im Jahr 2000 wechselte sie in den Personenverkehr der Deutschen Bahn AG und später in deren Fernverkehr.
Bernd Rattey
Als Nachfolger von Christa Koenen übernahm Bernd Rattey Mitte November 2021 die Position des Konzern-CIO der Deutschen Bahn.
Sven Mißfeldt
Am 12. August 2024 hat Sven Mißfeldt die IT-Leitung der VTG GmbH von Petra Clemens übernommen. Er kommt aus den eigenen Reihen.
Christa Koenen
Seit 1. September 2021 ist die ehemalige Bahn-CIO Christa Koenen Digitalvorständin von DB Schenker. Sie ist Nachfolgerin von CIDO Markus Sontheimer.
Thomas Rückert
Seit Anfang 2021 ist Thomas Rückert für die IT Lufthansa Group verantwortlich. Er soll unter anderem die Airlines des Konzerns dabei unterstützen, kundenzentriert zu werden.
Dominik Fürste
Dominik Fürste (35) ist seit August 2017 CIO beim Europäischen Eisenbahnlogistikunternehmen TX Logistik AG. Als Mitglied der Vorstandssitzung verantwortet er die Transformation der TX zu einer digitalen Güterbahn. Dabei setzt er auf die gleichzeitige Betrachtung von Geschäftsprozessen und modernen IT Lösungen. Für die ganzheitliche Umsetzung der Transformation hat er ein agiles Portfolio- und Deliverymanagement auf Basis des Scaled Agile Framework etabliert. Fürste kam von der DB Cargo AG, wo er unter anderem die Sanierung der französischen Tochtergesellschaft begleitete und ein IT-Projekt des DB Konzerns zur Einführung eines Kapazitätsmanagementsystems für das Transportnetzwerk verantwortete.
Sabina Kusmin-Tyburski
Zum 1. Februar 2024 übernimmt Sabina Kusmin-Tyburski den CIO-Posten bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).
Markus Sandbrink
Ende 2022 hat Markus Sandbrink, seit 2020 Leiter der Corporate IT der Rhenus-Gruppe, zusätzlich den CIO-Posten und damit die gruppenweite IT-Leitung des Logistikkonzerns übernommen.
Ralf Morawietz
Das Logistikspezialist Dachser hat mit Ralf Morawietz seit dem 1. Januar 2023 einen neuen IT-Leiter an Bord. Er folgt auf Stefan Selbach, der in Altersteilzeit ging.
Wolfgang Standhaft
Wolfgang Standhaft ist seit Januar 2019 CIO beim Flughafenbetreiber Fraport in Frankfurt/Main. Von 2006 bis Ende 2017 hat er für den Baustoffkonzern HeidelbergCement AG als CIO und Group Director Information Technology gearbeitet. Von 1998 bis 2005 war Standhaft Leiter Betriebswirtschaftliche Systeme Europa der Rewe KGaA, von 1995 bis 1998 arbeitete er als Berater bei der SAP AG.
Jasmin Kaiser
Seit Anfang Mai 2023 leitet Jasmin Kaiser die IT der Lufthansa Cargo. Sie kommt von der Lufthansa Group.
Isabelle Droll
Isabelle Droll ist CIO der TUI Airline. Seit Oktober 2021 ist sie zudem Group IT Director TUI Musement, Corporate und Sustainability.
Hugo Pluess
Hugo Pluess ist seit August 2019 CIO der Spedition Imperial Logistics International. Pluess ist damit für die gesamte IT-Landschaft aller Aktivitäten von Imperial Logistics International verantwortlich. Er war zuletzt Executive Vice President Global IT Infrastructure bei CEVA Logistics in der Schweiz.
Werner Toennessen
Als Geschäftsbereichsleiter IT ist Werner Toennessen der Chef über die Systemwelten der DER Touristik. Toennessen verantwortete als Bereichsleiter bereits seit 2010 die IT der DER Touristik Köln mit ihren Pauschalreiseveranstaltern ITS, Jahn Reisen und Tjaereborg. Er gilt als profunder Kenner der IT der touristischen Unternehmen des zweitgrößten deutschen Reiseveranstalters. Toennessen startete seine IT-Laufbahn 1987 in der EDV bei Meier’s Weltreisen.
Ralf Gernhold
Seit Oktober 2018 ist der Ex-Miles & More-CIO Ralf Gernhold technischer Programmleiter Vendo bei der DB Vertrieb GmbH. Vendo beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Vertriebs und gehört zu den strategischen Projekten des Personenverkehrs der Deutschen Bahn.
Donya-Florence Amer
Donya-Florence Amer ist CIO und CHRO und die erste Frau im Vorstand von Hapag-Lloyd. Sie übernahm den Posten zum 1. Februar 2022. Amer folgte auf Martin Gnass.
Dirk Tietz
Die DER Touristik hat ihr Führungsteam um die neue Funktion des Chief Transformation Officer (CTO) erweitert. Dirk Tietz (40) ist seit Juli 2015 auch Mitglied des Executive Boards. Er trägt damit die Gesamtverantwortung für die Digitalisierung und für die Verzahnung der Einzelunternehmen.
Markus Richardt
Seit September ist Markus Richardt Vice President IT bei DKV Mobility. "Nachhaltige Transformation unserer täglichen Mobilität ist eine Riesenaufgabe," erklärt Markus Richardt gegenüber CIO.de auf die Frage, was ihn an seiner neuen Rolle als Vice President IT bei DKV Mobility besonders reizt.
Oliver Wittmaier
Oliver Wittmaier folgt auf Claudia Plattner, die bei der EZB eingestiegen ist. Er konzentriert sich auf skalierende Plattformen und Datenverfügbarkeit.
Arlene Bühler
DB Cargo hat mit Arlene Bühler eine neue Digitalisierungschefin. Anfang November 2021 übernahm Bühler die Funktion mit dem Titel IT and Digitalization, CIO/CDO. Der Logistik-Konzern hat diese Position neu geschaffen, um mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten.
Dorothea Brons
Seit Januar 2022 leitet Dorothea Brons als CIO die IT-Geschicke am Hamburg Airport. Sie ist zugleich Geschäftsführerin der IT-Tochter AIRSYS.
Frank Winkenwerder
Frank Winkenwerder ist seit Mitte Dezember 2014 Leiter des Zentralbereichs Informationssysteme der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Er war davor Leiter der Containerinformationssysteme bei HHCT, verantwortlich für die strategische Gestaltung der IT-Landschaft für das Segment Container. Von 1987 bis 2006 arbeitete Winkenwerder bei einem System- und Softwarehaus, seit 1999 als verantwortlicher Projektbereichsleiter für die Logistikbranche.
Michael Lütjann
Die Nagel-Group ernannte zum 1. Oktober 2019 Michael Lütjann zum Chief Information Officer (CIO). Er berichtet an den CEO der Nagel-Group Carsten Taucke. Zuletzt war Lütjann vier Jahre lang CIO bei Imperial Logistics International. Davor hat der 50-jährige fünf Jahre als Senior Vice President IT Management Logistics bei Schenker die globale IT Organisation verantwortet. Im Lauf seiner Karriere hat er zudem mehr als zwölf Jahre lang die IT der Fiege Gruppe in diversen Verantwortungsbereichen geprägt, zuletzt als CIO.
Bernhard Götze
Bernhard Götze ist seit Februar 2022 Vice President IT beim Kreuzfahrtanbieter AIDA Cruises in Rostock, der deutschen Niederlassung von Costa Crociere S.p.A.
Martin Kolbe
Martin Kolbe übernahm im November 2005 die CIO-Position beim Schweizer Logistikkonzern Kühne + Nagel. Zuvor arbeitete Kolbe bei der Deutschen Post World Net, wo er Bereichsvorstand und CIO der DHL Express Deutschland war.
Pieter Jordaan
Nach dem Ausscheiden von IT-Vorstand Frank Rosenberger hat der Touristikkonzern TUI die CIO-Position zum 1. Januar 2023 mit Pieter Jordaan besetzt.
Hans Fabian
Hans Fabian ist seit Januar 2017 als CIO für das Hotelvergleichsportal HRS in Köln tätig. Zuvor war Fabian CIO bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa Holding AG in Wiesbaden. Über zehn Jahre hat Fabian davor im Bereich IT-Management bei Deutsche Post DHL in Bonn gearbeitet, zuletzt als Vice President.
Hanna Huber
Hanna Huber hat die Branche gewechselt. Die Ex-CIDO des Modehändlers Calida stieg im April 2024 beim Reiseunternehmen Flix ein.
Björn Richter
Björn Richter ist CIO von DPD Deutschland. Er kam vom Paketdienst GLS. Sein Vorgänger Dirk Tiemann bleibt als Director IT bei DPD.
Hanno Boekhoff
Hanno Boekhoff ist seit Oktober 2017 neuer IT-Leiter bei der Reederei Hamburg Süd. Sein genauer Titel: Global Head of Information Technology & Services (ITS). Vor seiner Tätigkeit für die Hamburg Süd war Boekhoff in verschiedenen Bereichen der IT als Berater und als Manager tätig.
Ralf Morawietz
CIO beim Logistikdienstleister Panalpina mit Sitz in Basel ist ab Juli 2015 Ralf Morawietz. Er startete seine Karriere als IT-Experte 1998. Im Jahr 2002 kam Morawietz zu Deutschen Post, wo er verschiedende Management-Aufgaben wahrnahm. Im Januar 2010 wechselte Morawietz als Mitglied des nationalen IT Managementeams des Logistikers Kühne + Nagel. Zuletzt war er dort Senior Vice President Global IT Products.
Carsten Bernhard
Carsten Bernhard ist seit September 2016 Group CIO/CTO beim E-Commerce-Anbieter eDreams Odigeo mit Sitz in Barcelona. Er kommt von der TUI Deutschland, wo er seit August 2013 IT-Chef war. Zu eDreams Odigeo gehören die Marken eDreams, Opodo, Travellink, Go Voyages und Liligo.
Bernd Gemein
Seit 1. September 2018 ist Bernd Gemein neuer CIO für den Unternehmensbereich Post, E-Commerce, Parcel (PeP) bei der Deutschen Post DHL. In seiner neuen Funktion ist Gemein Mitglied des Executive Committee PeP. Er berichtet an PeP-COO Tobias Meyer. Gemein hatte seit 2003 bei der Deutsche Post DHL diverse Funktionen in den Bereichen IT Development und IT Customer Integration inne. Seit 2013 war er Geschäftsbereichsleiter IT Service Management PeP.
Alexander Brandmeier
Seit Juni 2019 ist Alexander Brandmeier neuer Leiter Informationstechnologie/CIO bei der DB Energie GmbH, dem Energieversorger der Deutschen Bahn AG in Frankfurt am Main. Zuvor war Brandmeier Leiter Architekturmanagement und Unternehmensarchitekt im Unternehmensbereich der Deutsche Bahn Fernverkehr AG.
Andreas Hamprecht
Seit August 2018 ist Andreas Hamprecht Leiter IT und CIO bei DB Regio und in Personalunion weiter Leiter Geschäftsentwicklung Schiene. Hamprecht ist seit März 2017 Leiter Geschäftsentwicklung Schiene bei der DB Regio AG, von 2010 bis 2017 war er Leiter Geschäftsentwicklung bei der DB Station & Service AG. Im DB-Konzern ist er bereits seit 2001 beschäftigt, mit bisherigen Funktionen in der Konzernstrategie, im internationalen Fernverkehr sowie beim Bahnhofsbetreiber DB Station & Service.
Falko Hagebölling
Falko Hagebölling ist seit Januar 2019 Senior Director Product Development & IT bei der Lufthansa-Tochter Miles & More GmbH in Frankfurt am Main. Der promovierte Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik war bei Miles & More zuletzt seit Mai 2016 als Director Product Delivery für Projekt-, Portfolio- und Prozessmanagement verantwortlich. Im Juli 2018 übernahm er zusätzlich interimsweise die Funktion als Director IT.
Sami Awad-Hartmann
Sami Awad-Hartmann hat im März 2019 die Position des CIOs bei der Spedition Hellmann übernommen. Er war bereits von 2008 bis 2016 in verschiedenen führenden Positionen in der IT bei Hellmann tätig. Zuletzt war er stellvertretender Leiter IT global. Im Oktober 2016 hatte Awad-Hartmann die Spedition verlassen und war in das familiäre Geschäft im Fleischhandel bei Global Meat in Münster mit eingestiegen.
Horst Ulrich Mooshandl
Horst Ulrich Mooshandl ist seit April 2019 neuer CIO der Österreichischen Post. Sein genauer Titel lautet: Leitung Konzern-IT & Konzern-Einkauf. Zuvor schon hatte Mooshandl die Konzern-Einkauf geleitet sowie den Konzern-Fuhrpark gemanagt.

Im Rahmen des kontinuierlichen Ideen-Managements aus der Belegschaft heraus steckt das Unternehmen bestimmte Innovationsfelder ab, auf denen man vorankommen möchte. "Aus der strategischen Perspek­ti­ve des Unternehmens heraus definieren wir Themen wie Digitalisierung und Industrie 4.0 oder Citylogistik", sagt Froschmayer.

Ein CDO wird nicht gebraucht

Ideenfindung und Umsetzung erfolgen bei Dachser gemeinschaftlich. So arbeiten Prozessverantwortliche aus dem Business eng mit der Corporate IT zusammen. Außerdem hat das Unternehmen eine Research-Abteilung geschaffen, die Entwicklungen und Technologien im Markt der Logistik verfolgt und testet - und das ebenfalls mit Schnittstelle zur IT. "Unsere Philosophie der Unternehmenssteuerung ist es, Prozesse und IT simultan zu organisieren", sagt Simon. "Deswegen wollen wir keinen Chief Digital Officer, der losgelöst arbeitet ohne zu wissen, was bei Kunden, Prozessen und Märkten läuft. Prozesse und Digitalisierung müssen unserer Auffassung nach Hand in Hand gehen."

Etwa 600 Mitarbeiter sind in der IT beschäftigt. Dachser betreibt die IT zentral am Hauptsitz in Kempten. Leiter IT Stefan Selbach (li.) und CEO Bernhard Simon setzen vor allem auf Eigenentwicklungen.
Foto: Matthias Becker

Wenn schon keinen CDO, so braucht Logistik 4.0 doch eine adäquate Management- und Steuerungskultur. Dachser hat dafür eine duale Führungsorganisa­tion geschaffen: Auf der einen Ebene entscheidet der Vorstand zentral und bestimmt die Regeln, auf der anderen gibt es eigenverantwortlich und unternehmerisch handelnde Niederlassungs- und Landesleiter, die sich wiederum in sogenannten Kreisen organisieren und miteinander vernetzen. Regelmäßig besuchen der Vorstandsvorsitzende und sein Stellvertreter die Treffen dieser Kreissprecher, darüber hinaus sitzen die Kreissprecher alle vier Monate zum Austausch mit am Vorstandstisch.

Zur operativen Steuerung des Unternehmens dienen auch die seit Anfang der 90er Jahre von der IT entwickelten Transport- und Warehouse-Management-Systeme "Domino", "Othello" und "Mikado". Dort fließen alle Daten aus den Niederlassungen zusammen: Laufen die Sendungen pünktlich? Wie sehen Auslastungen aus? Sind Sendungen beschädigt? Gibt es Belastungen durch kurze Wochen oder Wetterphänomene?

Kybernetische Organisation

Auf Basis dieser Informationen entscheiden die lokalen Akteure weitgehend selbständig, wie sie ihr System kalibrieren und optimieren. "Wir haben also die Komponente 'Selbststeuerung' in der Logistik. Das ist Teil der Logistik 4.0, so wie in der Industrie 4.0 vorgesehen", sagt Froschmayer. Sonst wäre ein Unternehmen mit weltweit 428 Einheiten nicht steuerbar. "Wir haben eine der besten kybernetischen Organisationsformen in der Logistik geschaffen", ist sich CEO Simon sicher. Indus­trie 4.0 braucht also nicht nur Logistik 4.0, sondern auch Management 4.0.