Wer sein BI-System (Business Intelligence) wirklich nutzen will, kämpft an vielen Fronten. Die Menge an Daten steigt, der Druck, die richtigen Informationen zur richtigen Zeit zu liefern, auch. Gleichzeitig fehlt Unterstützung vom Top-Management. Das geht aus der Studie "Data Management for BI" hervor, die der US-Marktforscher Aberdeen unter Entscheidern aus 216 Unternehmen durchgeführt hat.
Die Analysten stellen beim Umgang mit BI erhebliche Unterschiede fest. Sie weisen den Unternehmen je nach Performance folgende Kategorien zu: Das obere Fünftel darf sich "Best in Class" (BiC) nennen. Die unteren 30 Prozent sind "Laggards" (dt. Nachzügler) und die Unternehmen dazwischen gelten als Durchschnittsfirmen.
Dazu ein paar Zahlen: BiCs brauchen 39 Tage, um neue Datenquellen in ihr BI-System zu integrieren - Laggards brauchen fast ein dreiviertel Jahr. Sechs von zehn BiCs verkürzten binnen Jahresfrist die Dauer, die eine Information braucht, bis sie verfügbar ist. Unter den Nachzüglern kann das nur jeder Zehnte von sich behaupten. Und während in den BiC-Unternehmen 81 Prozent aller Mitarbeiter, die mit Analysen zu tun haben, auf BI-Systeme zugreifen, sind es in den Laggard-Firmen nur 23 Prozent.
Außerdem hat sich Aberdeen die Entwicklung der Margen angesehen. Ergebnis: Die Klassenbesten erzielten im Jahresvergleich 18 Prozent mehr Marge. Die Schlusslichter dagegen mussten eine Verringerung um zwölf Prozent hinnehmen.
Die Analysten wollten wissen, was die Musterschüler anders machen. Auch hier zeigen sich erhebliche Diskrepanzen: 83 Prozent der BiCs arbeiten mit BI Query- und Reporting-Tools, aber nur 40 Prozent der Nachzügler.
64 Prozent der BiCs setzen Tools zur Daten-Integration ein, 61 Prozent zusätzlich End-to-end BI Software. Bei den Laggards sind es nur 35 Prozent (Data Integration Tools) beziehungsweise 25 Prozent (End-to-end BI Software Solutions). Darüberhinaus haben 40 Prozent der Erfolgsfirmen eine Masterdaten-Management-Plattform implementiert, aber nur 20 Prozent der Trödler.
Die Musterschüler und ihre Daten-getriebene Firmenkultur
Etwas vage geben 43 Prozent der BiCs an, sie sorgten für eine "Daten-getriebene Firmenkultur". Leider erklären die Autoren der Studie das nicht.
Unabhängig von der Platzierung in den Aberdeen-Kategorien haben die Analysten gefragt, woran Daten-Management scheitert. Dabei stellte sich heraus, dass sich viele Probleme - möglicherweise durch die Finanzkrise - verschärft haben. Die Analysten haben die Antworten der aktuellen Studie mit denen einer vergleichbaren Untersuchung vom März 2008 verglichen.
So geben in der aktuellen Befragung 52 Prozent der Entscheider an, die Software sei zu teuer. Im März 2008 sagten das mit 37 Prozent deutlich weniger Teilnehmer. Derzeit beklagen 51 Prozent der Befragten einen Mangel an IT-Ressourcen (03/2008: 49 Prozent).
Über finanzielle und technische Knappheit hinaus gibt es weitere Schwierigkeiten. Fast jeder Zweite (49 Prozent) gibt an, die Anwender definierten ihre Bedürfnisse nicht (03/2008: 44 Prozent). Außerdem fehlt es nach wie vor an Unterstützung durch die Führungsriege, wie mit 36 Prozent gut jeder Dritte erklärt. Immerhin: In der vorigen Studie sagten das noch 41 Prozent.
Zu viele Daten und Datenquellen
Schließlich ging es in der Analyse um die Frage, wo Entscheider in Sachen Daten-Management der Schuh drückt. 29 Prozent führen an, die bestehenden BI-Systeme adressierten nicht alle Datenquellen. Fast ebenso viele (28 Prozent) haben mit der wachsenden Komplexität der Daten Probleme. Dass die Belegschaft BI-Systeme nicht oder zu wenig nutzt, beobachtet "nur" knapp jeder Vierte (24 Prozent).
Einer der Befragten umreißt seine Situation wie folgt: "Wir versuchen, die richtigen Informationen für die jeweiligen Anforderungen des Business zu finden und sieben dabei tonnenweise gesammelter Daten aus. Das ist derzeit unser größtes Problem." Ein anderer fügt an, gleichzeitig müsse man ständig versuchen, Stakeholder durch kurzfristige Erfolge bei Laune zu halten.