Zwei Jahre nach dem Start besitzen mehr als 17 Millionen Bundesbürger den neuen Personalausweis, aber nur rund fünf Millionen haben ihre Online-Ausweisfunktion aktiviert. Sie ermgölicht Nutzern etwa, mit der elektronischen Identität (eID) sicher im Internet einzukaufen.
Der Durchbruch ist dem Scheckkarten-Ausweis in der Online-Welt somit bisher nicht gelungen, konstatiert der IT-Dienstleister CSC Deutschland. Dabei messen Verbände, IT-Wirtschaft, Dienstleister und Schlüsselanwender den elektronischen Identitäten bei der künftigen Entwicklung des E-Commerce besondere Bedeutung bei. Das belegt eine aktuelle Untersuchung von CSC in Kooperation mit dem Bundesinnenministerium und dem Institut für Informationsmanagement Bremen (ifib).
Bisher 129 Firmen und Behörden mit Berechtigungszertifikat
In der Studie machen sich die Autoren Gedanken, wie der praktische Einsatz der Online-Ausweisfunktion in Zukunft stärker vorangetrieben werden kann. Auch benennen sie mögliche Gründe, warum es bisher noch nicht so sehr mit der Akzeptanz geklappt hat.
Die Gründe sind demnach vielfältig: So verfügen beispielsweise derzeit lediglich 129 Unternehmen und Behörden über ein Berechtigungszertifikat, mit dem sie Online-Daten aus dem Ausweis auslesen können. Und nur 94 davon bieten ihren Nutzern den Ausweis-Service auch an: 33 aus dem Bereich E-Government, 61 stammen aus dem Bereich E-Business.
„Jeder Schokoriegel wird heute von den Unternehmen aggressiver beworben als innovative und vor allem sichere Geschäftsmodelle rund um den neuen Personalausweis. Hier gilt es, verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten", schimpft Gerhard Fercho, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC.
Sicherheitsgewinn angesichts zunehmender Internetkriminalität
Die Vorteile der eID-Funktion stehen für die Studienautoren dabei außer Frage. Das zeige auch eine Umfrage unter 54 Schlüsselanwendern von Verbänden, eID-Serviceanbietern, Produktentwicklern und Forschungseinrichtungen. Damit verbunden: zahlreiche Experteninterviews, unter anderem mit Bitkom, Microsoft, der Bundesdruckerei und Tele Cash.
Sieben von zehn Befragten verweisen demnach auf die besondere Bedeutung von vertrauenswürdigen Identitäten bei der künftigen Entwicklung des Online-Handels. Jeder Zweite hält die bestehenden Sicherheitsmechanismen für die Registrierung beziehungsweise Anmeldung von Kunden auf E-Commerce-Plattformen nämlich für nicht ausreichend. „Die Nutzung der eID-Funktion des neuen Personalausweises verspricht sowohl den Händlern als auch den Kunden einen erheblichen Sicherheitsgewinn, gerade angesichts stark zunehmender Internetkriminalität", behauptet Fercho.
Chancen, die Akzeptanz der eID-Funktion auf Seiten der Bundesbürger zu erhöhen, sehen 76 Prozent der Befragten in einer einfacheren Handhabung. Ihnen ist die Nutzung der Online-Ausweisfunktion bislang zu kompliziert. Komplexe Systemvoraussetzungen bei Hard- und Software, umständliche Registrierungsprozesse und gewöhnungsbedürftige Anwendungen schrecken potenzielle Nutzer ab.
Zugleich sollte es den Verbrauchern, so die Autoren, auch ermöglicht werden, die eID-Funktion auf mobilen Geräten wie dem Smartphone oder Tablet-PC zu nutzen, zumal viele auch mit ihrem Handy einkaufen.
Auch die Wirtschaft will unkompliziertere Handhabung
Die Wirtschaft stimmt laut Studie mit den Verbrauchern beim Wunsch nach einer unkomplizierten Handhabung überein. Neun von zehn Befragten sind überzeugt, dass bei einer einfachen und kostengünstigen Integration in bestehende IT-Infrastrukturen mehr E-Commerce-Händler ihren Kunden den Ausweis-Service anbieten würden. Beim Aufbau der eID-Infrastrukturen sprechen sich die Teilnehmer der Befragung für die Auslagerung an spezialisierte Dienstleister aus.
„Die Online-Ausweisfunktion wird sich durchsetzen. Schließlich kommen mit jedem Jahr Millionen von potenziellen Nutzern hinzu", ist Fercho sich sicher. So könnte beispielsweise das neue E-Government-Gesetz des Bundes, das sich derzeit in der Feinabstimmung befindet, für eine Vielzahl neuer eID-Angebote der Behörden sorgen, hofft er.