Nicht nur zur Weihnachtszeit: Die Deutschen haben ihre Liebe zum Online-Shopping entdeckt. So zumindest könnte man die erneut im Jahresvergleich von 2011 zu 2012 deutlich gestiegenen Umsatzzahlen des gesamten E-Commerce im Bereich B2C interpretieren. 15 Prozent plus sind nicht gerade wenig. Dennoch liegt der klassische Ladenhandel immer noch weit vorne.
Zu berücksichtigen ist auch, dass der sogenannte Cross Channel, also der Verkauf über mehrere Kanäle hinweg, ebenfalls gewachsen ist. Im Online-Handel selbst dominieren die "Internet Pure Player", die nur hier anbieten: Ihr Anteil wird für das Jahr 2013 auf insgesamt 36,6 Prozent prognostiziert. Damit können die reinen Katalogversender nicht mithalten. Ihr Anteil am Online-Handel ist seit 2007 ständig gesunken.
Otto expandiert im Web
Dabei hätten sie aufgrund ihrer Angebotsstruktur und des eingeführten Versand-Modells sehr gute Chancen gehabt. Aber in Deutschland haben viele Anbieter die Zeichen der Zeit verschlafen – man denke nur an Neckermann und Quelle. Otto dagegen hat sich noch einigermaßen halten können und denkt inzwischen sogar an Expansion im Web.
Das IFH Institut für Handelsforschung hat weitere aufschlussreiche Zahlen vorgelegt. Laut dem aktuellen "IFH-Branchenreport Online-Handel" lag der Anteil des Online-Handels 2007 erst bei 3 Prozent am gesamten Handelsgeschäft, hat sich aber bis zum Jahr 2012 mit 7,7 Prozent mehr als verdoppelt.
Nimmt man die besonders irrelevanten Umsatz-Anteile vom sogenannten Bereich der "Fast Moving Consummer Goods" (FMCG) wie zum Beispiel Nahrungsmittel und Körperpflegeprodukte aus der Berechnung heraus, wäre der Online-Handel 2012 sogar auf einen Anteil von 14,2 Prozent am gesamten Handel angestiegen. Das IFH geht davon aus, dass der FMCG-Online-Umsatz mit Nahrungsmitteln oder mit Körperpflege aber in den nächsten Jahren aufholen wird.
Der Einzelhandel braucht das Internet
Hansjürgen Heinick, Studienautor beim IFH Institut, resümiert die Untersuchungsergebnisse: "Der Einzelhandel funktioniert nur noch mit dem Internet, nicht dagegen. Gleichzeitig bringt die neue Mobilität des Internets durch Smartphones und Tablets die Online- und Offline-Shopping-Welten näher zusammen. Von einer Stagnation des Online-Wachstums ist auch in den kommenden Jahren kaum auszugehen."
Nicht alle Branchen nehmen gleichgewichtig am Wachstum des Online-Handels teil. So ist das Fashion- und Accessoires-Sortiment von etwa 20 Prozent 2007 auf über 25 Prozent bis zum Jahr 2012 gewachsen. Die Bereiche Freizeit & Hobby (inklusive Bücher) und Consumer Electronics (CE) sind ebenfalls stark gewachsen, aber nicht mehr in dem in dem gleichen Verhältnis wie früher.
Die Branchen Wohnen & Einrichten und Heimwerken & Garten haben laut IFH noch „Nachholbedarf". Diesen Tatbestand kann man aber auch ins Positive wenden und von dem "größten Potenzial" sprechen. Heinick urteilt: "Gerade die Möbelbranche wird in den kommenden Jahren voraussichtlich einen Sprung nach vorn machen können. Die Konsumenten sind es gewohnt, sechs bis acht Wochen auf die neue Küche oder das neue Sofa zu warten, und in vielen Fällen werden die Produkte auch heute schon aus dem stationären Handel nach Hause geliefert." Vor allem Cross-Channel-Anbieter könnten sich hier positionieren.