Weltweit sind bereits mehr als 700 Millionen Menschen in sozialen Netzwerken wie Facebook angemeldet. Mit steigenden Nutzerzahlen widmen sich auch immer mehr Forscher dem Themengebiet. Ein Psychologen-Team der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat nun untersucht, ob Online-Profile ein genaues Bild ihres Profilinhabers vermitteln oder nicht.
Das Ergebnis hat die Wissenschaftler selbst erstaunt: Die Profile waren nicht durch eine idealisierte Selbstdarstellung oder Posing der Nutzer verzerrt, sondern vermittelten einen genauen Eindruck der Persönlichkeitseigenschaften der Nutzer.
"Die Ergebnisse haben uns deshalb überrascht, weil sie der weitverbreiteten Meinung widersprechen, dass Online-Profile lediglich dazu verwendet werden, ein Ideal der eigenen Person zu präsentieren", sagt Projekt-Mitglied Mitja Back. Online-Profile vermittelten tatsächlich ein sehr genaues Bild der Profilinhaber.
Die Forscher kamen zu diesem Ergebnis, indem sie 236 Nutzerprofile aus Deutschland und den USA untersuchten. Im ersten Schritt ließen sie die Profilbesitzer einen Fragebogen ausfüllen, um ihre wahren und ihre idealisierten Persönlichkeitseigenschaften zu messen. Unabhängige Betrachter sahen sich die Profile an und schätzten die Eigenschaften der Profilbesitzer. Die Wissenschaftler verglichen anschließend die Ergebnisse.
Persönlichkeit spiegelt sich überall wider
Es stellt sich beim Ergebnis die Frage, warum die Nutzer sozialer Netzwerke ihr Profil nicht zur Selbstidealisierung nutzen. "Wahrscheinlich haben sie kein starkes Bedürfnis dazu, sich zu verstellen", mutmaßt Back. Oder zumindest hätten sie ein stärkeres Bedürfnis, sich so zu zeigen wie sie sind und ihrem Selbst Ausdruck verleihen zu können. Zudem ist es gar nicht so einfach, sich auf Online-Profilen zu verstellen. Durch die Vernetzung mit anderen kann man nicht einfach so seine Persönlichkeit neu erfinden.
Nutzer sozialer Netzwerke verstellen sich also nicht in ihren Profilen, sondern nutzen diese, um ihre Persönlichkeitseigenschaften auszudrücken und gegenüber anderen Nutzern zu kommunizieren, wie sie sind. Die Wissenschaftler sehen darin unter anderem den Vorteil, dass Betrachter sich auf die Informationen verlassen können, die sie in den Profilen lesen. "Das fördert das Vertrauen in solche Online-Netzwerke und begünstigt deren Nutzung für echte soziale Interaktionen", sagt Back.
Außerdem bestätige die Studie den wichtigen Einfluss der Persönlichkeit auf das alltägliche Leben. Die Persönlichkeit spiegelt sich überall wider - ob nun in der Sprache, im Musikgeschmack oder im Online-Profil.
Das Psychologen-Team der Johannes Gutenberg-Universität Mainz untersuchte in Zusammenarbeit mit deutschen und US-amerikanischen Kollegen 236 Nutzerprofile in sozialen Netzwerken (Facebook und StudiVZ).