Ladengeschäfte noch im Vorteil

Online-Shops brauchen Emotionen

14.05.2013 von Hartmut  Wiehr
Knapp die Hälfte der Konsumenten hält das Einkaufserlebnis in Geschäften für größer als im Web-Shop. Das ergab eine ECC-Studie im Auftrag von IBM und Coremedia.

Ob im Supermarkt, im Warenhaus oder in den Einkaufszonen der mittleren und großen Städte: Ob sich hier das "Einkaufserlebnis" inklusive des persönlichen Kontakts zwischen Käufer und Verkäufer einstellt, mag mit Fug und Recht bezweifelt werden. Dennoch gilt dieses Charakteristikum bis auf den heutigen Tag als einer der Gründe, warum das Einkaufen vor Ort noch immer dem Online-Shopping überlegen sein soll.

H & M versucht, die Kunden auch im Online-Shop emotional anzusprechen.
Foto: H und M

Eine Studie des ECC Köln am Institut für Handelsforschung im Auftrag von IBM Deutschland und CMS-Anbieter Coremedia zeigt, dass noch knapp die Hälfte der Konsumenten tatsächlich der Ansicht ist, dass das Einkaufserlebnis im Ladengeschäft "deutlich größer sei als im Online-Shop".

Doch der Online-Handel holt langsam auf. Von emotionaler Shop-Gestaltung profitieren könnten beide Vertriebskanäle, heißt es bei IBM und Coremedia. Was "emotionale" Gestaltung im Einzelnen sein könnte, bleibt aber nach wie vor ein breites Feld. Ist es die Sängerin Beyoncé im schicken Bikini bei H & M in den USA oder sind es braungebrannte Bergsteiger oben auf dem Gipfel, die zum Kauf animieren? Eindeutige Strategien gibt es kaum: Dazu sind allein schon die potenziellen Käufer zu sehr segmentiert: Was dem einen gefällt, muss der andere noch lange nicht leiden.

Für 40 Prozent ein gleich großes Erlebnis

Die Ergebnisse der Studie zeigen auch: "Bereits knapp 40 Prozent der Befragten bewerteten das Einkaufserlebnis im Ladengeschäft und im Online-Shop als gleich groß und für rund jeden Siebten liegt der Online-Shop in Sachen Erlebnis sogar vor dem stationären Laden."

Achtung Supermarkt
Achtung Supermarkt errechnet bei ähnlichen Produkten den jeweiligen Grundpreis und zeigt mit rot und grün an, welches davon teurer beziehungsweise günstiger ist.
Achtung Supermarkt
Die App wird dabei selbst durch unterschiedliche und teilweise exotische Maßeinheiten wie fl., oz oder gal. nicht aus der Fassung gebracht.
Pakete
Pakete hilft fleißigen Online-Shoppern dabei, den Überblick über die erwarteten Sendungen zu behalten.
Pakete
Um den Status eines Pakets im Auge zu behalten, muss der Nutzer nur den Versender/Paketdienst auswählen und die erforderlichen Tracking-Informationen (Bestell- oder Sendungsnummer etc.) eingeben.
Pakete
Anschließend kann sich der Anwender auf vielfältige Weise (Signalton, Vibration) über den Status seiner erwarteten Lieferung informieren lassen, die Einstellmöglichkeiten im Menü lassen fast keinen Wunsch offen.
Wunderlist
Die kostenlose iPhone-App „Wunderlist" der 6Wunderkinder GmbH eignet sich auch wunderbar für Shopping-Listen.
Guenstiger.de
Die App des Preisvergleichsdiensts „Guenstiger.de“ ist Minimalismus und Funktionalismus pur – ideal, wenn man unterwegs schnell einen Preis recherchieren muss.
Guenstiger.de
Nach der Eingabe spuckt die App auf einer Übersichtsseite passende Produkte mit Kurzbeschreibung und Mindestpreis aus.
Gift Plan
Die iPhone-App Gift Plan hilft dabei, über das Jahr hinweg Geschenkideen für bestimmte Personen festzuhalten.
Gift Plan
Sie speichert auch deren Vorlieben, Kleidergrößen und die Anlässe für eine Bescherung, etwa Geburtstag, Hochzeitstag und Ähnliches. Benachrichtigungen stellen sicher, dass kein Festtag übersehen wird.
Kaufda Navigator
Mit dem "kaufDA Navigator" können sich Verbraucher bequem über aktuelle Angebote in der Nähe ihres Standorts oder eines frei wählbaren Ortes informieren, ohne stapelweise Prospekte zu wälzen.
Kaufda Navigator
Die App zeigt außerdem die nächstgelegenen Ladengeschäfte mit allen relevanten Informationen auf einer Umgebungskarte oder Liste an – filterbar nach den Kategorien Einkaufen, Essen und Trinken und Dienstleistungen.
Reposito
Die kostenlose iPhone-App Reposito hilft, Kassenzettel und Quittungen online aufzubewahren, etwa, um spätere Garantieansprüche zu wahren.
Reposito
Dazu wird der Beleg über die iPhone-Kamera aufgenommen...und - falls vorhanden - der dazugehörige Barcode eingescannt.
Reposito
Die App liest anschließend die Produktinformationen aus und verknüpft sie mit dem Kassenzettel. Als Ergebnis sind die Informationen und Rechnungen über sämtliche Einkäufe in einem Online-Archiv erfasst - letztere können bei Bedarf ausgedruckt oder auf dem Display vorgezeigt werden.
Supermarkt Guide
Der "Supermarkt Guide" zeigt auf Basis der aktuellen Standortinformationen nahe gelegene Einkaufsmöglichkeiten in einer Karte (Google Maps)...
Supermarkt Guide
...oder Liste an. In einer Detailansicht erfährt der Nutzer auch wichtige Infos wie Öffnungszeiten, Telefonnummer oder Website - sofern vorhanden.
Snipz
Die kostenlose App listet chronologisch alle neuen Sonderangebote auf - Grundlage davon ist die - etwas "unruhige" Webseite Snipz.de.
Snipz
Außerdem gibt es die Möglichkeit, sich via Push Notification über neue Deals informieren zu lassen.
Layar
Die kostenlose Anwendung blendet auf Basis von GPS-Informationen in die Kameraansicht eines Ortes zusätzliche Ebenen ein.
Layar
Zum Shoppen bieten sich dabei die Ebenen "Supermarktsuche", "Restaurants", "McDonalds" und eventuell auch "Geldautomaten", falls das Bargeld knapp geworden ist.
Barcoo
Barcoo erlaubt es dem Nutzer, den Strichcode eines Produkts einzuscannen (oder die abgebildeten Zahlen einzutippen) und liefert dann verschiedene Informationen als Ergebnis.
Barcoo
Dazu gehören eine Kurzbeschreibung, bei Lebensmitteln die Angabe von Inhaltsstoffen und die Bewertung von anderen Barcoo-Anwendern. Außerdem zeigt die App an, wo die Ware in der unmittelbaren Nähe oder in Web-Shops erhältlich ist - und zu welchem Preis.
Qype
Dank der Funktion, Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe anzuzeigen, eignet sich die kostenlose App des Bewertungsportals Qype auch wunderbar zum Shoppen. Die Ergebnisse in Reichweite des Anwenders werden wahlweise in einer Liste oder auf Google Maps angezeigt und beinhalten neben allgemeinen Informationen (Entfernung, Adresse, Link, Öffnungszeiten) auch - sofern vorhanden - Bewertungen von anderen Qype-Nutzern.

Online holt auf, was das "Einkaufserlebnis" angeht.
Foto: Coremedia

Besonders punkten könnten Händler aus der Branche Sport und Freizeit – hier ist das Einkaufserlebnis im stationären Handel im Vergleich zum Internet laut Studie am größten: "55,9 Prozent der befragten Shopper, die ihren letzten Online-Kauf in dieser Branche getätigt haben, empfinden das Einkaufserlebnis stationär deutlich größer als online. Hier kann sich der Online-Handel durchaus noch etwas von den stationären Kollegen abschauen." In einer beratungsintensiven Branche wie Sportartikel seien ausführliche Produktinformationen, Erfahrungs- und Testberichte und Service besonders wichtig, "um den Gap zum Konsumenten zu überwinden".

Besserverdienende gehen lieber in den Laden

Vor allem Besserverdiener zieht es in die Ladengeschäfte, heißt es in der Studie. Ein Blick auf die Auswertung nach Haushaltseinkommen zeigt demnach eine besondere Relation: "Je höher das Haushaltsnettoeinkommen, desto größer wird das Einkaufserlebnis im Ladengeschäft empfunden." So hätten 53 Prozent der Konsumenten, deren monatliches Haushaltsnettoeinkommen zwischen 3500 und 5000 Euro liegt, angegeben, dass das Einkaufserlebnis im stationären Handel für sie größer sei. Und bei jener Gruppe, die über 5000 Euro verdient, ist der Anteil noch höher: 72,2 Prozent.

Im Ländervergleich
Diese vier Käufergruppen gibt es sowohl in Deutschland als auch in Österreich und der Schweiz. Allerdings ist ihr Verhältnis in den drei Ländern unterschiedlich gewichtet. In Deutschland ist die Gruppe der Souveränen besonders groß, in Österreich gibt es dagegen überdurchschnittlich viele Berechnende. In der Schweiz ist der Anteil der Traditionalisten überdurchschnittlich hoch.
Quelle: Studie im Auftrag der Deutschen Post: Einkaufen 4.0 - der Einfluss von E-Commerce auf Lebensqualität und Einkaufsverhalten
Der Traditionalist
Für ihn persönlich hat Online-Shopping kaum Vorteile - weder in Bezug auf Informations- und Angebotsvielfalt, noch hinsichtlich Convenience oder Lebensqualität. Er bewertet den stationären Handel zum Teil positiver als den Online-Einkauf, beispielsweise hinsichtlich des Zugangs zu benötigten Informationen, und der Schnelligkeit, mit der man das gesuchte Produkt findet. 28 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Der Berechnende
Von allen Shopper-Typen ist der Berechnende am wenigsten emotional involviert. Er schätzt den Informationsvorteil und die Angebotsvielfalt, auf Lebensqualität oder Convenience sieht er aber kaum Auswirkungen. Ein Erlebnis ist der Online-Einkauf für den Berechnenden nur selten. Er äußert außerdem überdurchschnittlich häufig Nutzungsprobleme und Bedenken wegen Datenunsicherheiten. 15 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Der Souveräne
Der souveräne Online-Shopper sieht klare Vorteile hinsichtlich Convenience, Zeitersparnis und infolgedessen auch Lebensqualität. Er schätzt den einfachen und schnellen Zugang zu allen relevanten Informationen und die Effizienz und Schnelligkeit des Kaufaktes. Emotional ist der Souveräne mehr involviert als der Durchschnitt, wegen Datenschutz hat er kaum Bedenken. Er fühlt sich als "Herr des Geschehens" und hat kaum Nutzungsprobleme. 26 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.
Der Entdecker
Der Typ des Entdeckers ist besonders emotional involviert. Bei ihm stehen Online-Einkaufsvergnügen und Vorfreude auf die Lieferung im Vordergrund. Information und Angebotsvielfalt schätzt der Entdecker besonders, weniger wichtig sind ihm Convenience und Zeitersparnis. Mit dem Thema Datensicherheit haben sie häufiger Probleme. 32 Prozent der deutschen Käufer gehören dieser Gruppe an.