Geschenkekauf per Mausklick

Onlinehandel wächst trotz Krise

10.12.2008
Die CD oder das Buch per Mausklick direkt unter den Christbaum bestellen. Weihnachtseinkauf ohne Gedränge in übervollen Kaufhäusern - die stressfreie Shoppingtour im Internet wird immer beliebter. Während der herkömmliche Einzelhandel seit Jahren auf der Stelle tritt, freuen sich Online-Shops trotz Wirtschaftskrise teils über enorme Wachstumsraten und rechnen auch im Weihnachtsgeschäft mit klingelnden Kassen.

Einer aktuellen Studie des Hightechverbandes Bitkom zufolge will in diesem Jahr schon jeder siebte Deutsche ab 14 Jahren seine Geschenke im Web kaufen.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) erwartet für November und Dezember einen Online-Umsatz von etwa 5 Milliarden Euro - im klassischen Einzelhandel dürften es mehr als 74 Milliarden werden. Von der positiven Entwicklung des Internetgeschäfts profitierten auch die rund 50 000 Einzelhändler, die neben ihren stationären Läden auch Webshops betreiben. Anders als der in den vergangenen Jahren unter schlechter Konsumstimmung leidende herkömmliche Einzelhandel halte der Wachstumstrend im Internet an. "Anzeichen dafür, dass der erwartete Konjunkturabschwung den Online- Handel bereits in diesem Jahr trifft, sehen wir derzeit nicht", betont HDE-Experte Olaf Roik.

So rechnet der HDE für 2009 mit einem Internet-Umsatz von 21,9 Milliarden Euro, 9,5 Prozent mehr als in diesem Jahr. Gemessen am Gesamthandelsumsatz ist das mit einem Anteil von 3,5 Prozent zwar noch recht bescheiden. Gegenüber 2001 habe sich der Online-Umsatz allerdings mehr als vervierfacht. Auch nach Einschätzung der Gfk ist der Internetvertrieb der Markt mit der größten Dynamik. Im vergangenen Jahr habe jeder der 28,8 Millionen Online-Shopper im Schnitt 8,5 Käufe im Netz getätigt.

Gerade für den Versandhandel hat sich das Internet-Geschäft zu einem regelrechten Wachstumsmotor entwickelt. Vor allem Schuhe und Textilien würden gerne über das Netz geordert. Katalog und Internet würden dabei vielfach parallel genutzt. "Der Trend geht dahin, dass die Leute im Katalog blättern und online bestellen", betont Oliver Claas vom Bundesverband des Deutschen Versandhandels. Der online- Auftritt wird von vielen Unternehmen als zusätzlicher Vertriebskanal geschätzt.

Auch die Ottogruppe spricht vom Wachstumstreiber e-commerce. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Nachfrage im Netz um 25 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro angestiegen. Das Online-Geschäft habe bereits einen Umsatzanteil von mehr als 50 Prozent, betont Sprecher Thomas Voigt. Zu Weihnachten werde ein besonderer Service für stressfreies Last-Minute-Shoppen angeboten: Artikel, die bis zum 21. Dezember um 22.00 Uhr telefonisch oder im Internet bestellt werden, würden noch bis Heiligabend ausgeliefert.

Das zu Arcandor gehörende Karstadtwarenhaus hat in seinem gerade neu gestalteten Online-Shop gut 80 000 Artikel sowie 3 Millionen Buchtitel, CDs und DVDs im Angebot. Bücher und Hörbücher seien im Internet am stärksten gefragt, betont karstadt.de-Geschäftsführer Christian Winter. Arcandor (Karstadt, Quelle) erwartet für dieses Jahr im Internet ein Umsatzplus von mehr als 20 Prozent. Bereits 2007 sei für 3,5 Milliarden Euro online gekauft worden.

Beim Internetauktionshaus ebay gingen allein in der Woche vor dem 1. Advent täglich eine Million Artikel über die virtuelle Ladentheke, So viel wie noch nie, heißt es. Bei Tchibo hat das Online-Geschäft mittlerweile einen Anteil von fast 80 Prozent am gesamten Versandhandelsgeschäft des Hamburger Kaffeerösters. Zu Weihnachten helfen dort "Geschenkefinder" bei der Präsentesuche. Einer aktuellen Forsa-Umfrage für Bitkom kauft in diesem Jahr jeder Vierte der zwischen 18 bis 44-Jährigen seine Geschenke im Netz. Dagegen machen das nur zwei Prozent der Senioren.

Verbraucherschützer warnen immer wieder vor zu sorglosem Einkauf im Internet: Jede Bestellung hinterlasse eine Datenspur. Auch Bitkom rät zu Vorsicht. So sollten Konto- und Kreditkartendaten über eine sichere Internetverbindung - erkennbar an den Buchstaben "https" in der Webadresse - übertragen werden. Es gebe auch Bezahldienste, bei denen die Bankdaten nur einmal hinterlegt werden. Sinnvoll sei auch, die einzelnen Bestellschritte auszudrucken. Außerdem sollten sich Kunden nicht von knalligen Webseiten beeindrucken lassen. "Zeichen für Seriosität sind ein Impressum mit voller Anschrift und der Nennung des Geschäftsführers und verständliche Geschäftsbedingungen." (dpa/red)