Der Autobauer Opel trennt sich wie angekündigt von großen Teilen seines Rüsselsheimer Entwicklungszentrums. Bis zu 2.000 Mitarbeiter sollen zum französischen Entwicklungsdienstleister Segula wechseln, wie beide Unternehmen mitteilten. Die vereinbarte "strategische Partnerschaft" ist ein weiterer Schritt auf dem harten Sanierungskurs des neuen Eigners PSA aus Frankreich. Die IG Metall kritisierte, dass sie an dem geplanten Übergang bislang nicht angemessen beteiligt worden sei.
Hintergrund des Deals sind fehlende Entwicklungsaufträge des früheren Opel-Mutterkonzerns General Motors nach der Übernahme durch die PSA-Gruppe. Einst haben die Aufträge aus Detroit die Hälfte des Arbeitsvolumens der Rüsselsheimer ausgemacht. Sie laufen früheren Angaben zufolge spätestens im Jahr 2020 aus. In dem Zentrum am Opel-Stammsitz arbeiten derzeit noch etwa 7.000 Menschen.
Zu einem noch nicht bekannten Preis sollen auch Anlagen und Gebäude den Besitzer wechseln. Die Transaktion soll im zweiten Quartal des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Opel wird nach eigener Ankündigung an der neuen Gesellschaft Segula Technologies GmbH keine Anteile halten.
Segula plant europäischen Entwicklungscampus
Segula sicherte den Beschäftigten zu, die bei der Opel-Sanierung vereinbarten Arbeitsplatzgarantien bis Juli 2023 aufrecht zu erhalten. Anschließend würden neue Karrierechancen entstehen. Man wolle in Rüsselsheim einen europäischen Entwicklungscampus schaffen. Segula arbeitet auch für andere Autokonzerne und ist zudem in den Bereichen Energie, Bahn und Schifffahrt als Entwicklungs- und Ingenieurdienstleister tätig.
In der Belegschaft hatten die bereits im September veröffentlichten Pläne große Skepsis ausgelöst. Die IG Metall kritisiert die Unternehmen, einseitig Fakten zu schaffen, statt die Beschäftigten an den Prozessen zu beteiligen. Der Frankfurter Bezirkschef Jörg Köhlinger verlangte einen Interessensausgleich mit dem Opel-Betriebsrat sowie Tarifverhandlungen mit der Segula zu den künftigen Arbeitsbedingungen. "Opel und Segula werden die betroffenen Beschäftigten nur mit Transparenz und tariflich regulierten Bedingungen zum Übergang in das neue Unternehmen überzeugen können", betonte Köhlinger.
Ob Opel die verbleibenden Entwickler mit zentralen Aufgaben für den PSA-Konzern und dem "Finish" der Opel-Modelle auslasten kann, ist offen, weil bislang nie eine Zielgröße für das benötigte Personal genannt worden ist. PSA bekräftigte am Donnerstag, dass das Rüsselsheimer Entwicklungszentrum auch nach der Transaktion im Zentrum der globalen Forschung und Entwicklung des Konzerns stehen werde. Neben Design und Entwicklung der künftigen Opel- und Vauxhall-Modelle sei das Zentrum konzernweit für leichte Nutzfahrzeuge und eine neue Motorenfamilie zuständig. Dazu kommen noch 15 Kompetenzzentren für weitere globale Entwicklungsaufgaben. (dpa/rs)