Open Source-Software (OS) hat im Informations-Management mittlerweile ihren Platz gefunden, steht aber in Funktionsumfang und Ausgereiftheit oft noch deutlich hinter kommerziellen Lösungen zurück. Dieses Bild zeichnete Andreas Bitterer, Research Vice President beim Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Gartner, in einem Webinar.
Bei Datenbank-Management-Systemen fürs Data Warehouse bevorzugen Kunden von Gartner laut einer Umfrage meist noch eindeutig proprietäre Software. Einzig das OS-Datenbanksystem MySQL werde in den nächsten zwölf Monaten nennenswerte Zuwächse verbuchen können. In ihrer Reife wüchsen quelloffene Anwendungen immer mehr an kommerzielle heran. Allerdings gelte dies fast ausschließlich für nicht-kritische Anwendungen, wie Bitterer erklärte. "Wenn es um sichere Transaktionen und größere Installationen geht, sehen wir Open Source fast gar nicht", sagte er mit Verweis auf die Gartner-Kundschaft.
Reporting, Analyse und Dashboards sind Bitterer zufolge Funktionen, bei denen Open Source-Lösungen mit proprietärer Software oft gleichziehen können. Schon bei Data Mining allerdings seien oft "Unterschiede wie zwischen Tag und Nacht" feststellbar. So gebe es zum Beispiel noch kaum OS-Software, die annähernd vergleichbar mit unstrukturierten Daten umgehen könne wie kommerzielle Lösungen.
Ein zwiespältiges Urteil fällte er auch über den mit Open Source verbundenen Community-Gedanken. "Natürlich ist die Community eine Super-Idee", so Bitterer. "Wenn Ihnen aber mitten in der Nacht ein Server abschmiert, können Sie nicht darauf hoffen, dass Ihnen jemand auf die Schnelle online hilft."
Auf dem Feld der Datenintegration gebe es derzeit viele kleine Projekte, aber noch kaum vollständige OS-Plattformen. Für kleinere Migrationsprojekte sei das in vielen Fällen ausreichend. "Bei großen Implementierungen, wo es um große Data Warehouses geht, sehen wir allerdings kaum Open Source-Einsatz", so Bitterer. Gerade das Metadaten-Management stecke bei quelloffenen Lösungen oft noch in den Kinderschuhen.
Unternehmen wollen mit Open Source vor allem sparen
Was die erhofften Kostenvorteile durch Einsatz von Open Source angeht, versuchte Bitterer, übergroße Erwartungen zu dämpfen. Dass der Umstieg auf Open Source automatisch Kostensenkungen mit sich bringe, sei ein Fehlschluss. Allerdings sei dies das häufigste Motiv von Unternehmen. 87 Prozent gaben in einer Umfrage von Gartner an, mit Open Source die Gesamtkosten (TCO) für Software senken zu wollen - also nicht nur bei Lizenzkosten reduzieren zu wollen, sondern auch bei Support und Personal.
Nur jedem Zweiten sei es laut der Gartner-Umfrage dann auch gelungen, zu sparen, betonte Bitterer. Viele unterschätzten Posten wie Implementierung und Support, die auch für Open Source-Software anfallen. Gerade die Support-Kosten lägen manchmal in Bereichen, "die sich gewaschen haben".
Wie viel Geld ein CIO durch Open Source gegenüber dem Einsatz proprietärer Software fürs Informations-Management sparen kann, lässt sich laut Andreas Bitterer schwer pauschal in Prozenten ausdrücken. Betrachte man die Ersparnis an Lizenzkosten und stelle ihr die nötigen Ausgaben etwa für Support und Personal gegenüber, ergäben sich letztlich Ersparnisse "von 20 bis 30 Prozent - mehr nicht".