Junge Spezialsoftware-Firmen haben in einer Studie der Experton Group zum Angebot für Cloud Management-Software zum Teil hervorragend abgeschnitten. Die dynamischen, aber noch wenig prominenten Anbieter punkten nach Einschätzung der Autoren Carlo Velten und Steve Janata mit einer schnelleren Taktrate bei den Releases und mit innovativen Features im Vergleich zu den etablierten Größen im Markt.
„Zudem können die jungen Softwareunternehmen im Rahmen ihrer Produktentwicklung vollkommen unabhängig agieren und können sich so voll an den Kundenanforderungen ausrichten“, urteilen die Analysten. Demgegenüber müssten die etablierten Technologie-Lieferanten manchmal auf konzerneigene Produkte, Standards und Strategien Rücksicht nehmen.
Große Anbieter mit Vorteilen bei Marketing und Vertrieb
Der starken Leistung von Seite der frischen Kräfte zum Trotz gilt aber auch: „Wettbewerbsseitig haben die etablierten Akteure deutlich die Nase vorn, können sie doch auf bestehende Kundenbeziehungen, enorme Marketingbudgets sowie ein eingespieltes Vertriebs- und Channelsystem zurückgreifen.“
Klare Nummer Eins in einem Vergleich, der sowohl die Attraktivität des Portfolios als auch die Wettbewerbsstärke berücksichtigt, ist deshalb auch ein bekannter Name: VMware ist in beiden Kategorien spitze.
Das gilt im Kern ebenso für Microsoft. Dessen Portfolio wird von Experton allerdings bereits einen Tick schlechter bewertet als jenes von Zimory, das in der Gruppe der jungen Spezialisten herausragt. Als dritte Kraft bewährt sich IBM.
Citrix zu schwach auf der Brust
Gemessen an der Wettbewerbsstärke folgten hinter VMWare, Microsoft und IBM schon Oracle und HP. Geht man aber nach der Qualität ihrer Produkte, sind sie die großen Verlierer im Experton-Ranking. Sie schneiden hier bestenfalls mittelprächtig ab, in jedem Fall schlechter als geschlagene 15 andere Anbieter.
Deutlich besser bewertet Experton etwa das Portfolio von Citrix – ein bekannter Name zwar, aber im Cloud Management-Bereich im deutschen Markt bisher nicht an der Spitze positioniert. Qualitativ zählen die Analysten mit Abiquo einen weiteren der jungen Wilden zu den aktuell besten Sechs, allerdings verfügt dieser Anbieter hierzulande bisher über kaum Marktmacht. In dieser Beziehung einen Tick besser aufgestellt ist Eucalyptus, dessen Portfolio bei Experton ebenfalls gut wegkommt.
Die Studie ist in einer von drei Teilen des Cloud Vendor-Benchmark von Experton. Im Vergleich zu den anderen Technologie-Bereichen Infrastruktur und Middleware weise der Markt für Cloud Management die höchste Dynamik und Innovationsgeschwindigkeit auf, berichten die Analysten.
Wie sich Lösungen weiterentwickelt haben
„So hat sich die Mehrheit der Lösungen gegenüber dem letzten Jahr deutlich weiterentwickelt“, so Janata und Velten. Dies gelte für den Funktionsumfang der Lösungen, deren Integrationsmöglichkeiten in Technologien von Drittanbietern und vor allem für die Gestaltung der Benutzeroberflächen. Der Wettbewerb zwischen globalen Spielern und jungen Spezialisten tut der Entwicklung offenbar ebenso gut wie eine Reihe von Kooperationen und Allianzen auf Anbieterseite.
„Um die Komplexität einer Cloud-Umgebung beherrschbar zu machen und diese während der Betriebsphase optimal zu steuern und auszulasten, bedarf es entsprechender Administrations- und Verwaltungswerkzeuge“, definieren die Analysten. Die Lösungen übernähmen eine zentrale Schnittstellenfunktion zwischen Hardware-, Middleware- und Softwarekomponenten und stellten einen wesentlichen Teil der Intelligenz einer Cloud-Umgebung dar. „Nur mit ihnen lassen sich die verschiedenen Hard- und Softwarekomponenten effizient, sicher und benutzerfreundlich implementieren und steuern“, so die Analysten.
Checkliste für Anwender
Untersucht wurden in der Studie lediglich Lösungen, die als Software durch die Kunden lizensiert und zur Steuerung individueller Cloud-Implementierungen auf Kunden- oder Providerseite genutzt werden. Außen vor blieben webbasierte Services zur Überwachung von Public-Cloud-Instanzen wie etwa Admin-Dienste für Amazon AWS oder Rackspace-Implementierungen.
Vielfältig genug ist das Angebot nach Experton-Einschätzung mittlerweile auch so. Als für Anwender entscheidende Kriterien nennen die Analysten automatisiertes Provisioning von CPU, Storage und Netzwerk-Ressourcen, ein Self-Service-Portal mit grafischer Benutzeroberfläche und die Unterstützung multipler Hypervisor-Technologien wie VMware vSphere, KVM, Citrix XenServer und Microsoft Windows Server Hyper-V.
Bei der Auswahl sei ferner zu achten auf eine multi-mandantenfähige Architektur, Templates für virtuelle Images und Konfigurationen, standortübergreifendes Rechenzentrums- und Infrastrukturmanagement, ein rollenbasiertes Benutzerkonzept, Workflow Engine und Policy Management, die Anpassung verschiedener Klassen von Service Level Agreements (SLAs), Pricing und Billing Engine, Reporting in Echtzeit und Dashboard, einen Hybrid-Cloud-Ansatz, Sicherheits-Features auf Enterprise-Niveau sowie Mehrsprachigkeit.
Weitere Informationen enthält der „Cloud Vendor Benchmark 2012“ der Experton Group.