Oracle übernimmt den Hersteller von E-Commerce-Software Art Technology Group (ATG) - und blättert dafür rund eine Milliarde Dollar hin. Wie wichtig die Sache für Oracle ist, ergibt sich allein schon aus dem Preis, den man zu bezahlen bereit ist: Mit 6 Dollar in bar pro Aktie liegt er um 46 Prozent über dem Aktienkurs am Tage des Übernahmeangebots. ATG beziehungsweise seine Eigentümer konnten und wollten da kaum noch nein sagen. Einen solchen Zuschlag hat es laut Wall Street Journal seit den Tagen der "Internet Bubble" vor zehn Jahren nicht mehr gegeben.
Seitdem der Ex-CEO von HP Mark Hurd in eine führende Position bei Oracle gewechselt ist, hat Oracle mit ATG wieder seine erste große Akquisition getätigt. Schon bei HP hatte sich Hurd den Ruf eines Deal-Makers erworben: Auf seine Kappe gingen so große Zukäufe wie EDS, 3Com und Palm. Und so erreichte HP das Ziel, der weltweit größte IT-Konzern zu werden.
Auch Oracle ist seit Jahren auf dem Weg, eine Übernahme nach der anderen zu stemmen. Mit dem Kauf von Sun hat man sogar den ehemaligen Pfad einer Software-Only-Company verlassen und ist nun dabei, ähnlich wie HP mit "Converged Infrastructure", die VCE-Koalition (VMware, Cisco und EMC) mit den "vBlocks" und IBM mit "CloudBurst" Server- und Storage-Racks mit ganz viel Virtualisierungs- und Management-Tools herauszubringen. Im Unterschied zur Konkurrenz packt Oracle on top noch eigene, angepasste Programme wie Datenbank, CRM oder andere Anwendungen hinzu. Retail-Software wäre eine weitere Ergänzung für diesen Software-Layer.
Die Art Technology Group hat eine Reihe von E-Commerce-Produkten auf den Markt gebracht, darunter Software für die Kundenanalyse und Internet-basierte Telefonlösungen. Oracle wie ATG sehen eine komplementäre Ergänzung zu Oracles bestehenden Angeboten für Retail- und CRM-Software (Customer Relationship Management). Zu den Kunden von ATG zählen u.a. die US-Telekommunikationsgesellschaft AT&T und der US-Elektronik-Retailer Best Buy.