Als IT-Verantwortlicher im Bundesverband der AOK stellte der heute 57-jährige Sozialwissenschaftler Anfang 2005 nach fast fünfjährigen Arbeiten SAM 1.0 vor, einen Vorläufer des heutigen Standards für Gesetzliche Krankenversicherungen Oscare, der auf SAP-Technologie basiert. "Für das kassenübergreifende Datenmanagement ist der Standard sehr wichtig", sagte Reichelt damals zu CIO.
Der Branchenstandard auf SAP-Basis war damals sehr umstritten. Unklar war vor allem das Risiko eines Standards, der häufig an sich ändernde Gesetzeslagen angepasst werden muss. Doch der AOK-Bundesverband hielt daran fest und löste das damals völlig veraltete Integrierte Datenverarbeitungssystem (IDFS) nach und nach ab.
Auch die Barmer setzt inzwischen auf Oscare. "Gute Ideen allein sichern noch keinen Erfolg", sagt Reichelt heute, "ohne Hartnäckigkeit und Geduld geht nichts".
Heute ist die IT der AOK in der GKV Informatik gebündelt, deren Gesellschafter die AOKn und die Barmer sind. Sie versorgen die IT für etwa 16 Millionen Versicherte und sind damit nach Bitmarck, der IT-Allianz u.a. der DAK, IKKn und BKKn mit 26 Millionen Versicherten die zweitgrößte IT-Allianz auf dem GKV-Markt.
Reichelt stieg vor 25 Jahren bei der AOK ein, ins Wissenschaftliche Institut der Bonner Krankenkasse. 1992 wurde er Leiter der Finanzen und des Controllings, ehe er in 2000 die Steuerung der Datenverarbeitung und Software-Entwicklung als Bevollmächtigter des Vorstands übernahm, u.a. mit dem Ziel, Oscare zu entwickeln. Seit Mitte 2007 ist Reichelt stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK.
Jetzt steht ihm die höchste Aufgabe bei der AOK bevor - allerdings nur bis 2011, so sieht es seine persönliche Lebensplanung vor.