Tschüß Privatkunden

Osram gliedert Lampengeschäft aus

14.06.2015
Glühbirnen haben Osram groß gemacht - und bekannt. Doch das Geschäft ist schwierig geworden. So schwierig, dass der durch etliche Umbauten gebeutelte Traditionskonzern an die Wurzeln geht. Das Lampengeschäft wird ausgegliedert. Es ist der Abschied von den Privatkunden.

Der Lichttechnik-Hersteller Osram macht seine Pläne wahr und gliedert sein Lampengeschäft aus. Der Aufsichtsrat des traditionsreichen Münchner Unternehmens segnete am Freitag das seit Ende April in groben Zügen bekannte Konzept von Vorstandschef Olaf Berlien ab und stimmte damit der Verselbstständigung der betroffenen Sparten mit rund 12000 Beschäftigten und einem Umsatz von rund 2 Milliarden Euro zu, wie Osram mitteilte. Das Unternehmen hat bereits zwei Sparprogramme mit teils massiven Stellenstreichungen und einige Umbauten hinter sich. Nun steht es vor einer drastischen Neuordnung.

Noch offen ist, was mit der neuen Einheit passieren wird. Neben einem Verkauf oder Börsengang kommt die Gründung von Gemeinschaftsfirmen infrage. Geführt wird das Geschäft von Jes Munk Hansen, bisher Chef des Amerika-Geschäfts der Münchner. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stimmten den Plänen zu. Zuvor habe es einen intensiven Dialog gegeben, sagte der Vize-Aufsichtsratschef und Sprecher der bayerischen IG Metall, Michael Knuth, am Freitag. Details gaben beiden Seiten dazu allerdings noch nicht bekannt, welche Standorte wie betroffen sind, werde nun besprochen.

Aus dem Dialog sei aber ein Eckpunktepapier entstanden, das den sozialen Rahmen für die Ausgliederung setze. "Damit haben wir eine sinnvolle und faire Grundlage aus Arbeitnehmersicht geschaffen, die es nun gilt weiter auszugestalten", sagte Knuth. Unter anderem haben sich beide Seiten darauf geeinigt, die Regelungen zu Gehältern und Löhnen beizubehalten, die Tarifbindung des neuen Unternehmens und bestehende Betriebsvereinbarungen zu erhalten. Dennoch werde der Prozess weiter kritisch und eng begleitet werden.

Immerhin steht das Lampengeschäft für fast 40 Prozent der Umsätze - und ist der frühere Kern des Unternehmens. Die Marke Osram ist rund 109 Jahre alt, die Firma ist etwas jünger. 1919 begann der von der Auer-Gesellschaft mit AEG und Siemens & Halske gegründete Leuchtenhersteller seine Arbeit. Der Name - zusammengesetzt aus den Materialien für Glühdrähte, Osmium und Wolfram - wurde zur Weltmarke. Die längste Zeit war der Konzern eine Siemens-Tochter, seit 2013 ist Osram eine eigenständige Gesellschaft.

Nun bleiben bei Osram die Geschäfte mit LED-Halbleitern und Spezialbeleuchtung. Dazu gehört auch Lichttechnik für die Autoindustrie, bei der die Münchner führend sind. Zudem setzen sie auf Systemlösungen und intelligente Steuerung, etwa bei der Beleuchtung von Museen oder Kirchen. Das Geschäft mit Lampen hingegen ist seit längerem ein Problemfall. "Allein unser Geschäft mit traditionellen Lampen und Vorschaltgeräten ist im vergangenen Jahr um 15 Prozent geschrumpft", hatte Berlien auf der Osram-Hauptversammlung im Februar erklärt und hinzugefügt, der Technologiewandel zu Leuchtdioden und der Preisverfall erfolgten rasanter als erwartet.

Der grundlegende Wandel auf dem Lichtmarkt - weg von der Glühbirne, hin zur LED-Technik - macht dem Unternehmen seit langem zu schaffen. Der Umbau ist massiv, schon beim letzten Sparprogramm fielen mehr als 8000 Stellen weg. Derzeit hat Osram weltweit noch rund 34000 Beschäftigte. Den Umbruch auf dem Lichtmarkt bekommen auch andere zu spüren. Lange waren Osram, General Electric und Philips Platzhirsche. Auch Philips hat Maßnahmen ergriffen, das Licht-Geschäft abgespalten und im März einen Teil der Sparte verkauft. (dpa/rs)