In Polen zum Beispiel war 2006 für die Branche ein verlorenes Jahr. Zwar sorgt die Regierung Kaszynski stets für beträchtliches Aufsehen auch im Ausland, daheim erledigt sie ihre Hausaufgaben nicht immer gewissenhaft. Der Report bemängelt, von EU-Fördergeldern für staatlichen IT-Bedarf in Höhe von 600 Millionen Zloty (umgerechnet 158 Millionen Euro) seien bis Jahresende nur 3,5 Prozent ausgegeben worden. Gewinnwarnungen von Unternehmen wie Prokom, Sygnity und ABG waren laut Studie eine Folge.
Weil die EU-Subventionen allerdings befristet sind, rechnet die Bank mit einem Schub in diesem und im kommenden Jahr: Für 16 öffentliche Projekte - vom Grenzschutz-System bis zur elektronischen Steuererklärung - stehen 2007 und 2008 insgesamt 2,2 Milliarden Zloty bereit, bis 2013 3,5 Milliarden. Auch wenn sich die polnischen IT-Firmen allmählich aus der Abhängigkeit von staatlichen Aufträgen lösen, sorgt die öffentliche Hand immer noch für zehn bis 35 Prozent ihre Einkünfte.
Der Blick gerade nach Polen lohnt sich deshalb, weil die IT dort fast exakt den osteuropäischen Durchschnitt repräsentiert. In diesem Jahr zieht der IT-Markt nach Prognose des European Information Technology Observatory (EITO) in Osteuropa um 9,2 Prozent an, in Polen um 9,1 Prozent. In Westeuropa (EU 15) liegt die durchschnittliche Wachstumsrate bei 4,2 Prozent.
Pro Kopf geben die Osteuropäer im Jahr 148 Euro aus, die Polen 161 Euro - verschwindend wenig im Vergleich zu den 745 Euro in Westeuropa oder den Beträgen jenseits der 1.000 Euro in den USA und Japan.
Besonders rasant wachsen Länder wie Rumänien und Bulgarien (10,8 Prozent), in denen der Nachholbedarf am größten ist: Auf jeden Bulgaren entfallen jährlich 57 Euro an IT-Ausgaben, im benachbarten Karpatenstaat ist es nur ein Euro mehr.
Tschechien hinterlässt besten Eindruck
Am reifsten ist der Markt mit 302 IT-Euro pro Kopf in Slowenien, dort liegt das Wachstum aber sogar unter dem EU 15-Schnitt. Tschechien hingegen steht beim Volumen mit 296 Euro pro Einwohner gut da, dazu wächst der Markt mit 9,6 Prozent.
Insgesamt stellt sich der osteuropäische IT-Markt als stark fragmentiert dar. Die Erste Bank rechnet damit, dass sich der Trend zu Übernahmen und Fusionen noch verstärkt.
Bislang hätten sich etwa polnische IT-Firmen auf ihrem heimischen Markt behauptet und zeigten sich dort auf Augenhöhe mit ihren international tätigen Konkurrenten.
Der Report der "Erste Bank" trägt den Titel "CEE IT Sector. Promising Outlook".