Der Handels- und Dienstleistungskonzern Otto sieht seinen Wachstumskurs durch Unternehmensverkäufe und Investitionen in neue Technologien gestärkt. Man werde die Dynamik in der Gruppe deutlich vorantreiben, kündigte Vorstandsmitglied Alexander Birken am Mittwoch in Hamburg an. Er übernimmt Anfang 2017 die Otto-Führung von Vorstandschef Hans-Otto Schrader.
Das digitale Geschäft, auf das sich die Otto Group seit Jahren konzentriert, soll unter Birken weiteren Schub erhalten. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der Handel vor fundamentalen Veränderungen steht. Die sind digital getrieben, und wir wollen Treiber der Digitalität sein", sagte Birken.
Der Kunde wolle künftig individuelle Produkte und Dienstleistungen haben. Ein "deutlich dreistelliger Millionen-Betrag" soll im laufenden Geschäftsjahr konzernweit in IT und E-Commerce fließen.
Der scheidende Vorstandschef übergibt einen Konzern, dessen Umsatz im Geschäftsjahr 2015/16 (29. Februar) um 5,4 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro stieg. Nicht darin enthalten sind die Erlöse des zum Verkauf stehenden defizitären französischen Versenders 3Suisse von rund 500 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern (EBT) wird mit 187 Millionen Euro ausgewiesen - nach 44 Millionen Euro im Vorjahr.
Nach Steuern lief allerdings ein Fehlbetrag von 190 Millionen Euro auf, der die Belastungen der französischen Firma enthält. "Wir wollen damit klar Schiff machen", sagte Finanzchefin Petra Scharner-Wolff. Der Verkauf des dortigen Handelsbereichs trifft 1500 Mitarbeiter.
Alle fortgeführten Geschäftsbereiche brachten dagegen ein Ergebnis von plus 90 Millionen Euro. Lediglich der Sportartikel-Händler Sportscheck und der Spielwarenanbieter MyToys seien noch nicht profitabel, berichtete Schrader.
Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz um rund 4 Prozent steigen. Mehr als die Hälfte des Erlöses kam im Vorjahr aus dem E-Commerce, der um 8,8 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro zulegte.
In Deutschland gab es hierbei ein zweistelliges Wachstum um 12,3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro. Im Ausland büßte das Russland-Geschäft mit rund 260 Millionen Euro Umsatz konjunktur- und wechselkursbedingt zwar über ein Drittel ein - es kam operativ aber aus der Verlustzone, wie Schrader berichtete. Kräftiges Wachstum gab es dagegen in den USA, wo die Handelsgruppe Crate and Barrel um etwa ein Viertel auf 1,3 Milliarden Euro zulegte. Die britische Freemans Grattan Holdings legte um rund ein Fünftel auf 236 Millionen Euro zu.
Durch mehrere Firmenverkäufe - darunter Alba Moda und Bürgel - ging die Zahl der Vollzeitstellen um rund 2000 auf 49600 zurück. In Deutschland waren es weiterhin 25800. (dpa/rs)