Die meisten Anwender nutzen ihr Tablet hauptsächlich in den eigenen vier Wänden. Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung von etracker zur mobilen Nutzung des iPads. Im Geschäftsalltag jedoch können Tablets zeigen, welche Mobilität in ihnen steckt.
Ob bei der Inventur im Lager, beim Prüfen einer technischen Anlage, auf dem Messestand oder auf ständig wechselnden Baustellen: Bei einem Vor-Ort-Einsatz jenseits des Büroschreibtisches sind die sogenannten Outdoor-Tablets ideale mobile Begleiter. Sie sind besonders robust und hart im Nehmen.
Plötzlicher Lichteinfall, ein Sturz von der Rückbank des Autos, ein Regenschauer während des Baustellentermins - für solche Tablets stellt dies kein Problem dar. Outdoor-Tablets sind nicht nur etwas für wanderfreudige IT-Nutzer sondern für jeden mobilen Anwender, der mit wechselnden Umgebungsbedingungen konfrontiert ist.
Hinweis: Es gibt einen guten Grund, warum nicht auch der heimische Tablet-Nutzer einfach ein Outdoor-Tablet kaufen sollte: die Kosten.
So soll etwa das Android-Tablet Panasonic Toughpad FZ-A1 rund 850 Euro netto als Standard-Modell und 999 Euro netto als 3G-Variante kosten.
Ein Outdoor-Tablet wie der Motion F5v Tablet PC auf Basis von Windows 7 Professional kostet je nach Version und Anbieter zwischen 2.300 und 3.700 Euro.
Displays: Die Sonne scheint, wo sie will
Während man im Büro seinen Computer so ausrichten kann, dass das erwünschte Tageslicht möglichst zu keinen Reflexionen auf dem Bildschirm führt, hat dies unterwegs keinen Sinn. Ständig wechselnde Sitzpositionen und sich ändernde räumliche Gegebenheiten machen eine ergonomische Ausrichtung schwierig. Ein spiegelndes Display wie das des Apple iPad eignet sich dafür nur bedingt.
Tablets wie das Twinhead Durabook T7M verfügen über Touchscreen-Displays mit einer speziellen Oberfläche gegen Lichtreflexionen, sind besonders lichtstark und deshalb auch mitten im Sonnenschein ablesbar. Das Panasonic Toughpad FZ-A1 zum Beispiel verfügt über einen Umgebungslichtsensor zur Anpassung der Bildschirmhelligkeit und ein Display mit Blendschutz-Beschichtung. Eine Flucht in den Schatten ist zumindest für die Tablet-Nutzung nicht zwingend erforderlich.
Mit einem View Anywhere Display und einem besonders hellen LED-Backlight kann etwa auch der Motion F5v Tablet PC im Sonnenschein eingesetzt werden.
Hinweis: Eigentlich würde man ein sonnenlichttaugliches Display bei jedem Outdoor-Tablet vermuten. Doch im Standardumfang ist dies nicht immer der Fall, da sollte man genau hinschauen.
Outdoor-Tablets wie das Algiz 8 von Handheld Germany oder das Getac E100 bieten optional spezielle Displays für eine höhere Sonnenlichttauglichkeit an.
Wer eher selten in den Genuss kommt, draußen mit seinem Tablet zu arbeiten, kann auch eine Blendschutz-Folie als Zubehör zu einem herkömmlichen Tablet erwerben.
Dichtes Gehäuse: Plötzlich Staub und Regen
Wenn der Kunde auf der Baustelle dem unerwartet einsetzenden Regen trotzt, macht es keinen guten Eindruck, wenn man sich schnell entschuldigt und den Tablet-PC in Sicherheit bringt.
Outdoor-Tablets sind mehr oder weniger wasserdicht, je nach Anbieter und Modell. Erkennen kann man dies an der IP-Klassifizierung (Ingress Protection, Schutz gegen Eindringen), wobei die erste Zahl für die Schutzstufe gegen Staub und die zweite für das Schutzniveau gegen Flüssigkeiten steht.
So hat das CL900 SlateMate von Motion Computing einen IP52-Schutz, kann also Wasser deutlich weniger Widerstand leisten als zum Beispiel das Panasonic Toughpad FZ-A1, das eine IP65-Zertifizierung besitzt. Beim Schutz vor eindringendem Staub ist der Unterschied zwischen diesen Tablets dagegen nicht so groß.
Hinweis: Wer nur selten Gefahr läuft, zusammen mit seinem mobilen Computer in den Regen zu kommen, braucht dafür nicht zwingend ein Outdoor-Tablet.
Die meisten dieser widerstandsfähigen Tablets sind relativ teuer in der Anschaffung, so dass ein Büro-taugliches Tablet mit Schutzhülle als Zubehör eine sinnvolle und preiswerte Alternative ist.
Stoßdämpfer: Wenn das Tablet alleine fliegt
Selbst wenn man nur zur Begrüßung des Gesprächspartners das Tablet aus der Hand legt, reicht eine ungeschickte Bewegung und der mobile Computer liegt auf dem Boden. Damit dann der Gesprächstermin mangels Unterlagen nicht schon wieder beendet ist, kann ein Outdoor-Tablet so manchen Sturz ohne Schaden überstehen.
Die Gehäuse sind je nach Anbieter und Modell sehr robust (Military 810G Standard), oftmals sind die Gehäuse-Ecken noch zusätzlich geschützt. Die Festplatte wird entweder durch spezielle Stoßdämpfer vor Schlimmerem bewahrt oder aber die gespeicherten Daten und die Anwendungen liegen auf einer weniger empfindlichen SSD-Festplatte (Solid-State-Drive).
Hinweis: Im Fall der SSD-Festplatte ist die Speicherkapazität des Tablets jedoch recht eingeschränkt. So hat zum Beispiel das Tablet RT1018 von Concept International eine SSD-Festplatte mit 32 GB Kapazität, das CL900 SlateMate von Motion Computing bringt es auf eine SSD-Kapazität von 64 GB.
Mehrere Outdoor-Tablets bieten allerdings die Wahl, lieber eine klassische magnetische Festplatte (Hard-Disk-Drive) zu nutzen. Dabei sollte jedoch hinterfragt werden, wie es dann um die Stoßsicherheit des Tablets bestellt ist.
Betriebsdauer: Keine Steckdosen in Sicht
Mobilität und die ständige Abhängigkeit von Steckdosen, um die Akkus aufzuladen, passen nicht gut zusammen. Wer ein Outdoor-Tablet nutzt, bekommt in der Regel ein Gerät, das einen ganzen Arbeitstag ohne Stromverbindung auskommt. So beträgt die Akkulaufzeit zum Beispiel. beim Panasonic Toughpad FZ-A1 bis zu zehn Stunden.
Zusätzlich bieten viele Outdoor-Tablets die Möglichkeit zum Akkuwechsel, zum Beispiel der Motion F5v Tablet PC, das Panasonic Toughbook CF-H2 und das Algiz 8 von Handheld Germany.
Hinweis: Einige Outdoor-Tablets erlauben zwar einen Akkuwechsel, doch der Hersteller verweist darauf, dass dieser durch den IT-Support durchgeführt werden soll.
Unterwegs ist dies keine Option, deshalb sollte auf die Funktion „Hot Swapping“ geachtet werden, also die Möglichkeit, das Akku im laufenden Betrieb zu tauschen.
Verbindungen: Nicht auf der einsamen Insel
So vielseitig einsetzbar die Outdoor-Tablets auch sind, so gering ist oftmals die Zahl der Anschlüsse. WLAN-Schnittstellen sind Standard bei den robusten Tablets. Doch bereits mit USB-Schnittstellen kann es schnell eng werden.
Der Grund ist einfach: Jede Schnittstelle ist gleichzeitig eine Öffnung im Gehäuse, die es zu schützen gilt gegen Staub und Wasser. Manche Hersteller bieten dem Anwender die Möglichkeit, selbst die Art und Anzahl der Schnittstellen zu bestimmen, zum Beispiel beim Twinhead Durabook T7M.
Auch wenn man es bei einem Outdoor-Gerät nicht erwartet: Viele dieser Tablets besitzen im Standardumfang keine GPS-Funktion. Dafür hat etwa das CL900 SlateMate von Motion Computing neben GPS bereits im Standard einen Magnetkarten- und Barcode-Leser.
Hinweis: Auch wenn es unterwegs die Verbindungsmöglichkeiten nicht unbedingt erhöht, für Outdoor-Tablets gibt es in der Regel eine Docking-Station, die zum Beispiel mehrere USB-Schnittstellen und einen Zugang ins Firmennetzwerk über LAN ermöglicht.
Interessant ist auch die Möglichkeit, gleich mehrere Tablets zu laden und mit weiteren Netzwerkverbindungen auszustatten, was etwa mit dem ReadyDock möglich ist.
Sicherheit: Schutz auch für die Daten
Wer das Tablet beruflich nutzt, hat in aller Regel mehr zu verlieren als ein wertvolles mobiles Endgerät. Die Kunden- und Firmendaten müssen geschützt werden. Obwohl der Verlust mobiler Endgeräte mehr als verbreitet ist, wie etwa die neue Studie „Global Study on Mobility Risks“ vom US-amerikanischen Ponemon-Institut zeigt, gibt es auch Outdoor-Tablets, die nur Schutz für das Gehäuse und die Hardware vorsehen.
Anders sieht dies zum Beispiel aus beim Panasonic Toughpad FZ-A1, mit Datenverschlüsselung, erweiterten VPN-Funktionen, Authentifizierungsfunktionen und Trusted-Boot-Verfahren, oder dem Twinhead Durabook T7M mit Passwort-Management, TPM 1.2 und der Diebstahlsicherung Kensington Lock.
Hinweis: Es kann nicht oft genug gesagt werden: Insbesondere mobile Endgeräte für Business-Anwender sollten erhöhte Sicherheitsfunktionen bieten. Es darf nicht sein, dass ein Outdoor-Tablet einen Sturz gut übersteht, aber für einen Datendieb wie ein offenes Buch wirkt.
Tablet-Gewicht: Wenn jedes Gramm zählt
Im Vergleich zum iPad mit WLAN- und 4G-Unterstützung, das 662 Gramm auf die Waage bringt, sind Outdoor-Tablets deutlich schwerer, alleine schon wegen des besonders robusten Gehäuses. Modelle wie das Getac E100 haben ein Gewicht von 1,4 kg, das Panasonic Toughpad FZ-A1 wiegt 970 Gramm (ohne Stift).
Hinweis: Beim Vergleich zum Beispiel mit einem der robusten Panasonic Toughbooks sind Outdoor-Tablets immer noch Leichtgewichte. Ein Toughbook wie CF-19 bringt es auf 2,3 kg und ist damit noch ein leichtes Outdoor-Notebook.
Allerdings sollte man daran denken, dass sich Notebooks und Tablets in ihren Einsatzmöglichkeiten ebenfalls unterscheiden.
Ergonomie: Zubehör bringt Zusatznutzen
Tablets haben generell ein reichhaltiges optionales Zubehör, gerade um die Ergonomie und Handhabung zu optimieren. Bei Outdoor-Tablets findet man eine bunte Vielfalt an Halterungen und Taschen, robusten Netzgeräten oder Fahrzeug-Einbaulösungen.
So gibt es zum Beispiel für Tablets und Notebooks mit dem RAM Seat-Mate eine spezielle Halterung, um den Beifahrersitz zum Schreibtisch zu machen.
Fazit Outdoor-Tablets
Wer beruflich viel unterwegs ist und böse Überraschungen durch das Wetter, mögliche Stürze oder Staubwolken auf der Baustelle vermeiden will, sollte ein Outdoor-Tablet in Erwägung ziehen.
Auch für die Kundenberatung am Point of Sale (POS) kann ein Outdoor-Tablet nützlich sein, wenn man nicht nur mit visueller Unterstützung beraten möchte, sondern auch gleich ins Lager geht, um den Bestand zu prüfen.
Für technische Kontrolltätigkeiten, bei denen zum Beispiel mit austretenden Flüssigkeiten oder Vibrationen zu rechnen ist, ersetzen Outdoor-Tablets nicht nur die früheren Papier-Checklisten. Die Prüfungsergebnisse können auch direkt vor Ort übertragen oder Zusatzinformationen eingeholt werden.
Für das Surfen am Frühstückstisch oder die Präsentation im klimatisierten Konferenzraum muss es jedoch kein Outdoor-Tablet sein, zumal das Design je nach Hersteller und Modell durchaus eine Geschmacksfrage sein kann und die Anschaffungspreise relativ hoch sind. (Computerwoche)