In einem Dienstleistungssegment wie Outsourcing, das zu großen Teilen auf Größeneffekten basiert, dominieren wenige große Provider den Markt. So machen allein die Top5-Anbieter knapp 45 Prozent des Marktes in Deutschland unter sich aus, in Österreich sind es sogar knappe 70 Prozent. Der Rest des Marktes ist fragmentiert: Die Zahl der Outsourcing-Anbieter geht allein in der DACH-Region gegen 100.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Marktanalyse- und Beratungsunternehmens Pierre Audoin Consultants (PAC) zu Sourcing-Trends und Anbieter-Positionierung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ein Vergleich der Zahlen von 2005 und 2009 zeigt allerdings, dass sich der Markt verändert. Die meisten großen Provider haben Marktanteile eingebüßt, teilweise zugunsten einzelner Wettbewerber, insbesondere aber gegenüber einer großen Anzahl von „Newcomern“.
Karsten Leclerque, Research Director und Autor der Studie, sieht mit dem Siegeszug von Cloud Computing weitere Veränderungen im Outsourcing-Markt heraufziehen: „Die Anbieter haben keine Wahl – sie werden durch die wachsende Nachfrage zum Cloud Computing gedrängt.“
Dabei seien die Großen der Branche dafür schon recht gut aufgestellt, auch wenn der Trend zum Cloud Computing im Grunde nicht in ihrem Interesse sein könne: „Die Outsourcing-Anbieter werden dadurch gezwungen, ihre Angebote weiter zu standardisieren, zu flexibilisieren und in Richtung one-to-many auszubauen. Im Grunde kannibalisieren sie damit ihr eigenes Geschäft.“ Aber ohne Zweifel werde der Gesamtumsatz mit Outsourcing durch die steigende Nachfrage nach Cloud-Angeboten weiter wachsen.
Laut der PAC-Studie lag IBM im letzten Jahr in der gesamten Region DACH auf Platz 1, sehr dicht gefolgt von T-Systems (ohne Berücksichtigung kaptiver Konzern-Umsätze). HP, Siemens SIS (ebenfalls ohne kaptive Umsätze) und Atos Origin folgten mit etwas Abstand.
Die Outsourcing-Marktanteile in Deutschland
Im weitaus größten Markt Deutschland behaupteten sich weiterhin T-Systems mit fast 13 Prozent Marktanteil auf Platz 1, allerdings dicht gefolgt von IBM. HP, Siemens SIS, Atos Origin und Fujitsu sind hier die umsatzgrößten Herausforderer. Bemerkenswert ist, dass es mit Infosys ein indischer Anbieter unter die Top 20 Outsourcing-Provider in der DACH-Region geschafft hat. In der Schweiz belegt der Dienstleister sogar Platz 7.
Marktanteil hinzugewinnen konnten vor allem Firmen, die von einer vergleichsweise geringen Umsatzbasis starteten, aber ein konstantes Wachstum über Marktdurchschnitt realisieren konnten. Dazu zählen etwa Accenture, Computacenter oder Wincor Nixdorf in Deutschland. Und auch Fujitsu konnte insbesondere in Deutschland weiter Fuß fassen und Marktanteile hinzugewinnen.
Die Großen der Branche verloren aber vor allem an die wachsende Zahl von neuen Anbietern. Allen voran konnten sich einige indische Provider im Outsourcing etablieren. Allein in der Schweiz finden sich mit Infosys, Tata TCS, Mahindra Satyam und Wipro bereits vier Provider mit indischen Wurzeln unter den Top 20 Outsourcern.
Unter den Herausforderern finden sich aber auch Nischenanbieter, spezialisiert auf einen oder wenige Services, Branchen oder Regionen. Hinzu kommen eine Vielzahl von Dienstleistern, die gewöhnlich nicht als Outsourcing-Anbieter wahrgenommen werden, aber Betriebsleistungen unterschiedlichster Art anbieten.
Dazu zählen die zahlreicher werdenden Hard- und Softwareunternehmen, die ihre Produkte „as-a-Service“ anbieten, ebenso wie „E-Business“-Firmen à la Google und Amazon. Des Weiteren Telekom-Unternehmen mit wachsendem IT-Services-Geschäft, Systemhäuser, die zunehmend ins Managed-Services-Geschäft vordringen, ebenso wie hoch spezialisierte BPO-Provider.
Zahl der IT-Dienstleister für IT-Services steigt
„Abgesehen von allen definitorischen Fragen, inwieweit sich Cloud Computing und klassisches Outsourcing überschneiden, lässt sich eine steigenden Zahl von Dienstleistern konstatieren, die IT-Services anbieten“, sagt PAC-Director Leclerque. Dabei drohe den Outsourcing-Riesen von indischen Anbietern weniger Gefahr: „Die indischen Anbieter sind hauptsächlich auf das Projektgeschäft ausgerichtet. Cloud Computing basiert aber im Wesentlichen auf Standardisierung und Automatisierung – hier können sie ihren Billiglohnvorteil kaum ausspielen.“
Ganz anders sähe es bei den Cloud-Schwergewichten Google und Amazon aus, die den etablierten Anbietern Umsätze streitig machen: „Diese Unternehmen haben keine Wurzeln im B2B-Geschäft, aber ein bereits funktionierendes Geschäftsmodell und machen Gewinne. Mit ihren Cloud-Angeboten vermarkten sie gleichsam ihre Überkapazitäten. Sie können mit IT-Services nur dazugewinnen“, sagt der PAC-Analyst.
Dennoch werde sich an der dominanten Stellung der Outsourcing-Riesen wohl vorerst nichts ändern, einzelne Provider könnten ihre Position durch die fortlaufende Konsolidierung möglicherweise sogar noch ausbauen. „Auf der anderen Seite wird mit zunehmender Diversifizierung der am Markt angebotenen Leistungen ein größer werdender Anteil des Marktes auf eine steigende Zahl von Anbietern verteilt. Der Kuchen wächst, aber die Stücke werden kleiner“, sagt Leclerque.