Im Februar endete nach 18 Monaten Laufzeit die größte IT-Ausschreibung in der Industriegeschichte. General Motors (GM) vergab die Etats für die Systemintegration neu. Mit der Neuvergabe hat GM einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Outsourcing der Dritten Generation gemacht, wie es der Autokonzern nennt. Analysten sehen darin das Ende der Geschichte der Mega-Abschlüsse.
Outsourcing-Verträge der Dritten Generation zeichnen sich durch eine Multivendor-Strategie, kürzere Laufzeiten und die Hinzunahme von Offshore-Dienstleistern aus. GM hat die IT, wie sie jetzt ausgeschrieben war, fast ausschließlich bei EDS gekauft. Nachdem der Konzern die 100-prozentige IT-Tochter 1996 in die Selbstständigkeit entlassen hatte, erhielt EDS mit dem "Master Service Agreement“ fast den kompletten IT-Etat von GM. Nur wenige andere Anbieter kamen mit gering dotierten Verträgen in den vergangenen zehn Jahren zum Zuge.
Das Ziel der Neuausschreibung war: Kosten sparen und die lokalen dezentralen Prozesse und Technologien durch globale Lösungen ersetzen, um den Konzern-IT flexibler zu machen. Denn historisch kommt GM aus einer dezentralen Welt, aufgeteilt nach Marken und Regionen.
Geholfen hat GM bei der Ausschreibung die vor zwei Jahren begonnene Prozessausrichtung nach ITIL (Information Technology Infrastructure Library). Mit der ITIL-Basis will GM laut Forrester-Analyst Robert McNeill zwei Ziele erreichen:
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Angebote verschiedener Anbieter besser vergleichen und benchmarken.
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Provider schneller bei schlechten Leistungen auswechseln.
Nun hat GM einen wichtigen Schritt auf dem lange angekündigten Weg einer Multi-Vendor-Strategie gemacht. Ab Juni 2006 übernehmen in den kommenden fünf Jahren sechs Systemintegratoren als Hauptdienstleister die IT-Aufgaben:
- EDS (3,8 Milliarden Dollar)
- HP (700 Millionen Dollar)
- IBM (500 Millionen Dollar)
- Capgemini (500 Millionen Dollar)
- Wipro (27 Millionen Dollar)
- Compuware Covisint (keine Angabe)
Insgesamt plant GM in den kommenden fünf Jahren rund 15 Milliarden Dollar für IT auszugeben. Dabei entfällt die Hälfte auf Systemintegratoren. Allerdings sollen die tatsächlich Ausgaben durch die neuen Verträge nach fünf Jahren deutlich unter 15 Milliarden Dollar liegen.
Analysten von AMR Research kritisierten die Auswahl der Dienstleister: Es seien die alten bekannten, bei denen sich nur Umsatzanteile verschoben hätten. Anbieter wie EDS und HP kämen aus der traditionellen Outsourcing-Welt des Kostensparens. Sie hätten erst vor kurzem damit begonnen, ihre Beratung dort zu verbessern, wo Dienstleister wie Accenture, Bearingpoint und IBM Business Services ihre Stärken haben.
Wie sich die neuen Verträge auf die Adam Opel AG in Deutschland auswirken, konnte eine Sprecherin von EDS noch nicht sagen. Das müsse im Einzelnen noch entschieden werden. Opel wollte sich zurzeit überhaupt nicht zu IT-Fragen äußern. CIO Heinz-Gerd Lehnhoff verfügt in Deutschland über einen Etat von gut 427 Millionen Euro für rund 16.500 IT-Anwender.
Auf internationaler Ebene leitet CIO Ralph Szygenda die IT. Unter ihm arbeiten weltweit 40 CIOs, 2.000 IT-Broker, ein CTO sowie sechs Process Information Officer (PIO). Die CIOs verantworten die vertikalen Business-Einheiten und die Regionen. Dagegen sind PIOs weltweit für Prozesse in den Bereichen wie Sales, Produktentwicklung und Lieferkette zuständig. Sie müssen dafür sorgen, dass alle CIOs sich an weltweit einheitlich definierte Abläufe halten – damit der Konzern flexibler wird und die Kosten weiter sinken.
Die IT-Ausgaben werden im kommenden Jahr allerdings schon deshalb weiter fallen, denn Ende 2006 laufen die bisherigen Telekommunikationsverträge aus. Die Ausschreibung für neue Verträge findet zurzeit noch statt. Mit der Neuvergabe wird GM dann einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg zum Outsourcing der Dritten Generation machen.