"Auf Rekordhöhen" sieht das Marktforschungsinstitut ISG aktuell den Sourcing-Markt in Europa. Das liegt vor allem an der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz), wie die Analysten vorrechnen. Der ISG Index im ersten Quartal 2019 weist für das traditionelle Outsourcing - im Vergleich zu den vergangenen zwölf Monaten - ein Plus von 63 Prozent im deutschsprachigen Raum aus. Bezogen auf die Region EMEA (Europa, Nahost, Afrika) beträgt das Wachstum 23 Prozent.
Diese hohen prozentualen Werte entsprechen in ganzen Zahlen einem jetzigen Marktvolumen von insgesamt 14,6 Milliarden Euro (bezogen auf den gesamten Outsourcing-Markt). Davon entfallen 5,2 Milliarden auf As-a-Service und der Löwenanteil von 9,4 Milliarden Euro auf klassisches Outsourcing. Von diesen 9,4 Milliarden steuert die DACH-Region gut drei Milliarden Euro bei.
Zum Verständnis: der ISG Index berücksichtigt kommerzielle Outsourcing-Verträge ab einem jährlichen Volumen von vier Millionen Euro. Nach Größe sortiert, liegt IT-Outsourcing in der Region EMEA vor Infrastructure-as-a-Service, Business Process Outsourcing und Software-as-a-Service.
Deutsche Unternehmen haben 23 Prozent mehr Neuverträge abgeschlossen als im Vorjahreszeitraum. Die Analysten gehen davon aus, dass es sich um viele Abkommen handelt, die eigentlich bereits vereinbart waren, aber auf Eis lagen. Diese Verträge wurden zuvor "wegen der Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Brexit sowie einer sich abkühlenden deutschen Wirtschaft vertagt", vermutet ISG. Außerdem profitiere das traditionelle Outsourcing von erhöhten M&A-Aktivitäten (Mergers und Akquisitionen) sowie vom steigenden Bedarf an Rechenzentrums-Kapazitäten. Die Nachfrage nach Data-Center-Diensten wiederum sieht ISG in Digitalisierungs-Projekten rund um autonomes Fahren, Big Data Analytics und Internet of Things (IoT) begründet.
Stichwort Brexit: Der Zuwachs des klassischen Outsourcings lag in Großbritannien mit sieben Prozent deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Die Zahl der abgeschlossenen Neuverträge stagnierte. Nachdem das Austrittsdatum erneut verschoben wurde, investieren die dortigen Unternehmen eher in neue Technologien, von denen sie sich Agilität versprechen, als in Outsourcing. Das vermutet jedenfalls ISG.
Globales Wirtschaftswachstum verlangsamt sich
Die Analysten legen auch globale Zahlen vor: Der gesamte Outsourcing-Markt kommt jetzt auf ein Volumen von knapp 41 Milliarden Euro (Klassik: 22 Milliarden, As-a-Service knapp 19 Milliarden). Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum waren es gut 34 Milliarden Euro. Daran hielt das traditionelle Outsourcing gut 20 Milliarden und As-a-Service knapp 14 Milliarden Euro. Die Entwicklung geht damit eindeutig in Richtung As-a-Service.
Das stärkste Wachstum zeigt sich aktuell im asiatisch-pazifischen Raum; es beträgt dort 33 Prozent. Allerdings beläuft sich das Volumen dort in ganzen Zahlen auf gut sechs Milliarden Euro, verglichen mit 20 Milliarden allein in Amerika.
Friedrich Löer, Partner bei der ISG Information Services Group Germany, spricht mit Blick auf die Zukunft von einem verlangsamten Wirtschaftswachstum in Europa und China. Großunternehmen "scheinen sich zudem für das zweite Halbjahr auf eine geschäftliche Abkühlung in den USA vorzubereiten", so Löer. Dennoch prognostiziert ISG dem weltweiten Markt für das klassische Outsourcing immer noch ein Wachstum von 3,2 Prozent. Einen deutlich höheren Anstieg - nämlich 25 Prozent - sagen sie dem weltweiten As-A-Service-Segment voraus. Das liegt nach Löers Worten vor allem an der steigenden Nachfrage nach Infrastructure-as-a-Service.